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COBURG/Seebühne Bad Staffelstein: DIE FLEDERMAUS

05.08.2018 | Operette/Musical

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Coburger Sommeroperette, Seebühne Bad Staffelstein, Strauß: Die Fledermaus, 

Vorstellung am 4.August 2018

 Bei wärmsten Außentemperaturen bot sich ein Besuch im Kurpark von Bad Staffelstein an, in dem eine kleine Pavillonbühne steht und sich selbstbewußt Seebühne nennt.

Johann Strauß´ Klassiker „Die Fledermaus“ steht auf dem abendlichen Programm.
Regisseur GERNOT KRANNER muss hier mit wenig auskommen. Wenn man es Bühnenbild nennen will, so stehen vier Stellwände, ein Sessel, eine Art Lang-Kanapee, ein Tisch und ein paar Stühle, zusammengefunden aus allen Epochen, auf der Bühne. Dahinter sitzt das Orchester.
Wahrscheinlich sind auch die Kostüme aus dem Fundus eines Stadttheaters geborgt, aber das stört alles nicht, denn das Budget der Produktion wird ziemlich schmal sein.

Kranner gelingt eine tadellos gearbeitete, im guten Sinn konventionelle Version und er animiert ein spielfreudiges Ensemble. Bühnenzauber oder Raummagie kann man hier nicht bieten.

Technisch wird es gleich zu Beginn leider dann sehr provinziell, als schon dem ersten Sänger, Alfred, das Mikro versagt, bzw. unerträgliche Störgeräusche produziert. In den Augenblicken, wo es ganz ausfällt, hört man seine schöne Stimme pur und fragt sich, warum man so eine platte und dilettantische Verstärkung überhaupt braucht.
Alles vergröbert sich dadurch und stimmliche Feinheiten gehen verloren. Aber diese unsinnige Verstärkung hält ja in vielen (Freilicht) -Bühnen Einzug,- kein Fortschritt, sondern eine Abstumpfung des Publikums entsteht dadurch.
Tontechnisch bleibt der Abend auch im Verlauf eine Zumutung.

Aber man wird von einem engagierten Sängerensemble überrascht:
EUGENE AMESMANN ist ein selbstgefälliger Eisenstein mit gut sitzender Tenorstimme und, wenn auch als eifersüchtiger Ehemann manchmal wenig in Rage, so doch mit dem Gefühl für die sichere Pointe. Seine Gattin UTE ZIEMER singt mit samt- warmen Sopran die Rosalinde souverän und spielt u.a. die Ungarin mit dem nötigem Paprika. MARTIN LECHLEITNER bringt einen frisch- unverbrauchten Tenor als Alfred ein und spielt auch engagiert; er könnte seine hier zahllosen Opernzitate noch mehr auf den Präsentierteller heben. Die Adele ALICE WAGINGER– in der ersten Arie mit Kopfstand und Spagat als Zugabe mitten im Gesang- hat die nötige Leichtigkeit in der Stimme und den perfekten Stubenmadl- Dialog- Ton.
ALOIS WALCHSHOFER hat das Charisma eines Lebenmannes, das dem Dr. Falke sehr gut steht. Seinen reifen Bariton bringt er ensembledienlich unter. Der Gefängnisdirektor Frank wird schrullig und kauzig von JOHN SWEENEY gestaltet, während ADELHEID BRANDSTÄTTER den Prinzen Orlowsky tadellos singt. URS MÜHLETHALER komplettiert die Solistenriege als sympathischer Frosch. Die kleinen Rollen sind adäquat besetzt und der Chor der Sommeroperette (nicht verstärkt gut singend ) gibt sich auch szenisch viel Mühe.

Problematisch wird die Aufführung musikalisch, da Dirigent STEFAN MEIER und sein Orchester komplett hinter den Sängern sind und es vorne für die Sänger auch keine Monitore gibt. So werden Tempoübergänge und Rubati zum Glücksfall. Überhaupt klingt das Orchester der Coburger Sommeroperette doch recht überfordert: den zahlenmäßig hoffnungslos unterlegenen hohen Streichern ist die Partitur hörbar zu schwer, und vieles klingt doch rustikal und vordergründig, als duftend leicht.

Dank den Solisten aber ist es ein heiterer, gelungener Abend eines sehr kleinen Sommerfestivals, das auch nicht mehr als das sein will, Seebühne hin oder her. (Es ist eher ein Teich in Bad Staffelstein).

Christian Konz

 

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