Dresden/Frauenkirche: „21. ADVENTLICHE FESTMUSIK AUS DRESDEN“ – DAS TRADITIONELLE ADVENTSKONZERT DES ZDF – 2.12.2023
Seit das ZDF (Zweites Deutsches Fernsehen) im Jahr 2000 erstmals zum 1. Advent ein Konzert mit Cecilia Bartoli aus der damals noch im Wiederaufbau befindlichen Frauenkirche übertrug, gehört die Ausstrahlung der „Adventlichen Festmusik aus Dresden“ mit hochkarätigen Künstlerinnen und Künstlern zu einer Tradition, die im Fernsehen die Adventszeit „einläutet“ und für Klassikliebhaber in ganz Deutschland den traditionellen Start in die Vorweihnachtszeit bedeutet.
Zusätzlich können die Dresdner und zahlreichen Gäste, die keines der heiß begehrten Tickets für das Konzert in der Kirche erhalten konnten, wie in den Jahren zuvor zeitgleich eine Live-Übertragung auf dem Neumarkt im Freien vor der Kirche auf Großbildleinwand verfolgen. Im vergangenen Jahr konnten durch das Public-Viewing und die TV-Ausstrahlung über 1,6 Millionen Menschen das Konzert erleben.
Im Inneren erstrahlt dann die Frauenkirche zusätzlich zu ihrer farbenfreudig gestalteten barocken Ausstattung in besonderer Festbeleuchtung. Sind die Lichter, das heißt, die zusätzlich aufgestellten Kerzen entlang des Mittelganges angezündet, ziehen Sächsische Staatskapelle in großer Besetzung und Sächsischer Staatsopernchor unter viel Beifall ein.
Besonders herzlich wurde Christian Thielemann, (noch) Chefdirigent der Sächsischen Staatskapelle Dresden und designierter Generalmusikdirektor der Staatsoper Unter den Linden, begrüßt, der zuletzt vor sechs Jahren bei diesem Anlass am Pult stand und es sich nicht nehmen ließ, auch in diesem Jahr dieses Konzert zu leiten. Das versprach Qualität, die noch übertroffen wurde. Unter seiner Leitung begann die Staatskapelle mit hörbarer Freude und Enthusiasmus „Prélude & Pleni sunt coeli et terra“ aus dem „Te deum“ von Marc-Antoine Charpentier, in das der Staatsopernchor (Einstudierung: André Kellinghaus) kraftvoll einstimmte. Der Ausschnitt aus dem „Te deum“, dessen erste Klänge als Euro-Fanfare bekannt und beliebt sind, wurde hier so niveauvoll interpretiert, dass mehr über die Komposition in einer neuen, erweiternden Sicht zu erfahren war.
Danach kam Hanna Elisabeth Müller, die auch schon bei einem früheren Adventskonzert mitgewirkt hat, unspektakulär und natürlich und sang mit geschmeidiger, wohlklingender, mühelos klingender Stimme und großartiger Diktion, von Orchester und Chor dezent, mit unauffälliger, aber wirkungsvoller Phrasierung begleitet, das ebenfalls sehr bekannte (und oft strapazierte) „Ave Maria“ von Franz Schubert mit so viel Einfühlungsvermögen und Ausstrahlungskraft, dass das Publikum danach ergriffen schwieg, bevor der Applaus losbrach.
Bei ihrer schönen, geschmeidigen Stimme, die sie in sehr vielen Facetten einsetzen kann, hat sie auch genügend Power, um sie bei Bedarf im genau richtigen Maß über Chor und Orchester mit sehr viel Gestaltungskraft dominieren zu lassen. Mit den gleichen Qualitäten sang sie später auch das „Gloria“ aus der „Freischütz-Messe“ von Carl Maria von Weber.
Bei dem wunderbaren Gesamteindruck jedes Programmpunktes wurde deutlich, was eine Dirigentenpersönlichkeit bewirken kann und dass sich Thielemanns Qualitäten nicht nur auf Wagner, Strauss und Bruckner erstrecken, sondern dass er sich mit der gleichen Intensität auch in die Werke anderer Komponisten vertieft und sie in ihren Feinheiten auslotet, um sie in einer Bandbreite vom sehr sensiblen, fast geheimnisvollen Pianissimo bis zum ausdrucksstarken Fortissimo eindrucksvoll gestaltet, erklingen zu lassen.
Das galt auch für Edward Elgars fein ziselierten „Nimrod“ aus den „Enigma-Variationen“ mit feinsten Nuancen in jeder Phase und stetiger Steigerung bis zum triumphalen Schluss.
Bei Ausschnitten aus dem „Lobgesang“ von Felix Mendelssohn Bartholdy, denen später die „Ouvertüre“ zu seinem Oratorium „Paulus“ folgte, vereinten sich die Stimmen von Hanna Elisabeth Müller und Mauro Peter, der ebenfalls schon einmal beim Adventskonzert auftrat, mit den Klängen von Staatskapelle und Chor und wurden zu einem wahren Lobgesang mit leicht dramatischem Touch und feinstem Ausklang durch die Kapelle.
Begleitet von der Staatskapelle steuerte Helmut Fuchs, Solotrompeter der Sächsischen Staatskapelle, sehr exakt, sehr präzise und mit klarem Ton das „Allegro molto“ aus dem „Trompetenkonzert C-Dur“ von Michael Haydn bei, und Mauro Peter sang anschließend „Der Engel“ aus den „Wesensonck-Liedern“ von Richard Wagner.
Mit einem Medley bekannter Weihnachtslieder aller Beteiligten klang das einstündige Konzert, das heißt die Aufzeichnung aus, zuzüglich dem Auftreten der Moderatorin und notwendiger Pausen, die dann bei der Fernsehsendung entfallen. Es war ein sehr niveauvolles Adventskonzert hinsichtlich des Programm-Arrangements und vor allem der Ausführung, die aber auch schmerzlich deutlich machte, was Dresden durch den Weggang Thielemanns verliert.
Aufgezeichnet am Vorabend des 1. Advent, wird dieses Konzert am 2. Advent um 18 Uhr“ im ZDF-Hauptprogramm ausgestrahlt.
Ingrid Gerk