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CD EUGÈNE WALCKIERS: STREICHQUINTETTE Nr. 2 und 4; fabergé quintett; Es-Dur

11.08.2021 | cd

CD EUGÈNE WALCKIERS: STREICHQUINTETTE Nr. 2 und 4; fabergé quintett; Es-Dur

Veröffentlichung der Weltersteinspielungen: 10. September 2021

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Ein Teufelsflötist muss dieser aus Flandern stammende Eugène Walckier gewesen sein. Klarinette konnte er auch. Offenbar beides so gut, dass er als Militärmusiker ab 1813 in den letzten Schlachten Napoelons für gute Laune und Erbauung der geschundenen Soldaten sorgte. Half alles nichts, wie wir wissen. Waterloo setzte den aberwitzigen Bestrebungen des selbsternannten Kaisers Napoleon ein jähes Ende. Nicht so aber dem jungen Eugène.

Paris wurde zum Zentrum seines privaten und künstlerischen Lebens. Studien bei der Flötenkoryphäe Jean-Louis Tulou und in Sachen Komposition bei Antoine Reicha befähigten den schaffensfrohen Musiker, jede Menge kammermusikalische Werke für Querflöte in allen möglichen Kombinationen zu schreiben: Da finden sich Querflötenduette, Trios für Flöte, Cello und Klavier, Trios für drei Flöten, Sonaten für Querflöte und Klavier oder Querflötenquartette. In späteren Jahren beschäftigte sich Eugène Walckiers mit Quintetten für Streicher oder mit Klavier.

Das Hamburger fabergé Quintett, bestehend aus fünf Mitgliedern des NDR Sinfonieorchesters, widmet sich erfolgreich seit Jahren um die Rehabilitierung vergessener Quintett-Literatur. Als Ergebnis nach dem Motto: „Es muss ja nicht immer die Forelle sein…“ legte das Ensemble ab 2013 viel beachtete CDs mit Streichquintetten etwa von Adolphe Blanc, Ralph Vaughan Williams, Hermann Goetz oder Alexander Michailovich Lyapunov vor.

Nun haben die glorreichen und neugierigen „Fünf“ (Rodrigo Reichel, Violine, Silvia Offen Violine, Torsten Frank Viola, Sven Forsberg Cello und besonders wichtig Peter Schmidt Kontrabass), benannt nach einem ebenso glorreichen russischen Goldschmied, das zweite Streichquintett in c-Moll, Op. 94, und das vierte Streichquintett in A-Dur, Op. 108, eingespielt.

Ich stelle mir diesen Walckiers als einen seriösen Herrn und doch auch als mitteilsamen Menschen vor, ernst- und schalkhaft zugleich. In seiner Musik erkundet er äußerst auf Rhetorik bedacht harmonische Farbspiele, der Sensibilitätsgrad der melodisch reizvollen Stücke ist derjenigen von Schubert anverwandt. Das zweite Quintett in Memoriam von Georges Onslow, ist eine feine von den Übergängen her interessante Arbeit, das Quintett ist atmosphärisch bei aller salonhafter Eleganz von melancholischen Schlieren durchzogen. Von den Tonarten her folgt das Quintett im Kern der 5. Symphonie des von Onslow verehrten Beethoven.  

Das vierte, sein letztes Quartett, ist dem Geiger Emile-Théodore Magnin gewidmet. Die Verarbeitung der Themen ist ganz in raffinierter Brahmsischer Manier gehalten, sie reicht von kontrapunktisch gelehrt bis tänzerisch galant. Dynamisch und rhythmisch in alle Richtungen ausstobend, bietet sich dem Hörer Unterhaltung auf höchstem Niveau. 

Kein Wunder, dass dieser Eugène Walckiers gemeinsam mit Adolphe Blanc und Georges Onslow in Paris um die Jahrhundertmitte in den Pariser kammermusikalischen Soiréen von Gioacchino Rossini und Achille Gouffé als hochangesehene Komponisten und willkommene Gäste galten. 

Dr. Ingobert Waltenberger

 

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