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DIE NEUE CD: GÜNTHER GROISSBÖCK – GEROLD HUBER HERZ-TOD

Ein künstlerisches Glaubensbekenntnis

24.05.2018 | cd

DIE NEUE CD: GÜNTHER GROISSBÖCK – GEROLD HUBER
HERZ-TOD


Eine „Art künstlerisches Glaubensbekenntnis“ nennt derösterreichische Bassist Günther Groissböck sein neues Album-Projekt. Eine sehr persönliche Auswahl von vier Liedzyklen vonBrahms, Wagner, Wolf und Mahler, darunter die zum ersten Malvon einer Bassstimme eingesungenen „Wesendonck-Lieder“ –
zusammengefasst unter dem drastisch-plakativen Titel HERZTOD, der im ersten Moment eher an die Feststellung einerTodesursache erinnert, als an hochromantische Musik.

Neben seinen weltweiten Opernengagements spielt der Liedgesang eine wichtige Rolle in Groissböcks Leben. Schon früh entwickelte er eine große Affinität zu dem Genre, „der einzigartigen Kombination von literarischer Kunst und großartiger Musik“, wie er es nennt.

Geschichten haben ihn schon in seiner Kindheit fasziniert und Bilder, die nur mit Worten erzählt wurden, hatte er wochenlang vor Augen.
Den Sänger Groissböck reizt die unverhüllte Präsenz des Genres. „Im medialen Zeitalter ohne billige Theatralik die Zuhörer auf eine akustisch-illustrative Reise mitnehmen zu können, ist eine Herausforderung, der ich mich gerne stelle. Gemeinsam mit demPianisten ist man der einzige Gestalter und kann sich nicht hinteranderen Künstlern oder einem Orchester verstecken.“

Mit Gerold Huber ist Groissböck seit einer Zusammenarbeit im Jahre 2010 eng verbunden. Er schätzt dessen urmusikalischen Instinkt und den ganz besonderen Idealismus. Etwas, das er im musikalischen Liedpartner unbedingt voraussetzt.

Die vier Liedzyklen eint die thematische Klammer von Liebe, Tod, Vergänglichkeit und Zerbrechlichkeit, sowohl im realen wie auch im emotionalen Sinn. Ausgangpunkt waren die „Wesendonck- Lieder“ -von Richard Wagner explizit für eine Frauenstimme komponiert.
Groissböck hat eine besondere Beziehung zu diesem Zyklus, ihn fasziniert dessen Klangsprache, auch weil sie seiner Lieblingsoper „Tristan und Isolde“ an vielen Stellen so nahesteht. Eine verbindliche Geschlechtszughörigkeit hat er im Text nicht entdeckt und deshalb auch kein Hindernis gesehen, diesen Zyklus als Mann zu singen. Im Gegenteil: „Zu Titeln wie „Schmerzen“ und „Stehe still“ passt etwas draufgängerisches Testosteron sehr gut“.

Passende Lieder zu dieser Klangwelt waren nicht schwer zu finden: Mit den „Vier ernsten Gesängen“ von Brahms, die Groissböck seitseiner Ausbildungszeit begleiten, hat er einen weiteren Zyklus gefunden, der seine Intention nährt, über den anfänglichen Schockmoment des schroffen Titel HERZ-TOD hinweg, die Zuhörer bewusster und tiefer zu erreichen. Der Text ist biblischen Ursprungs und erzählt von der Liebe als größte aller Tugenden, beinahe triumphal siegend über die Mühsal der menschlichen Existenz.
Die „Michelangelo-Lieder“ von Hugo Wolf bilden wiederum eine atmosphärisch passende Ergänzung zu den „Wesendonck-Liedern“ und ähneln diesen sogar zeitweise in ihrer Ästhetik. Die ganz persönliche abgründige Version des Komponisten, Liebe, Sehnsucht und Vergänglichkeit klanglich zu umzeichnen – ein HERZ-TOD imübertragenen Sinn und für Groissböck eine Art „Bewusstseins-Reanimation für ein Organ, das doch eine viel größere seelische Bedeutung für den Menschen hat, als man ihm in unserer empirisch und wissenschaftlich geprägten Welt gemeinhin zugesteht.“

Mit der Entscheidung, die Aufnahme mit Gustav Mahlers „Rückert-Lieder“ zu komplettieren, haben sich Groissböck und Huber für einenZyklus entschieden, der einer „quasi Umarmung“ des ganzen großen und komplexen Themenbereichs gleichkommt. Reale, tonale Liebesgeständnisse, wie „Liebst Du um Schönheit“ – komponiert fürMahlers Frau Alma – und herrliche Momente des Entrücktseins („Ich bin der Welt abhanden gekommen“) geben dem HERZ-TOD eine weitere Dimension. Auch hier gilt: Eingespielt wurde das so noch nie.“

Anton Cupak

 

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