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Dirigentenwerkstatt mit Michael Güttler am 25.11.2019 in der Agrana Studiobühne der Wiener Staatsoper

26.11.2019 | Themen Kultur

Dirigentenwerkstatt mit Michael Güttler am 25.11.2019 in der Agrana Studiobühne der Wiener Staatsoper:


Michael Güttler, Dr. Lang. Foto: Esther Hatzi

Michael Güttler dirigiert im November an der Wiener Staatsoper Eugen Onegin und erklärte sich zu dieser Veranstaltung dankenswerter Weise auch zwischen zwei Vorstellungen bereit. Der 1966 geborene Deutsche dirigiert seit 9 Jahren regelmäßig am ersten Haus am Ring.

Das Thema des Abends war „das Handwerk des Dirigenten“. Auf die erste Frage, was denn die Gedanken beim Rausgehen zum Dirigentenpult sind betonte Herr Güttler, dass man möglichst nichts denken sollte, denn wenn man überlegt was alles schief gehen kann (und es kann sehr viel schiefgehen!), dann hat man schon verloren. Es ist Routine ohne Reflexion. Zu dirigieren beginnt er mit einer natürlichen Bewegung. Es ist kein Automatismus sondern ein lebendiger Prozess.. Als Vergleich nannte er Laufen, auch hierbei denkt man nicht darüber nach wie man rennt. Die wichtigste Tugend eines Dirigenten ist zu erkennen, wann es läuft und dann spielen lassen. Wobei man alle 10 km einen Wegmarker gesetzt werden sollte.


Michael Güttler, Dr. Lang. Foto: Esther Hatzi

Sehr viel wurde über das Verhältnis Dirigent/Orchester gesprochen. Dazu sagte Michael Güttler unter anderem: „Dirigieren ist keine Einbahnstraße. Wenn das Orchester merkt dass Freiheit und Leitung da ist fasst es Vertrauen. Wichtig ist es, den Kontakt mit den Augen zu suchen. Es muss gelingen dem Orchester vertraut vorzukommen und das Gefühl zu vermitteln, dass es MIT dem Dirigenten besser ist. Ein Orchester ist ein großer Organismus. In Repertoiretheatern ist es wichtig, die Musiker in der Serie zu wechseln. Jeder muss alles spielen können. Es wäre vermessen zu sagen, dass immer alles sitzt.“

Die Frage, ob er sich in die richtige Stimmung für eine Oper bringen muss, z.B. in eine Tristan Stimmung, wurde von Herrn Güttler verneint. ALLES ist besonders und die Vorbereitung ist physischer Art. Unterschiede beim Dirigieren in geographischer Hinsicht gibt es für ihn nicht. Auch keine verschiedenen Spielweisen. Verschiedene Herangehensweisen sind nur von der Qualität des Orchesters abhängig.

Viele andere interessante Aspekte wurden noch erörtert, wobei ein ganz wichtiger Punkt für Hr. Güttler das Verstehen der Sprache ist. Die Sprachbeherrschung ist sehr zurückgegangen, seit Oper in Originalsprache gegeben wird. Für den Maestro, der auch russisch und italienisch wie seine Muttersprache spricht, ist es persönlich extrem wichtig das sprachliche Niveau der Opern zu haben die er dirigiert.

Es war eine extrem kurzweilige und interessante Veranstaltung, dank der schönen Sprache, der lebendigen Erzählweise und den eingestreuten Anekdoten  des Maestros.

An der Staatsoper werden wir den charmanten Dirigenten im Mai 2020 wiedersehen, wo er Don Giovanni mit Erwin Schrott und Carlos Álvarez leiten wird.

(Helena Ludwig – https://www.instagram.com/helena_ludwig_austria/)


Schlussapplaus nach Eugen Onegin (26.11.2019)  mit Furlanetto, Rebeka, Güttler und Pinkhasovich. Foto: Mag. Kohki Totsuka

 

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