Ab 13. August 2015 in den österreichischen Kinos
CODENAME U.N.C.L.E.
The Man from U.N.C.L.E. / USA / 2015
Regie: Guy Ritchie
Mit: Henry Cavill, Armie Hammer, Alicia Vikander, Hugh Grant, Elizabeth Debicki u.a.
Dafür, dass die US-Serie „Solo für O.N.C.E.L.“ in den sechziger Jahren gerade fünf Jahre lang lief, mit 105 Folgen allerdings, ist sie erstaunlich gut im Gedächtnis geblieben. Ihre Hauptfiguren hatten allerdings mit „Napoleon Solo“ und „Illya Kuryakin“ durchaus einprägsame Namen, und die Schauspieler Robert Vaughn und David McCallum sind, obwohl sie auch in Filmen anderes spielten, im Grunde nur in diesen Rollen berühmt geblieben. Weil Tausende Fernsehsender in aller Welt ununterbrochen 24 Stunden lang senden müssen, tauchen auch diese alten Serien wieder auf.
Nun ist die Filmindustrie, die sich permanent aus der Vergangenheit bedient, auch auf die Männer von U.N.C.L.E. (damit man weiß, was das sein soll: „United Network Command for Law Enforcement“) gekommen, und zumindest in der Wahl des Regisseurs hat man optimal gegriffen: Guy Ritchie (der es nicht verdient, dass man immer an seinen Status als Ex-Gatte von Madonna erinnert) ist ein Mann, der durchaus auch Lust an Optik und Lust an Nostalgie zeigt – man sah es an seinen köstlichen „Sherlock Holmes“-Verfilmungen mit Robert Downey jr. So wie er damals das Viktorianische London auf der Leinwand erstehen ließ, genießt er es nun geradezu, die Welt der sechziger Jahre zu beschwören.
Der Film beginnt mit einer erstaunlichen Sequenz, die im einstigen Ostberlin spielt – wer es kannte, den Checkpoint Charlie, die öden Häuser, die Trostlosigkeit, wird erstaunt bewundern, wie dies gleichsam zum Leben erweckt wird. Wenn sich der Held dann über die Berliner Mauer in den Westen schwingt (!), ist der Spaß komplett und man weiß, worum es geht: Das Lachen über eine schlimme Zeit, die man als „Kalter Krieg“ bezeichnete (und wo eine US-Serie des Unmögliche postulierte: die Zusammenarbeit eines amerikanischen und eines russischen Agenten!!!).
Die Bösewichte sind, wie in den alten James-Bond-Filmen, mit einer Atombombe ausgestattet, hinter der Amis und Russen gleicherweise her sind, also jeder einen Spitzenagenten losschickt, die ausnahmsweise gemeinsam agieren müssen. Gebaut wurde eine solche Bombe natürlich von den hier und dort gekidnappten deutschen Wissenschaftlern, und so ist der neue Napoleon Solo in Ostberlin unterwegs, um Gaby Teller, die Tochter des Bombenbauers, auf der Suche nach dem Papa mitzunehmen…
Diese Gaby ist ganz à la Audrey Hepburn gestylt, so wie die „böse“ Lady mit dem schönen Namen Victoria Vinciguerra ganz wie weiland Faye Dunaway herbeistöckelt und die Herren teilt britische Eleganz, teils russische Rustikalität verströmen… es ist schlechtweg ein optisches Fest, das sich da abspielt.
Es führt von Berlin nach Rom und schließlich auf eine Felseninsel, die Bond-Parodie ist perfekt, und alle spielen ihre Rollen mit lockerem Unernst, der dem Geschehen angemessen ist. Dieses hat zwar die eine oder andere Action-Feinheit zu bieten (in altmodischen Autos rasant durch Ostberlin zu kurven, ist auch spaßig), bezieht aber die Haupteffekte aus dem Reiz des Milieus.
Wie glücklich wird man mit Neubesetzungen von Rollen, die ihre prägenden Originale haben? Der Brite Henry Cavill – der auch der neue Superman ist und mit Napoleon Solo nun schon die zweite Rolle an Land gezogen hat, die viele Fortsetzungen verspricht – ist zwar hauptsächlich schön und ein bisschen steif, weniger als Briten-Parodie (was es ja in diesem Fall nicht sein soll), denn aus Mangel an Ausstrahlung. Aber dafür macht Armie Hammer als „Russe“ recht amüsante Figur, auch wenn er „nur“ der zweite im Spiel ist – er hat ja schon in „Lone Ranger“ an der Seite eines wirklich ausflippenden Johnny Depp gezeigt, dass er sich nicht unterbuttern lässt.
Und mit der Schwedin Alicia Vikander, die man schon in der „Struensee“-Verfilmung entdeckt hat, gibt es nun ein bemerkenswertes Gesicht für den amerikanischen Film – sie ist attraktiv, witzig, geschmeidig, souverän und ein echtes Vergnügen. Wobei man sagen muss, dass ihre blonde Gegnerin Elizabeth Debicki mit ähnlicher Souveränität ein Rollengenre parodiert.
Der Film spielt sich mit vielen Sprachen, Englisch und Russisch, Italienisch und Deutsch, wobei die „Deutschen“ echt besetzt sind, Sylvester Groth als geheimnisvoller „Onkel Rudi“ der Heldin und Christian Berkel als ihr Bomben-fertigender Vater. Das ist dann echt Deutsch, während das, was die schöne Frau Vikander als Deutsch ausgibt (sie soll ja eine Deutsche sein!), von keinem kompetenten Coach erarbeitet wurde. Aber wer will einer solchen Frau irgendetwas vorwerfen?
Am Ende sollten sich der Amerikaner und der Russe, nach erfolgreicher Aktion von CIA und KGB wieder als Feinde betrachtet, gegenseitig umbringen, aber keine Angst, die Kerle haben sich sogar schätzen gelernt. Und weil, man darf’s verraten, der britische Geheimdienst auch fest mitspielt und in Gestalt von Hugh Grant Pointen verstreut (dessen einstige Schönheit mit Mitte 50 begreiflicherweise bröckelt – das kommt davon, wenn die Optik das primäre Kapital war), werden unsere Drei (eigentlich sind es unsere Vier, denn Grant gehört ja jetzt und künftig auch dazu) erneut zum Team zusammen gespannt. Das nächste Abenteuer, so wird schon angekündigt, soll in Istanbul spielen.Vielleicht wird Henry Cavill im nächsten Film ein bisschen lockerer – die anderen können genau bleiben, wie sie sind.
Und nicht vergessen: den Regisseur. Guy Ritchie ist ein Garant für Stil und Witz.
Renate Wagner