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DANIEL BEHLE „NOSTALGIA“ – WDR, Helmut Froschauer – Capriccio CD Mit Elan auf den Spuren vom Fritz Wunderlich und Nicolai Gedda

11.11.2017 | cd

DANIEL BEHLE „NOSTALGIA“ – WDR, Helmut Froschauer – Capriccio CD
Mit Elan auf den Spuren vom Fritz Wunderlich und Nicolai Gedda

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Arien der deutschen Spieloper, der französischen Romantik (in deutsch gesungen), aus Operette und als Drüberstreuer einige deutsche Schlager, die Nummer „In Köln“ sogar von Daniel Behle nach dem Vorbild von Willi Ostermann selbst geschrieben: So hätte in etwa ein Gute-Laune-Programm des großen Vorbilds Fritz Wunderlich aussehen können. In den 50-er und 60-er Jahren war es nicht verpönt, Unterhaltung und Klassik wild zu mischen, wenn die stimmliche Qualität gestimmt hat. In der Tradition großer Tenöre wie Gedda oder Jerusalem zeigt der überaus sympathische Daniel Behle, Sohn der Grazerin und im dramatischen Fach bekannt gewordenen Sängerin Renate Behle und eines Oboisten im NDR Sinfonieorchester, dass ihm die Fusstapfen seiner Vorgänger mehr als gut stehen. Der Stimme von Behle liegt zwischen lyrischem Fach und Spieltenor, wobei zunehmend metallische Farben die Höhe veredeln. Der Lohengrin wird kommen, verrät Behle im Interview im Booklet seiner neuen CD, er will aber noch nicht verraten, wann. Behle ist mittlerweile in Bayreuth ein Fixstern, wo er den Froh in „Rheingold“ und nächstes Jahr auch den David in den „Meistersingern von Nürnberg“ interpretieren wird. Am liebsten würde der Tausendsassa Behle selber eine Oper schreiben, aber erst „wenn die Kinder aus dem Haus sind.“

Die neue CD startet Behle mit „Ach, so fromm, ach so traut“ aus „Martha“ von Friedrich von Flotow. Der Höhentiger Behle ist bei Titeln wie „Horch, die Lerche singt im Hain“ aus Otto Nicolais „Lustigen Weibern von Windsor“, „Freunde vernehmt die Geschichte“ aus „Der Postillon von Lonjumeau von Adolphe Adam und erst recht bei der von der Tessitura her sauschweren Arie „Magische Töne“ aus Goldmarks „Königin von Saba“ ganz in seinem Element. Bei Franz Lehár darf es schon mal romantischer werden. Tenorale Gassenhauer wie „Freunde, das Leben ist lebenswert“ aus „Giuditta“ und  „Allein, wieder allein – Es steht ein Soldat am Wolgastrand“ aus Francois-Adrien Boildieus „La Dame blanche“ werden so manches Fanherz höher schlagen bzw. schmelzen lassen. So unbeschwert und strahlend wie einst Jan Kiepura schmettert Behle „Ob blond, ob braun, ich liebe alle Frau‘n“ von Robert Stolz.  „Ein Lied geht um die Welt“ und „Heut ist der schönste Tag in meinem Leben“ von Hans May gehen runter wie Öl. Zwei rein instrumentale Tracks (der „Holzschuhtanz“ aus Lortzings „Zar und Zimmermann“ und „Zwanzigette“ aus „Eva“ von Franz Lehár) belegen die Spielfreude und das hohe Niveau des WDR Funkhausorchesters Köln. Der großartige Helmuth Froschauer, in Wien alleine durch seine langjährigen prägenden Tätigkeiten bei den Sängerknaben, an der Wiener Staatsoper und beim Wiener Singverein eine Legende, dirigiert höchst animiert und stilsicher, comme il faut. Dieses Repertoire hat Froschauer im Blut. Auch aufnahmetechnisch bleiben keinen Wünsche offen. Für alle, die die „Leichte Muse“ und dieses gesangstechnisch hingegen so anspruchsvolle Repertoire schätzen, eine Fundgrube. Vinylfreunde werden Ihre Freude an dem gelungenen Cover haben, wo Behle sich verträumt an den Schalltrichter eines alten Grammophons schmiegt.

Was plant Daniel Behle für die Zukunft? Neben einigen „facherweiternden Rollen“ (wir sind gespannt) bereitet Behle ein neues Richard Strauss Album mit Oliver Schnyder vor, parallel dazu arbeitet er an Arrangements und Kompositionen einer Weihnachts- und einer „BehlCanto“-CD.

Dr. Ingobert Waltenberger

 

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