Dresden / Semperoper: MATINÉE „40 JAHRE WIEDERERÖFFNUNG DER SEMPEROPER“ – 15.2.2025
An die Wiedereröffnung der Semperoper vor genau 40 Jahren erinnerte eine Festwoche mit mehreren Konzerten, der Eröffnung einer Ausstellung mit großformatigen Foto-Postern vom Wiederaufbau des Hauses im Foyer (12.2.), einer Matinée mit Rückblick auf die vergangenen 40 Jahre sowie der Aufführung des „Freischütz“ (in einer neueren Inszenierung von Axel Köhler). Nicht mit den „Meistersingern“ wurde das Opernhaus, das erst seit diesem Zeitpunkt „Semperoper“ heißt, wiedereröffnet, sondern mit dem „Freischütz“ (Inszenierung: Joachim Hertz), der als letzte Vorstellung im alten Opernhaus gegeben wurde, als alle Opernhäuser 1944 schließen mussten.
Intendantin Nora Schmid führte durch die von Johannes Wulff-Woesten arrangierte und musikalisch betreute und geleitete „Matinée zur Wiedereröffnung der Semperoper“, zu der unter anderem die „Aktiven“ der ersten Zeit von Oper, Ballett und Technik sowie junge Künstlerinnen und Künstler eingeladen waren, und leitete einige Gesprächsrunden.
Zu Beginn wurde der Raum abgedunkelt (Licht: Fabio Antoci), aber im Dunkel blieb nur die Zeit vor dem Wiederaufbau, der dann von Hoffnung auf „das Licht am Ende des Tunnels“ und viel Enthusiasmus aller Dresdner Bevölkerungsschichten getragen wurde. Davon berichteten Jan Seeger, Technischer Direktor, Friedewalt Degen, ehemaliger Leiter der Beleuchtungsabteilung und Lichtgestalter und Restaurator Hans-Christoph Walther in einer Gesprächsrunde mit Nora Schmid sehr sachlich und mit erheiternden Anekdoten.
Den musikalischen Teil gestalteten jüngere Künstlerinnen und Künstler, die die Phase der „Auferstehung aus Ruinen“ nicht miterlebt haben. Nur der Dresdner Andreas Scheibner, ehemaliger vielbeschäftigter Solist des Opernensembles, konnte von der Premiere und den ersten Aufführungen des „Freischütz“ berichten, in denen er dem Kilian Profil gab und über dessen technische Probleme bei der Umstellung vom Schauspielhaus, in dem zuvor Schauspiel, Oper und Ballett gegeben wurde, in die Semperoper, das „neue“, historische Opernhaus mit ganz anderen Größen- und Akustikverhältnissen, vorher berichtet worden war.
Der Name „Semperoper“ statt „Staatsoper Dresden“, der sich als sehr zweckmäßig erweist („Staatsopern“ gibt es viele), entstand während der Wiederaufbau-Phase, da man (selbstironisch) ein „Semper-Museum“ baute, soweit irgend möglich akribisch nach historischen Vorbildern bis ins kleinste Detail, aber hinsichtlich Verbreiterung der Bühne für bessere Sichtverhältnisse, hervorragender akustischer Bedingungen und leicht ansteigender Ränge, bei denen der Logen-Charakter auf die Rückwand projektiert wurde, leicht verändert, wodurch eine „dritte“ Semperoper entstand. Das erste, im Stil der italienischen Frührenaissance erbaute, Opernhaus von Gottfried Semper brannte 1869 ab, das zweite wurde im Bombenhagel am 13.2.1945 zerstört, wobei nur die Fassade mit dem prunkvollen Rundfoyer erhalten blieb, und das dritte ist jetzt das verbesserte zweite.
Mit frappierender musikalischer Umrahmung am Klavier zu vier Händen von Johannes Wulff-Woesten und Paolo Almeida, der unter anderem auch Celesta spielte, wurden Impressionen des Wiederaufbaus in Bildern zur Musik von Carl Maria von Weber, der eng mit der Dresdner Oper verbunden war, gezeigt und zu einer “Walzerfolge“ aus dem „Rosenkavalier“ „Impressionen zu 40 Jahren Aufführungsgeschichte“.
Die viel geschätzte Christa Mayer sang in ihrer natürlichen, ganz dem Gesang gewidmeten Art mit schöner, klangvoller Stimme Lieder von Richard Strauss und Siegfried Matthus, dessen Oper „Die Weise von Liebe und Tod des Cornett Christopf Rilke“ kurz nach der Wiedereinweihung des Opernhauses Premiere hatte.
Valerie Eickhoff, Sofia Savenko und Mario Lerchenberger, seit dieser Spielzeit neu im Jungen Ensemble der Semperoper, sowie die Mitglieder der Sächsischen Staatskapelle Sabine Kittel, Flöte, Jan Seifert, Klarinette, Simon Kalbhenn, Violoncello, und Thomas Käppler, Pauke, der mit dem Paukensolo aus „Sinfonia come un grande lamento“ des Dresdner Komponisten Udo Zimmermann, dessen Oper „Die weiße Rose“ an der Semperoper uraufgeführt wurde, einen Extrabeitrag leistete, gestalteten den musikalischen Teil mit, zu dem Wulff-Woesten eine Uraufführung beisteuerte.
Es war eine vielseitige Matinée, bei der im Rahmen der Möglichkeiten vor allem an den Neuanfang erinnert wurde, aber auch die Gegenwart ihre Stimme(n) hatte.
Ingrid Gerk