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Film: DIE FANTASTISCHE REISE DES DR. DOLITTLE

27.01.2020 | FILM/TV, KRITIKEN

Filmstart: 31. Jänner 2020
DIE FANTASTISCHE REISE DES DR. DOLITTLE
USA / 2020
Regie: Stephen Gaghan
Mit: Robert Downey Jr., Antonio Banderas, Michael Sheen, Emma Thompson (Stimme) u.a.

Vielleicht hat man auch hierzulande (wenn sicher nicht so viel wie im englischen Sprachraum) die „Dr. Doolittle“-Geschichten gelesen, Kinderbücher aus den zwanziger und dreißiger Jahren, die aber vor allem durch einen Film berühmt geworden sind. Wer an „Dr. Doolittle“ im Kino denkt, hat den eleganten Rex Harrison im grauen Cut mit Zylinder vor Augen, elegant, charmant, während Eddie Murphy später in der Rolle vergessenwert war.

Und nun Robert Downey Jr.. immerhin zwischen „Iron Man“ und „Sherlock Holmes“ darstellerisch überzeugend und an der Kinokasse erfolgreich? Downey und die immer reizvolle Story des Arztes, der mit den Tieren sprechen kann (und vor allem: sie mit ihm) – das muss doch einen Erfolg geben? Leider hat man diesmal das Gefühl, als habe Hollywood schnell eine eher schlampige Billigversion der Sache gedreht – dabei wurde ein Budget von 175 Millionen Dollar verbraten, die erst wieder herein kommen müssen. Digitale Witzchen kosten Geld.

Es beginnt auch – man ist kurz verwirrt – wie ein Animationsfilm, dann geht es „menschlich“ weiter, und schließlich ist der Mix Mensch / Digital nicht zum ersten Mal Kennzeichen der Geschichte, deren Rahmenhandlung von zwei Kindern getragen wird. Aber dann ist man bei Dr. Doolittle, und wie sieht der aus? Ein total verwahrloster Robert Downey Jr., der mit wucherndem Haar und Bart wie ein Wurzelzwerg aussieht, hat offenbar Lust auf gar nichts, trauert um seine verstorbene Frau und möchte in Ruhe gelassen werden. Bis er erfährt, dass die Queen (es handelt sich um Victoria, allerdings nicht als alte Schachtel, sondern als junge Frau in Gestalt von Jessie Buckley) schwer krank ist. Weiß der Teufel, warum gerade er sie retten muss, wird nicht ganz klar, aber das ist eben die Geschichte.

Rund um Doolittle finden sich seine (animinierten) Tiere und schnattern mit Menschenstimmen auf ihn ein: Sie sind ein bunter Haufen komischer Charaktere – vor allem die Papageien-Dame Polynesia. Nicht nur, dass Emma Thompson hören lässt (die Originalfassung lohnt sich hier wirklich), was man mit einer Stimme alles erreichen kann, sie weiß auch immer, was Doolittle zu tun hat und puscht den lustlosen Mann nach allen Regeln der Kunst. Aber da sind auch noch ein Gorilla (der manchmal furchtsam ist), ein Strauß, ein Eisbär, eine Ente, ein Hund, eine Maus, ein Tiger, eine Giraffe, ein Fuchs und andere mehr, und sie sind es eigentlich, die den Film tragen, auch wenn man dergleichen bei Disney schon oft und oft (und oft gut) gesehen hat. Sie stehlen die Show und werden vor allem jene Kinder vergnügen, die in unserer Welt noch Kinder sind – so wie man sie gestern verstand…

Die Story ist simpel: Nur Doolittle weiß, welche Pflanze die Königin retten kann. Die ist in ihrem Palast nicht nur von den üblichen Bärenmützen, sondern auch von einer Phalanx von Bösewichten umgeben (an der Spitze Martin Sheen, der das sehr süffisant macht, aber auch Jim Broadbent ist kein Guter). Doolittle muss nun, wir sind ja doch im Märchen, mit seiner Tierschar auf die geheimnisvolle, mystische Insel Eden reisen (begleitet von dem jungen Tommy Stubbins, gespielt von Harry Collett, dessen Gesicht man sich aus „Dunkirk“ gemerkt hat), wo das heilende Kraut wachsen soll.

Dort findet er wenig mehr als – immerhin – Antonio Banderas, weißbärtig, dem es Spaß macht, als Banditen-Fürst seine eigene Parodie darzustellen (auch mit dem überdrehten Akzent des Latinos). Was sonst noch passiert, ist ein ziemlich hoffnungsloses Durcheinander, von einem Regisseur (Stephen Gaghan), der Besseres gezeigt hat („Syriana“), nicht wirklich in logischen Zusammenhang gebracht. Und irgendwann ermüden auch die durcheinander schnatternden Tiere.

„Nur für Kinder“ heißt nicht, dass Chaos herrschen muss und alles so schrecklich künstlich wirkt. Bis man wieder Boden unter den Füßen gewinnt und die heilende Pflanze, die auch einem Monster abgerungen werden musste, bei der kranken jungen Queen landet, deren Tod gerade verkündet werden soll… aber nein, da ist ja noch Doolittle, der sie rettet, aber die Zufriedenheit, die in der Folge (auch von den Tieren) auf der Leinwand ausgedrückt wird, erreicht nicht unbedingt das Publikum in den Kinosesseln…

Renate Wagner

 

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