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Darmstadt: „VERDI: MESSA DA REQUIEM“

19.03.2018 | Konzert/Liederabende

Darmstadt: „VERDI: MESSA DA REQUIEM“ – 18.03.2018

Zum 5. Sinfoniekonzert im Staatstheater Darmstadt wollte man ein besonderes Oster-Sträußchen binden und setzte vor das sonst abendfüllende „Messa da Requiem“ von Giuseppe Verdi ein kontroverses Werk: „Cruciverba“ für Sprecher und Orchester des zeitgenössischen Komponisten Azio Corghi.

Der Komposition liegt das „Evangelium nach Jesus Christus“ von Jose Saramago und „Via Crucis“ von Franz Liszt zugrunde. Die vierzehn Stationen der Leidens-Passion Jesu rezitierte die Sprecherin Karin Klein im saloppen Plauderton von jeweils wenigen musikalischen Minuten-Takten und zwei Mini-Chorsätzen akustisch vom Staatsorchester Darmstadt unter Leitung von GMD Will Humburg untermalt. 35 Minuten plus Pause ergaben eine überflüssig verschenkte Stunde! Ich kann Dir nicht alle Fragen stellen und Du mir nicht alle Antworten geben die Worte im Vor- und Nach-Preludio – für wahr!

Prominente Künstler hatte man für das „Requiem“ (Giuseppe Verdi) verpflichtet, nicht alle erschienen bzw. hielten nicht was ihre klangvollen Namen versprachen. Für den Sopranpart war Kristin Lewis vorgesehen und wurde durch Natalie Karl ersetzt, keiner besonders glücklichen Wahl. Ihrer Stimme fehlte es an Ausdrucksdimension, Volumen und Leuchtkraft der Höhen. Ebenso wenig tenoralen Glanz konnte Giuseppe Filianoti vermitteln, was dem wunderschönen Arioso allen Zauber nahm. Zuweilen klang die Stimme leicht indisponiert, ob die nächtlichen überreich gefallenen Schneeflocken seine Stimmbänder bestäubten?

Urgesund präsentierten sich dagegen in bester Vokalise der Rest des Sänger-Quartetts und bildete den klangvollen Ruhepol des Ensembles. Julia Gertseva erwies sich als individuelle Künstlerin von hohem technischen Können und vortrefflicher Ausdruckskraft. Beeindruckend verstand es die Sängerin ihren farbenreichen großen Mezzosopran zu zügeln und bestens phrasiert einzusetzen.

Den solistischen Glanzpunkt krönte jedoch Georg Zeppenfeld im bestens fokussiert-fließendem Strom seiner warmen, resonanzreichen Bass-Stimme. Schon während der ersten Phrasen nahm der Sänger für sich, adelte seine Arien und Ensembles mit noblem adäquatem Schönklang des geschmeidigen sonoren Materials – einfach faszinierend!

Ungewohnt großzügig auf dem geschlossenen Graben sowie auf Stufen verteilt präsentierte GMD Will Humburg sein Staatsorchester Darmstadt. In ausladend-abrupter Gestik verleitete der Dirigent seinen Klangkörper zu instrumentaler Dynamik, teils schneidender Schärfe, analytisch-zugespitzter Lesart der Partitur und blieb so den sakralen Charakterzügen des Werkes, den feinen Differenzierungen einiges schuldig.

Der Opernchor des Staatstheaters (Alessandro Zuppardo) sowie der Chor des Musikvereins (Elena Beer) vereinten sich souverän im Unisono des wuchtigen Infernos und ließen demnach so manche nuanciert-strukturellen Details vermissen.

Kurzer keineswegs euphorischer Applaus des geforderten, vermutlich ermüdeten Publikums.

Gerhard Hoffmann

 

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