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Concerti von Prinz Johann Ernst von Sachsen-Weimar bei audite erschienen

Lebendiges und reizvolles Konzertieren

25.07.2019 | cd

Concerti von Prinz Johann Ernst von Sachsen-Weimar bei audite erschienen

Lebendiges und reizvolles Konzertieren

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Es sind ausgesprochene Raritäten, die hier zu hören sind. Das Musikleben im Roten Schloss erhält einen neuerlichen Impuls, als Prinz Johann Ernst im Jahr 1712 zu einer Kavalierstour nach Holland und Belgien aufbricht. Für Johann Ernst ist das eifrige Komponieren eine Art Weltflucht, denn der 17jährige war schwer erkrankt. Dass die Werke des Prinzen erhalten blieben, verdankt sich einem harten Schicksal. Um die sich ausbreitende Geschwulst am Bein loszuwerden, bricht Johann Ernst im Sommer 1714 ins Hessische auf. Hier lernte er Georg Philipp Telemann kennen und freundete sich mit ihm an. Aber die Geschwulst erfasste den Bauchbereich des Prinzen und daran starb der erst 18jährige am 1. August 1715 in Frankfurt. Kein Geringerer als Johann Sebastian Bach bearbeitete vier Konzerte Johann Ernsts für Tasteninstrumente.

Das vorzüglich und auch temperamentvoll musizierende Thüringer Bach Collegium unter der Leitung von Gernot Süßmuth interpretiert die Concerti mit kontrapunktischem Feinschliff und Esprit. Dies zeigt sich schon beim Concerto Nr. 3 e-Moll und dem Concerto Nr. 4 d-Moll, wo die thematischen Verbindungslinien ausgesprochen kristallklar herausgearbeitet werden. Die zu Lebzeiten Johann Ernsts in Weimar entstandenen Stimmensätze gelangten als Geschenk in den Besitz des Hofes zu Württemberg-Stuttgart und werden heute in der Rostocker Universitätsbibliothek aufbewahrt. Auch beim Concerto Nr. 5 in E-Dur entfaltet sich ein geradezu sphärenhafter spieltechnischer Zauber, der sich wie ein irisierender Klangteppich suggestiv ausbreitet. Auch beim Concerto für zwei Violinen C-Dur sind die Musiker bei dieser Einspielung ganz in ihrem Element, arbeiten den konzertierenden Charakter facettenreich heraus. Es kommt so zu einem bewegenden Zusammenspiel. Zuweilen könnte die klangliche Balance noch etwas präziser und ausdrucksvoller sein. Rupprecht Drees imponiert als strahlkräftiger Trompeter beim Concerto D-Dur, wo insbesondere der Largo-Satz besonders feinnervig heraussticht. David Castro-Balbi (Violine) überzeugt mit spieltechnischem Tiefgang als Solist des Doppelkonzerts, während Irina Zwiener (Violine), Raphael Hevicke (Violine), Jürgen Karwath (Viola), Dagmar Spengler-Süßmuth (Violoncello), Christian Bergmann (Kontrabass) und Jörg Reddin (Cembalo) den gesteigerten Ausdruck dieser frühreifen Kompositionen genau treffen. Die poetische Idee dieser Musik wird hier nicht immer gleich intensiv herausgearbeitet, besitzt jedoch eine starke Melodik. Das harmonische Bild gefällt durch die Vielseitigkeit seiner harmonischen Bilder. Manchmal spürt man sogar schon mozartische Innigkeit. Elektrisierende schöpferische Spannungskraft und beseelte tönende Formen erreichen zuweilen fast verinnerlichte klangliche Reife und Klarheit – und dies vor allem bei den Concerti Nr. 2 a-Moll und Nr. 6 g-Moll. Akustisch wirkt die in der Johann-Sebastian-Bach-Kirche Arnstadt entstandene Aufnahme durchaus weiträumig (audite 97.769). 

Alexander Walther

 

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