Oper Dortmund: Mozart: DIE ZAUBERFLÖTE am 11.11.2022
Kränzle als Papageno. Foto: Kern
Im Herbst 1987, vor 35 Jahren fing JOHANNES MARTIN KRÄNZLE an der Oper Dortmund den Beruf des Sängers an. Wenn man recherchiert, findet man: Sein Debüt war damals Konrad Nachtigall in Wagners Meistersingern, unter anderem mit Wolfgang Schmidt als Stolzing, Oskar Hillebrandt als Sachs und Franz-Josef Kapellmann als Beckmesser, und einem insgesamt hochkarätigen Hausensemble, das die westfälische Stadt unter Dirigenten Klaus Weise zu bieten hatte.
Nach diesen Anfängerjahren kehrt der inzwischen international gefeierte Bariton nun erstmals wieder an sein „Anfänger-Haus“ zurück. Ihn hat Intendant HERIBERT GERMESHAUSEN zu einem Galaabend als Papageno in der märchenhaften Zauberflöte von NICOLAUS HABJAN anlässlich seines fünfunddfreißigjährigen Jubiläums eingeladen. Diese Produktion hatte erst vor wenigen Wochen Premiere.
Man freut sich an einer sehr gelungenen Inszenierung mit Puppenspiel (Königin, Sarastro, allerhand unheimliches Getier), die aber auch den anderen Charakteren viel Raum zur Entfaltung bietet. Die Textfassung ist klassisch, die Deutung auch,- mit einer Gewichtung auf die gleichgeschaltete Gesellschafft der Männerwelt Sarastros, die nicht unbedingt als verheißungsvollere Zukunft für das junge Paar gesehen wird. Bühnenbild und Kostüme (DENISE HESCHL) bilden eine symbiotische Einheit, die Freude macht.
Neben dem klangschön singenden, musikalisch phrasierenden, und dabei beherzt und vielfarbig spielenden Jubilar Kränzle in einer seiner Paraderollen, trifft man auf MIRKO ROSCHKOWSKI als souveränen, schlankstimmigen, besonders würdevollenTamino. Und auch die Drei Damen machen bei ihren Auftritten einen sehr starken Eindruck (ELIZABETH REITER, NATASCHA VALENTIN und MARIA HIEFLINGER).
Dabei fällt bereits nach wenigen Szenen auf, dass die Dialoge nicht -wie leider oft – peinliche Überbrückungen sind, sondern lebhaftes, abwechslungsreiches Theater.
GLORIA REHMs Königin wird szenisch von einer Puppe raumgreifend dargeboten. Sie singt solide die Koloraturen, wenn auch manchmal leicht zurückgenommen, während sie den Dialog mit ihrer Tochter eindringlich beglaubigt. Diese, Pamina, wird von TANJA CHRISTINE KUHN sehr überzeugend gespielt. Stimmlich trifft sie Mozarts Stil nicht wirklich, und ihr Sopran wirkt seltsam ermüdet und intonatorisch wackelig. Für DENIS VELEVs Bass liegt der Sarastro etwas tief, aber er bringt die Ruhe für diese sonore Partie ins Feld. Auch Sarastro wird hier von einer im Rollstuhl sitzenden Puppe verkörpert und der Sänger steht dahinter singend. Nicht ganz dankbar ist das für die Singenden, so sehr die Puppen dem Publikum Freude bereiten.
FRITZ STEINBACHER ist ein Monostatos mit klarer Diktion, WENDY KRIKKEN eine besonders charmant singende und wendig spielende Papagena, MANDLA MNDEBELE ein forciert- klingender Sprecher. MARIO AHLBORN und CARL KAISER sind besonders „unheilige“, aber dadurch recht amüsante Priester und später Geharnischte.
Dortmund hat das Glück, mit der Chorakademie eingenen best- studiert und klingenden Knabennachwuchs hervorzubringen. Ein Extra-Bravo an die drei.
Der Chor (Leitung: FABIO MANCINI) singt seinen Part überzeugend.
Das Philharmonische Orchester startet mit sehr detonierten, problematischen Bläserakkorden, findet aber schnell zu einer leichten Spielart, von MONOTORI KOBAYASCHI am Dirigentenpult sicher annimiert.
Ein volles Haus, mit herrlich- gemischtem Publium ist begeistert.
Der Intendant selbst findet rührende Worte für Johannes Martin Kränzle, der sein Jubiläum ausgiebig gefeiert, feiern kann.
Damian Kern