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COTTBUS/ Staatstheater: TRISTAN UND ISOLDE. Cottbus, die Tuchstadt und der Stoff, aus dem die Opernträume sind

05.03.2023 | Oper international

COTTBUS/Staatstheater: „Tristan und Isolde“ von Richard Wagner

(besuchte Vorstellung 4. März 2023)

 Cottbus, die Tuchstadt und der Stoff, aus dem die Opernträume sind

 Die Wagner Oper „Tristan und Isolde“ steht im Staatstheater Cottbus auf dem Spielplan. Ein Haus, wo man die Oper nicht unbedingt vermutet. So fuhr ich am 4. März nach Cottbus und war schon vor Beginn sehr angetan. Hat sich die Bürgerschaft ein sehr schönes Theater im Jugendstil 1905 gegönnt und es nach dem zweiten Weltkrieg vor dem Abriss gerettet. Der Besucher wird vom Haus sehr eingenommen.

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Szenenfoto © Marlies Kross

Entschuldigen Sie, dass ich mit dem Bühnenbild von Philipp Fürhofer beginne. Es verschmilzt mit dem Theater selbst und öffnet den Raum in die Unendlichkeit. Eine Perfektion, die ich selten gesehen habe. So gleitet das Raumschiff durch die Ewigkeit der Nacht. So unendlich das Weltall ist die Ewigkeit der Liebe, die sich Wagner in Tristan und Isolde widmete. Ist aber diese These heute noch zeitgemäß und wie kann dieses Thema aufgeführt werden, ohne kitschig zu sein?

Der inszenierende Intendant Stephan Märki und der Bühnenbildner Philipp Fürhofer begeben sich auf die Suche nach der Unendlichkeit und wagen einen utopischen Blick auf das Neue. Durch Raum und Zeit geht die Reise der Liebenden Tristan und Isolde, eine Reise ins Innerste der Gefühle und an die äußersten Grenzen der menschlichen Existenz. Wagners „Tristan und Isolde“ lebt von den Emotionen, die er in die Rollen geschrieben hat. Was will man mehr als auch diese hören? Catherine Foster als Isolde ist ein Garant, dass die Emotionen sich mit Textverständlichkeit und ihrer ganzen Spielfreude verbinden. Viereinhalb Stunden warmer und kraftvoller Ton. Aber es ist nicht der Gesang alleine.

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Szenenfoto © Marlies Kross

Es sind auch die kleinen Gesten, die sie spielerisch uns schenkt, wie wenn sie auf die Ankunft von Tristan wartet. Ein Hauch von junger und erwartungsvoller Frau steht im Raum, wartend auf die Ankunft von Tristan, der vom amerikanischen Tenor Bryan Register gesungen wird. Im Gegensatz zu Forster merkt man bei ihm, dass er an seine Grenzen kommt, aber diese bis zum Schluss nicht überdehnt. Angesichts der schwierigen und mörderischen Partie kann ich ihm aber nur großen Respekt zollen.  Eine noch größere Balance zwischen Graben und Bühne hätte ihm wohl deutlich geholfen und ich mir vom musikalischen Leiter und GMD Alexander Merzyn gewünscht, der das Orchester aber souverän durch den Abend führt. Aber das sind Wünsche oder Jammern auf einem so sehr hohen Niveau, wie ich es vorher mir hätte niemals vorstellen können und soll auf keinem Fall die Leistung auch nur im Geringsten schmälern.

Stark beeindruckt hat mich Bass Dimitry Ivashchenko als König Marke, der mit düsterer Bedrohlichkeit aber auch menschlicher Nähe die Partie ausfüllt. Vera Egorova als Brangäne glänzte ebenfalls mit einer großen Wortverständlichkeit und grenzte sich deutlich hörbar vom Sopran der Forsters Isolde ab.  Auch gab Andreas Jäpel einen kraftvollen Kurwenal an der Seite von Tristan. Das Haus darf sich freuen, dass es für Melot und den Steuermann einen Nils Stäfe zusätzlich im Ensemble hat. Gesanglich triumphiert hier das Haus. Nicht unerwähnt soll Hardy Brachmann als Hirte, und Stimme eines jungen Seemanns sein und die Männer des Opernchores, einstudiert von Christian Möbius.

Auch hat Märki Größe in der Regie, besser seine Regie dient der Oper und ist nicht Selbstzweck, wie leider häufig sonst. Im Mittelpunkt bei Märki in Cottbus stehen die Musik und der Gesang, die fein unterstützt und interpretiert von dem bereits eingangs erwähnten Bühnenbildes und der Regie wird. Die Kostüme von Barbara Bachmann und Philipp Fürhofer schmücken diese Oper aus. Licht und Video von Diego Leetz und Bahadir Hamdemir kolorieren sie. Einfach eine besondere Klasse wie Märki mit der Dramaturgin Julia Spinola die Wagner Oper „Tristan und Isolde“ aufführen. Oper darf auch heute noch das Musiktheater im Mittelpunkt haben.

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Szenenfoto: © Marlies Kross

So verging auch der grandiose Abend kurzweilig nach über fünf Stunden und die Cottbusser Bürgerschaft dankte es allen Protogonisten*innen mit Standing Ovation, „Brava“ Rufen und einen langen, in rhythmischem Klatschen endenden Applaus. Die Zugereisten werden verwundert wahrgenommen haben, wozu auch ein kleines Staatstheater in der Lage ist, wenn das Haus es auch will. Ein Besuch dieser Inszenierung kann ich nur empfehlen.

Weitere Vorstellungen können noch am 27. Und 30. Mai 2023 besucht werden.

Cottbus, den 6. März 2023

 

Carl Osch

 

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