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DRESDEN/ Carl-Maria-von Weber-Museum: KLAVIERRECITAL IN MUSISCHER ATMOSPHÄRE

17.07.2023 | Konzert/Liederabende

 Dresden/Carl-Maria-von Weber-Museum: KLAVIERRECITAL IN MUSISCHER ATMOSPHÄRE 16.07.2023

Einst lag das Dorf Hosterwitz, wo Carl-Maria von Weber, seines Zeichens Hofkapellmeister in Dresden, in einem Winzerhaus aus dem 17. Jahrhundert mit seiner Familie die Sommermonate verbrachte und die glücklichsten Momente seines Lebens erlebte, vor den Toren der Stadt. Jetzt ist die Gegend längst eingemeindet, hat aber noch etwas vom Charme ihres ländlichen Charakters bewahrt. Das seit 1948 allmählich und 1956 endgültig als Carl-Maria-von-Weber-Museum – das einzige weltweit – eingerichtete Haus ist mit seinem Garten bzw. kleinen Park zu einer schöngeistigen Oase fernab des Großstadttrubels geworden. Man taucht hier in eine vergangene Zeit ein und bleibt doch in der Gegenwart.

An diesem authentischen Lebens- und Wirkungsort Webers entstanden zahlreiche Kompositionen, seine Opern „Euryanthe“, „Abu Hassan“ und „Der Freischütz“, zu dem Weber vermutlich durch Spaziergänge im nahen Keppgrund oder durch Ausflüge in die Sächsische Schweiz inspiriert wurde, sowie viele Lieder und Kammermusik.

In den, mit Möbeln aus Webers Zeit liebevoll eingerichteten Räumen dieses, jetzt gut sanierten, Winzerhauses ist seit 1956 der, von Webers Urenkelin, Mathilde von Weber (1881-1956) beim Luftangriff 1945 aus dem brennenden Dresden gerettete Nachlass Webers mit Autographen, Bildern und Notenmaterial zu sehen. Wechselnde Ausstellungen, zurzeit eine sehr sehenswerte über die wegen des schwachen Librettos so oft vernachlässigte „Euryanthe“, sorgen für immer wieder neue Anziehungskraft. Außerdem gibt es all sonntäglich Veranstaltungen mit Konzerten, Lesungen, literarisch-musikalischen Nachmittagen und Künstlergesprächen.

Bei einem dieser Konzerte übernahm die junge, aus der Ukraine gebürtige, Pianistin Mariana Storozhenko, die in Moskau und Dresden studiert hat, sehr kurzfristig für einen erkrankten Pianisten-Kollegen, der das Publikum mit „Liedern ohne Worte“ erfreuen wollte, das Klavierrecital.

Auf ihrem Programm standen kleine Stücke großer Meister von Frédéric Chopin (zwei „Nocturnes“ op. 27 und „Prelude“ op. 28, Nr. 22, 23, 24), Heitor Villa-Lobos („Valse da dor)“, Maurice Ravel („Alborada del gracioso“ aus „Mirrors“), Franz Liszt („Ballade Nr. 2 h‑Moll“), von Sergej Rachmaninow „Liebesleid“, das man vor allem als Violin-Version von Fritz Kreisler kennt, und Alban Berg, dessen „Sonate op. 1“ bei ihrer Uraufführung 1911 statt mit stürmischem Applaus mit stürmischen Protesten aufgenommen wurde, da sie vom Wiener Publikum an Beethoven, Schubert und Brahms gemessen wurde – jetzt kann sie nicht mehr schockieren.

Da die Räume des Hauses klein sind, ist die Platzkapazität bei den darin stattfindenden Veranstaltungen nicht sehr groß. Für den Sommer gibt es eine besondere Lösung. Die Musiker spielen im Haus, die Fenster sind weit geöffnet und die Zuhörer sitzen auf der Wiese und genießen die frische Luft und die sommerliche Atmosphäre. Da die Gegend ruhig und verkehrsarm ist, geht kein Ton verloren.

Die Pianistin widmete sich mit großer Aufmerksamkeit den ausgewählten Stücken, spielte sehr exakt auf dem historischen Blüthner-Flügel und beeindruckte durch Abwechslung und Vielfalt – ein bei der anhaltenden sommerlichen Hitze gern aufgenommener musikalischer Nachmittag, der mit seiner Programmgestaltung auch die Funktion einer sommerlichen Serenade haben konnte. Als Zugabe gab es noch einen Walzer von Chopin in e‑Moll (op.posth.).

Ingrid Gerk

 

 

 

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