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DOBBIACO/ TOBLACH/ Festival Dolomites: onzert Hildegunn Öiseth Quartet, Gustav-Mahler-Saal,/ SARAH CHAKSAD LARGE ENSEMBLE, Gustav-Mahler-Saal

08.09.2025 | Konzert/Liederabende

FESTIVAL DOLOMITES ’25 JAZZ JAZZ

Konzert Hildegunn Öiseth Quartet, Gustav-Mahler-Saal, 6.9.2025

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Hildegunn Öiseth. Foto: Max Verdoes

Hildegunn Öiseth ist Norwegerin und gilt als eine der derzeit besten Jazztrompeterinnen Skandinaviens.Sie etablierte sich in einigen Jazzformationen, ist also nicht nur als Solokünstlerin aktiv.Für dieses Konzert hat sie sich mit Espen Berg,Klavier, Magne Ormodsäter,Kontrabass und Per Oddvar Johansen,Schlagzeug, zusammen getan,und es wirkte für ein Jazzkonzert fast intim kammermusikalisch.Die Gruppe spielt weitgehend improvisierend einige längere ‚Stücke‘ als Klanggebilde,die sich in einem weitgend tonalen und eher moderatem Duktus zusammenfügen.Dabei ist Öiseths Trompete hervorzuheben,die sie aus einem ppp-Sound mit poetischer Wärme in einen zupackend kräftigen Ensembleklang zu führen versteht. Wie häufig (nicht nur) im Jazz produziert der hinter ihr plazierte Flügel oft synkopisch-kontrapunktische Elemente. Das Schlagzeug Johansens,eine ganze ‚Batterie‘,wartet dabei zusätzlich mit Ketten auf,die er sich schon mal um ein Bein bindet und wippend dabei ein wundersames Rasseln und Schnarren generiert.Wenn dann auch das norwegische Ziegenhorn,geblasen von der Protagonistin, sich zugesellt, stellt sich ein echt mystisches Hörerlebnis ein. 

Den Vogel schiesst aber Magne Thormodsäter an seinem Bass ab.Wie er  bei manchen wilderen Gangarten sein Instrument traktiert, ist auch beim blossen Zusehen eine Lust. Im Jazz wird ‚doublebase‘ ja eh nur ‚geschlagen‘,d.h.gezupft und nicht mit Bogen gestrichen.Und hier greift der Spieler in die Saiten und zieht sie dabei sicher bis zu 5 cm vom Griffbrett weg,so dass sie danach richtig vibrieren.Eine fast athletische Angelegenheit!

SARAH CHAKSAD LARGE ENSEMBLE, 7.9.25, Gustav-Mahler-Saal

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Sarah Chakdad Large Ensemble. Foto: Max Verdoes

Sarah Chakdad ist eine junge Schweizer Sopran- und Altsaxophonistin mit Ursprüngen aus dem Iran und bereichert seit über zehn Jahren mit verschiedenen Formationen die europäische Jazzszene.Das Projekt mit dem LARGE- Ensemble versteht sie als echte und gelebte Diversität und ein Plädoyer für ein friedliches Miteinder über jegliche Grenzen & Begrenzungen hinweg.Natürlich sind auch die entsprechenden Alben auf CD erschienen.

Sarah Chaksad hat für das Programm TOGETHER  nicht nur die 13-köpfige Band mit erlesenen deutschen,französischen und Schweizer Musikerinnen und Musikern,zwei Norwegerinnen und einem Brasilianer zusammengestellt,sie hat dafür auch die Kompostionen geschrieben.Wobei sie auch mit entsprechenden Soli auf die jeweiligen Musiker-innen eingegangen ist.

Das erste Soloinstrument, das schlichtweg begeistert kann,ist die Ventilposaune,erlesenen geblasen von Paco Andreo (auch Euphonium). Er bläst dabei in einem sehr hohen Bereich,was man für Posaune eigentlich gar nicht für möglich hält.Das Timbre ist dabei sehr hell und die einzelnen Töne verschmelzen nahezu vibrierend ineinander. In mehreren Kompositionen erscheint etwas wie ein hinzugefügtes Element:  Erst klarer Duktus einer instrumentalen Aussage und dann auf einmal „jazzy“ eine Vermischung und gegenseitige Unterwanderung der vorher wie genormten Aussage. Eine ‚Masche‘ scheint auch,aber das ja auch schon in der klassischen Musik, wenn das Schlagzeug in eine Kadenz plötzlich  ‚hineingrätscht‘. Das wechselt sich wieder mit nunmehr tanzartig gestalteten Melodiefloskeln ab. Bei einem Stück in der Mitte taucht unverhofft ein sehr lyrisch- melodisches E-Gitarrensolo auf, quasi vergeistigt gespielt von Fabio Gouvea. In einem assai virtuosen Flötensolo kommt hier auch das Goat Horn zum Tragen.

Mit „Tears“ erinnert Sarah Chaksad an die iranischen Frauen und ihren Kampf gegen das persische Regime. Hier kommt auch mal eine im Jazz eher seltener dolce ‚Holzbläsereinlage‘ vor mit Klarinetten und Flöten (Cathrine Delaunay, Basetthorn,Klarinette sowie Christoph Bösch, Flöte und gleichzeitig Co-Leiter des Festivals).

Das Schlussstück heisst ‚Lost‘. Hier kommt es auch zu einem fast akrobatischen Einsatz der Frauenstimme in virtuosen Höhen (Yumi Ito,vocals).Danach ein Trompetensolo in superweich fließenden Höhen,nochmal H.Öiset.- Ein knackiges  Ritornell mit schrägen herrlich schlangenhaft gewundenen Übergängen, von allen Instrumenten unisono intoniert,beendet das stark applaudierte Konzert.

Friedeon Rosen

 

 

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