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DER MARSIANER – RETTET MARK WATNEY

05.10.2015 | FILM/TV, KRITIKEN

FilmCover Marsianer~1

Ab 9. Oktober 2015 in den österreichischen Kinos
DER MARSIANER – RETTET MARK WATNEY
The Martian / USA / 2015
Regie: Ridley Scott
Mit: Matt Damon, Jessica Chastain, Kate Mara, Michael Peña u.a.

Eine grundlegende Eigenschaft des Menschen ist seine Neugierde. Was man nur denken und erkennen kann, er möchte es wissen. Und besonders gern erforscht er, was ganz schwierig zu erreichen ist. Das Weltall beispielsweise. Früher den Mond. Diesmal, für das Kino und Kult-Regisseur Ridley Scott, der Mars. Den hat sich der junge Amerikaner Andy Weir als Schauplatz seines Si-Fi-Romans „The Martian“ ausgedacht, um den grenzenlosen Einfallsreichtum des Menschen zu preisen, der in einer schier aussichtslosen Situation überlebt…

Also, wir sind auf dem Mars – teils immer natürlich im Raumschiff, teils „draußen“, sprich: in der prachtvollen roten Wüste von Wadi Rum in Jordanien, wo schon David Lean Teile von „Lawrence von Arabien“ gedreht hat, eine Welt unglaublicher, grandioser Schönheit, die natürlich auch beängstigend ist.

Marsianer~1

Katastrophe gleich zu Beginn, die sechsköpfige Mannschaft von Ares 3 auf dem Mars gerät in einen Sturm. Fünf von ihnen schaffen es auf das Raumschiff zurück, nur Mark Watney fehlt – man kann mit Sicherheit annehmen, dass er tot ist. Schweren Herzens beschließt Kommandantin Melissa Lewis (Jessica Chastain wurde darstellerisch schon mehr gefordert, war aber nicht oft in einem solch aufwendigen Blockbuster dabei) die Rückkehr auf die Erde. Der Rest der Besetzung bekommt, das muss man gleich sagen, nicht sehr viel Raum in der Geschichte – Pilot Rick Martinez (Michael Peña), der Arzt Chris Beck (Sebastian Stan), der Chemiker Alex Vogel (Aksel Hennie) und die Computerspezialistin Beth Johanssen (Katie Mara), immer mit höchst zweifelnd-beunruhigtem Blick.

Aber Mark Watney ist erstens einmal nicht tot. Zweitens ist er ein intelligenter, starker Mann mit Überlebenswillen. Und drittens ist er, was ihn in diesem Zusammenhang am besten befähigt, Botaniker. Er überschlägt einmal die Vorräte, die er auf der dortigen „Bodenstation“ vorfindet, die schließlich für eine Menge Menschen gedacht sind. Und dann muss er sich etwas einfallen lassen…

Im Grunde wird der Film dann keinesfalls zu einem der berüchtigten Ridley-Scott-Reißern, sondern eine einsame Ein-Mann-Geschichte, die wenige so tragen könnten wie Matt Damon. Ruhig, gescheit, auch noch mit bitterschwarzem Humor gesegnet, was soll er auch sonst tun. Aufgeben gilt nicht. In knurrigen Selbstgesprächen treibt er sich voran.

Wie er es schafft – na ja, ein Botaniker – mitten im Nowhere Wasser zu erzeugen, eine Basis zu finden, worauf etwas wachsen kann, Dünger produziert er selbst (und hält sich sehr die Nase zu) und pflanzt Kartoffel… glaubt man es? Botaniker werden es beantworten können. Vor allem glaubt man, dass ein Mann nicht aufgibt und dass er hofft, dass irgendeines der Geräte, an denen er herumbosselt, irgendwann ein Signal zur Erde sendet…

Dort baut sich dann eine Parallelhandlung auf, als das Unglaubliche klar wird: Mark Watney lebt. Und selbstverständlich (Ehrensache) macht sich seine Crew auf, ihn zu suchen, riskiert das eigene Leben für seines. Die Heimholung des mittlerweile bis zum Skelett Abgemagerten ist dramatisch genug, aber das Gelingen steht nicht in Frage, das Happyend ist vorgeplant, so viele Bemühungen dürfen nicht umsonst gewesen sein.

Bedenkt man allerdings, dass Ridley Scott schon wirklich nervenzerfetzendes Kino geliefert hat, dann ist diese über zweistündige Überlebensstory wohl ein sehr ruhiges (um nicht zu sagen: zu langes) Epos.

Renate Wagner

 

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