Ab 8. März 2013 in den österreichischen Kinos
DIE FANTASTISCHE WELT VON OZ
Oz: The Great and Powerful / USA / 2013
Regie: Sam Raimi
Mit: James Franco, Rachel Weisz, Mila Kunis, Michelle Williams u.a.
Wer „Oz“ sagt, denkt: „Judy Garland“. Und so lautet die erste Frage, die sich der Besucher dieser Oz-Neuverfilmung über kurz und lang stellt: Und wo ist das kleine Mädchen? Antwort: Die gibt es hier nicht. L. Frank Baum, der „The Wonderful Wizard of Oz“ schrieb, schuf damit eine ganze Kinderbuchserie, aus der man sich nach Belieben bedienen kann – wichtig ist nur, dass man von unserer Welt übergeht in eine andere, märchenhafte, skurrile, geheimnisvolle, und dass die Menschen sich unter Geistergeschöpfen finden und auch zu behaupten haben…
Hier spielt nun James Franco (er ist liebenswürdig, sieht gut aus, wirkt witzig und ist auch ein potenter Schauspieler – woran liegt es, dass er so leichtgewichtig wirkt?) einen recht schäbigen Zauberer namens Oscar Diggs, der sich auf entsprechend schäbigen Rummelplätzen umtut: Er soll ja anfangs gar nicht so sympathisch sein, sondern langsam nach dem Motto „Es wächst der Mensch mit seinen größern Zwecken“ ein besseres Individuum werden…
Zu Beginn ist alles um ihn klein und mies: Diese „Oz“-Neuverfilmung von „Spiderman“-Regisseur Sam Raimi beginnt in schwarzweiß und kleinem Format, man fühlt sich wie in die vierziger Jahre zurück versetzt. Oscar hat einige Probleme, sowohl mit Leuten, die seine mittelmäßigen Zauberkünste nicht schätzen, wie mit Damen, die ihn persönlich zu sehr schätzen, und irgendwann ist nur noch das Davonlaufen angesagt…
Und siehe da – wenn die Leinwand breit wird und man die Welt plötzlich in bunten Farben wahrnimmt, dann weiß man, was los ist: Er ist nach „Oz“ hinübergegangen, eigentlich geflogen, denn sein Flucht-Ballon geriet in einen prächtigen Wirbelsturm (ohne ein bisschen Action geht es nicht, und dergleichen ist auch kindergerecht). Und dieses Märchenland, das offenbar von Machtkämpfen entschlossener Damen zerrissen wird, wartet dringend auf den Erlöser: auf den Zauberer von Oz. Na, Zauberer ist unser Oscar ja, er schwindelt sich schnell in die Rolle von „the Great and Powerful“, wie der Originaltitel sagt. Und das Abenteuer beginnt.
Um die Wahrheit zu sagen: Inhaltlich haben die Drehbuchautoren nicht eben geglänzt – da passiert nicht viel, tatsächlich ist die Geschichte bis zur Langweiligkeit geradlinig und vorhersehbar. Unser Zauberer von Oz (oder kurz „Oz“, wie er sich nun nennt) begegnet zuerst Finley, dem geflügelten Affen, der so possierlich ist wie die Porzellanpuppe (im Original „China Girl“ genannt, obwohl sie ein WASP-Püppchen ist, aber „China“ bedeutet nun einmal auch Porzellan), die auch eine große Rolle spielt. Und dass die beiden aus dem Computer kommen, merkt man wirklich nicht, heute kann man alles imaginieren, Mensch und Fantasie verschmelzen fugenlos in den digitalen Welten.
Der Reiz des Films besteht in drei Hexenschwestern, die für die Farbe im Geschehen sorgen. Erst Mila Kunis als Theodora – super, wie Hexen heute aussehen, gestiefelt, riesig „behütet“, unendlich sexy in den Klamotten steckend, so kann man zu jeder Party gehen. Sie verströmt Erotik und sinnengesättigte Weiblichkeit, ist sehr entzückt von dem jungen Mann, der da hereinschneit, und möchte ihn sich gleich sichern – wenn er König wird, ist sie nur allzu gerne seine Königin…
Aber da haben andere Damen etwas dagegen: Wenn Rachel Weisz mit rabenschwarzem Haar als unsagbar intrigante und, wie sich bald herausstellt, bitterböse Evanora auftritt, bekommt der Film sein stärkstes Atout. Es ist zwar alles Klischee aus dem Bilderbuch, was sie machen muss, aber sie tut es mit Vergnügen und Format, es knistert und funkelt um ihre gnadenlosen Machtkämpfe.
Wie es das Märchen will, ist es aber die Blondine, die sich den Prinzen einfängt, von den anderen als die „Böse“ verfemt, aber ganz schnell unzweifelhaft als die „Gute“ zu erkennen. Und obwohl Michelle Williams als Glinda ziemlich dumm aus der Wäsche schaut, hat sie doch ein nettes Wesen, das dem Helden die Entscheidung erleichtert: Hier bleibe ich. Aus Enttäuschung darüber verwandelt sich Theodora in den Alptraum einer bösen Hexe, und Mila Kunis bekommt noch ein paar darstellerische Clous, wenn sie ihre bedrohlichen Fratzen schneiden darf…
Es ist ganz possierlich, wie hilflos James Franco als Oz zwischen den starken Damen schwankt, aber als Zauberer versteht er glücklicherweise ein bisschen von der damals neuen Technik (Schießpulverkünste, Elektrizität, frühe Kinobilder), und so kann er gegen dumme Märchensoldaten reüssieren, das Land retten, seine Blondine heiraten und so weiter…
Das alles in den nun schon üblichen 3 D-Künsten, vielen Bonbonfarben, von Komponist Danny Elfman in passende Klänge getaucht, mit reichlich Humor und ein bisschen Schaurigkeit – ja, das ist so weit ein hübscher Kinderfilm aus dem Hause Disney. Mehr aber auch nicht.
Renate Wagner