CDs-Klaviermusik mit ungewöhnlicher Programmatik

„CHIAROSCURO“ – ZLATA CHOCHIEVA spielt Werke von Wolfgang Amadeus Mozart und Alexander Scriabin; naïve

„Die Finsternis hat das Licht adoptiert, um sichtbar zu werden“ Robert Fludd

Das Album ist zuerst als Hommage an Alexander Scriabin zu seinem 150. Geburtstag am 6.1.2022 gedacht. Die russische Pianistin Chochieva sieht Scriabin eher in der Tradition der Klassik denn der Romantik, außerdem käme Scriabins musikalische Sprache derjenigen von Mozart sehr nahe. „Für Scriabin musste eine musikalische Form vollendet sein wie ein Kristall; er sprach auch von der großen Rolle, die die Mathematik in der Komposition spielt. Die Vollkommenheit im Phrasieren, die Polyphonie und die formalen Proportionen ebenso wie das Konzise, das Fehlen überflüssiger Noten – all das verbindet Scriabin mit Mozart: eine interessante Mischung von Schematismus und höchster Intuition.“ Zum Beweis der These dürfen Mozarts „Neun Variationen in D-Dur über ein Menuett von J.P. Duport“ K 573, gefolgt von Scriabins „Fünf Préludes Op. 15, dessen dritter Klaviersonate in fis-Moll Op. 23, Mozarts „Zehn Variationen in G-Dur über „Unser dummer Pöbel meint“ von C.W. Gluck K 455 gegenübergestellt den „Fünf Préludes Op. 16“ und der Klaviersonate Nr. 10 Op. 70 von Scriabin antreten. Den Schlusspunkt der CD bildet die Gigue in G-Dur K 574 von Mozart.

Licht und Schatten. Wie Luisa Imorde gelingt es Zlata Chochieva, jedem Stück stilistisch und in ihrer stupenden Einzigartigkeit musikalische Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, fern aller Stereotype und festgefahrenen Vorstellungen. Die Pianistin, die am Moskauer Konservatorium und am Mozarteum Salzburg studiert hat, eint hier programmatisch Biographisches mit mutig gedachten Querbezügen im Werk zweier besonderer Hitzköpfe der Musikgeschichte. Beeindruckend!

Dr. Ingobert Waltenberger