Dortmund Konzerthaus 7. Juni 2020 – erstes Konzert seit langem mit Publikum
Konzerte aus dem Konzerthaus Dortmund wurden wie viele andere auch als Geister-Konzerte im Live-stream übertagen, insbesondere über takt1.
Gestern war es endlich wieder anders ! Dank ausgeklügeltem Hygienekonzept, so wurde eine Vertikalbelüftung des Zuschauerraums installiert, fand erstmalig seit der Corona-bedingten Schliessung wieder ein Konzert vor wenn auch nur kleinem Publikum statt. Für Musikfreunde, die keinen Platz erhielten, wurde es auch als Live-stream übertragen.
Auf dem grossen Podium des Konzerthauses war auch unter Einhaltung der Abstandsregeln genügend Raum für das gewählte Programm des in nicht grosser Besetzung auftretenden Konzerthausorchesters Berlin. Die Leitung übernahm die in der abgebrochenen Spielzeit exclusiv für Dortmund ausgewählte Leiterin des City of Birmingham Symphony-Orchestras Mirga Gražinytė-Tyla. – dies, obwohl wie sie im Februar mitteilte, sie sich auf ihr zweites Kind freut.
Als Hommage an die Heimat der Dirigentin begann das Konzert mit einem De profundis für Streichorchester der litauischen Komponistin Raminta Šerkšnytė. Dem Titel gemäß hörte man ein tiefgründiges etwas pathetisches Werk in bester baltisch-musikalischer Tradition – leise beginnend und nach mehreren Steigerungen ebenso leise und zurückgenommen endend. Es folgte das erst 1961 in Prag wiederentdeckte erste frühe Konzert für Cello und Orchester in C-Dur von Joseph Haydn, wohl für den ersten Cellisten der Esterházy-Hofkapelle geschrieben. Hier spielte es der junge iranische Cellist Kian Soltani – als junger Wilder dem Konzerthaus Dortmund verbunden. In den beiden Ecksätzen zeigte er im eher spätbarocken Wechsel zwischen Solo-Partien und Orchester schwungvolle Geläufigkeit – im sensiblen Adagio melodisches Können.
Zum Schluß erklang Beethoven´s vierte Symphonie in B-Dur op. 60 – als eher heiteres Werk auch wegen der etwas kleineren Besetzung der Freude über die Wiedereröffnung des Konzerthauses angemessen. Dabei verstand es die Dirigentin großartig, das Orchester die langsame Adagio-Einleitung fast impressionistisch spielen zu lassen, wodurch der Übergang zum sehr zügig gespielten ersten Satz umso spannungsreicher wurde. Im wunderbar melodischen Adagio – der Klarinette sei besonders gedankt – wurde der gegensätzliche dauernd pochende Rhythmus sehr deutlich. Menuett und Finale machten im passenden zügigen Tempo nur noch Freude für die Zuhörer. Diese zeigte sich dann auch im Schlußapplaus und Bravos, die sich viel stärker anhörten, als es die geringe Besucherzahl erwarten ließ
Sigi Brockmann 8. Juni 2020