Online Merker Logo

Die internationale Kulturplattform

DESDEN/ Frauenkirche:   „FAMOUS BACH“ – ARIEN FÜR ALTSTIMME AUS BERÜHMTEN KANTATEN VON JOHANN SEBASTIAN BACH

27.11.2023 | Konzert/Liederabende
Dresden/Frauenkirche:  „FAMOUS BACH“ – ARIEN FÜR ALTSTIMME AUS BERÜHMTEN KANTATEN VON JOHANN SEBASTIAN BACH – 26.11.2023

Bach hatte offenbar eine besondere Vorliebe für die Altstimme. Ihr vertraute er die bewegendsten Betrachtungen der empfindsamen Seele an. Seine Arien in dieser Stimmlage wirken sehr innig und gehen mit ihrer dunklen Färbung besonders zu Herzen. Sie sind in seinem Werk oft die großen, innigen Momente, unter anderem im „Weihnachtsoratorium“, der h-Moll-Messe, der „Matthäuspassion und vielen seiner Kantaten im gesamten Kirchenjahr. Möglicherweise bevorzugte er auch die Altstimme, weil es zu seiner Zeit im Thomanerchor vielleicht bessere Altstimmen als Soprane gab, oder dass auch bei erwachsenen Sängerinnen die Altstimme einfach wärmer und seelenvoller klingt als ein Sopran, der oft mit Virtuosität glänzt.

Dem kommt die warme, geschmeidige Stimme der Altistin Britta Schwarz sehr entgegen, die sich als Spezialistin für Alte Musik ihre Stimme mit dem samtenen Timbre, ein Geschenk der Natur, wie sie selbst sagt, bewahrt hat. Sie ist eine Idealbesetzung für Oratorien, insbesondere der Renaissance- und Barockzeit und der Romantik. Die unforcierte Art ihres Umgangs mit den Texten, die sie verinnerlicht, wirkt sehr natürlich und lässt die Distanz zu den früheren erbaulichen Betrachtungen zu Bachs Zeit vergessen. In einer Sonntagsmusik in der Frauenkirche sang sie makellos, mit fließender Natürlichkeit, (sehr) langem Atem, Innigkeit und Stilgefühl fünf Arien aus Bachs umfangreichem Kantatenwerk, aus den Kantaten: „Brich dem Hungrigen dein Brot“ (BWV 39,3), „Sehet welch eine Liebe“ (BWV 64,7), „Lobe den Herren, der alles so herrlich regieret“ (BWV 137,2), „Erforsche mich, Gott, und erfahre mein Herz“ (BWV 136,3) und „Ich stehe mit einem Fuß im Grabe“ (BWV 156,4), letztere passend zum Ewigkeitssonntag, an dem das Konzert stattfand. .

Begleitet wurde sie von führenden Musikern der Sächsischen Staatskapelle und der Dresdner Philharmonie, die auch im ensemble frauenkirche die Musik der Frauenkirche mitbestimmen. Es waren nur fünf Instrumentalsolisten (Robert Lis, Violine, Johannes Pfeiffer, Oboe, Jörg Hassenrück, Violoncello, Tobias Glöckler, Kontrabass und Joachim Huschke, Fagott), die ebenfalls viel Erfahrung mit Bach und Alter Musik haben und gelegentlich einen Ausflug in diese musikalische Welt unternehmen, sowie Frauenkirchenkantor Matthias Grünert am Cembalo, doch welche Klangfülle, welch geschmeidiger Klang, der nicht nur bei Begleitung und Nachspiel mancher Arie faszinierte.

Zwischen zwei Arien bewies Robert Lis, einer der neuen Konzertmeister der Sächsischen Staatskapelle, mit der „Sonate in G“ für Violine und Basso continuo (BWV 1021) von Bach, einer Kirchensonate mit den typischen Sätzen „langsam-schnell-langsam-schnell“ sowie beim Nachspiel der letzten Arie mit feiner Tongebung und seinem Stilgefühl einmal mehr sein Können, auch Kammermusik gut zu interpretieren, was zu den Besonderheiten der Musiker der Sächsischen Staatskapelle gehört.

Ein besonderes Lob verdient der Oboist, der mit dem feinen, sensiblen Klang seines Instrumentes den Arien als melodisches Pendant zur Singstimme einen besonderen Reiz verlieh.

Matthias Grünert steuerte Bachs „Präludium und Fuge e‑Moll“ (BWV 548) an der großen Kern-Orgel der Frauenkirche bei. Zügig und fließend, sehr exakt, mit Vehemenz und schöner Klarheit gespielt, erfüllte sie den Kirchenraum.

Es war eine konzentrierte, sehr intensive musikalische Stunde, die eine besondere Seite von Bachs Ausdrucksmöglichkeiten beleuchtete, seine große Kunst emotionale Empfindungen so auszudrücken, dass sie auch fast 300 Jahre später noch stark beeindrucken können.

Ingrid Gerk

 

Diese Seite drucken