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CHICAGO / CIBC Theatre: Musical „HAMILTON“ wird zum Welterfolg

24.10.2019 | Operette/Musical


Hamilton g. Copyright: Joan Marcus

Chicago / CIBC Theatre: Musical „HAMILTON“ wird zum Welterfolg,  Oktober 2019

„A Star is born“ – dieses Superlob erhält zumeist eine Sängerin und ein Sänger oder eine Schauspielerin und ein Schauspieler. In den USA ist jedoch ein Rap-Musical zum Star geworden: „HAMILTON“.

Das hat sofort begeistert und war nach der Premiere am 20. Januar 2015 in New York ständig ausverkauft. Ähnlich war und ist es noch in Chicago, wo das Stück am 27. September 2016 startete und noch bis zum 5. Januar 2020 im CIBC Theatre läuft. Im Dezember 2017 kam es in London heraus.

Die Inszenierung, die mitreißende Musik von Lin-Manuel Miranda, der die schmissigen Songs auch textete, und die Story an sich erwiesen sich sogleich als eine Erfolgsmixtur. Direktor Thomas Kail sorgte für eine perfekte Darbietung, Alex Lacamoire für ein frisches und animierendes Klangerlebnis. Die schönen  Kostüme im Stil des 18. Jahrhunderts hatte Paul Tazewell entworfen. Die knackige Choreografie war/ ist Andy Blankenbuehler  zu verdanken. Das so entstandene Gesamtkunstwerk gewann elf Tony Awards und den Pulitzer Preis, das Musical-Album dann einen Grammy.

In Chicago war das Interesse besonders groß. Die Besucherzahlen übertrafen sogar die in New York, lobte Produzent Jeffrey Seller. Nach mehr als drei Jahren Laufzeit, die im Januar 2020 endet, werden nach 1.341 Vorstellungen 2,6 Millionen dieses Musical erlebt und gefeiert haben, was fast Chicagos Bevölkerungszahl von 2,7 Millionen entspricht. 32.000 Schülerinnen und Schüler haben sich mit ihren Lehrerinnen und Lehrern dort dieses Stück angeschaut und gleichzeitig viel über die Geschichte der USA gelernt.

Das Musical, ein Zweiakter, kreist um Alexander Hamilton (1755/1757 – 1804), einen der Gründungsväter der Vereinigten Staaten von Amerika. Nach der von Ron Chernow geschriebenen Biografie war er ein unehelich geborenes Waisenkind, aber hochbegabt, fleißig  und zielstrebig.


Hamilton f. Copyright: Joan Marcus

Der junge Einwanderer aus der Karibik schaffte es zwischen Kriegen mitsamt Machtgerangel und Intrigen bis ganz nach oben, hat mitgeschrieben an der US-Verfassung und war der erste Finanzminister des jungen Staates. Auf dem 10-Dollar-Schein ist er abgebildet. Im Laufe der Jahre wurden jedoch frühere Freunde zu Feinden. Im Duell mit seinem Rivalen Aaron Burr fand er den Tod.

Dennoch kommt  die gesamte Story sehr locker und angereichert mit komischen Nummern daher. Die Liebe zu seiner Frau, die Eifersucht ihrer Schwester, ein Sex-Skandal und der tragische Tod seines Sohnes, ebenfalls im Duell, fehlen auch nicht. Ein spannendes Leben und die Geburtsphase der USA ziehen mit vielen in Ohren und Herz gehenden Musiknummern vorbei. Die bereits erwähnten schöne Kostüme und ein echt knackiges Ballett sind weitere Pluspunkte. Die in Chicago erlebte Aufführung hat mich voll begeistert.


Hamilton a. Copyright: Joan Marcus

Denn „Hamilton“ ist wirklich Weltklasse, selbst wenn nun andere singen und tanzen als die Premieren-Crew vor mehr als drei Jahren.  Die USA haben offenkundig ein beneidenswert großes Reservoir an attraktiven, bestens ausgebildeten und mit vollem Einsatz agierenden Künstlerinnen und Künstlern. Und wie zu Beginn sind die Rollen der Gründerväter und anderer Protagonisten zumeist mit afroamerikanischen und Latino-Darsteller/Innen besetzt mit dem erklärten Ziel, „das Amerika der Gegenwart wiederzuspiegeln“. 

Diese lebensfrische Perfektion ist zugleich eine Herausforderung, zieht doch „Hamilton“ weiter nach Hamburg und soll dort im Herbst 2020 in deutscher Sprache starten. Die vielen Songs geschickt zu übersetzen und versierte Interpreten zu finden, die singen und rappen können, wird  nicht leicht sein, aber hoffentlich gelingen.   Ursula Wiegand

 

 

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