CLAUDE DEBUSSY/ KAROL SZYMANOWSKI: MASQUES – CATHY KRIER Klavier CAvi-music CD
Ja, sie hat es: Dieses Etwas an rieselndem Fluidum, an funkelndem Sternenstaub, an konzentrierter Versenkung und vor allem jenes schwebend Irisierende, das Debussys Klavierstücken erst den einzigartigen Zauber verleiht, der uns der Welt entrückt. Selbstredend verfügt die junge luxemburgische Pianistin Krier über die Technik, die Anschlagskultur und die Musikalität, die vielen schon als oberste Distinktion genügen. Cathy Krier darf aber zudem jene Aura für sich in Anspruch nehmen, die die musikalischen Klanggemälde Debussys in akustische Lichtspiele wandelt. Sie stellt in ihrem jüngsten Album sieben Stücke von Claude Debussy (Images Books I &II, Masques) der dreisätzigen Komposition Karol Szymanowskis – ebenfalls mit dem Titel Masques – gegenüber.
Dabei ist die Zusammenstellung weniger intellektuell oder konzeptuell begründet (beide Komponisten werden landläufig dem Impressionismus zugerechnet), sondern eher aleatorisch entstanden. Wie die Pianistin selbst betont, hat der Zyklus Szymanowskis mit Debussy Masques überhaupt nichts zu tun, sondern ist die Auswahl vielmehr „als lustiger Zufall“ in ihrem familiären Naheverhältnis zum polnischen Exzentriker zu finden. Ihr Vater hat als Geiger Szymanowskis Stücke oft zu Hause gespielt, sein Lehrer hat sogar noch mit Szymanowski selbst musiziert.
Cathy Krier will dementsprechend weniger Gemeinsames hervorkehren als Unterschiede fassbar machen, in Stil, Klang und Struktur der Stücke. Karol Szymanowskis Masques wurden 1915/16 geschrieben. Die einzelnen Sätze (Sheherazade, Tantris le Bouffon, Sérénade de Don Juan) porträtieren bzw. karikieren drei kulturhistorisch bekannte Themen. Verwegen ist etwa die Geschichte um Tantris (Anagramm für Tristan), der mithilfe einer Narrenkappe zur geliebten Isolde vordringen will. Nur läuft das Ganze nicht nach Wunsch und Isolde lässt ihn in den Hundezwinger werfen. Gott sei Dank erinnert sich der Hund an ihn und lässt ihn ungeschoren.
Das anspruchsvolle Album bereitet ungetrübtes Hörvergnügen, die bisweilen kühl scheinende Distanziertheit kommt der Durchhörbarkeit und Transparenz des Klangs zugute. Empfehlung.
Dr. Ingobert Waltenberger