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CHEMNITZ: LOHENGRIN. Premiere

26.01.2020 | Oper


Mirko Roschkowski, Cornelia Ptassek. Copyright: Nasser Hashemi

Oper Chemnitz Premiere „Lohengrin“ am 25. Januar 2015

 Glanzvoller Auftakt mit Lohengrin als Vorgeschmack auf den Ring-Zyklus Ostern und Pfingsten 2020 in Chemnitz. Eingefleischte Wagnerianer reisen quer durch Deutschland um irgendwelche Wagnerproduktionen zusehen, und so wurde auch hier in den Pausen nicht nur gefachsimpelt, sondern ebenso auch für die Premiere „Die Meistersinger von Nürnberg“ unter der musikalischen Leitung von Christian Thielemann (30.Januar, Semperoper), mit den ergatterten Eintrittskarten von Seiten einiger Anbieter hier vor Ort gefeilscht. Hier wird neben Beethoven derzeit ein wahrer Wagnerkult betrieben und das Geschäft boomt nicht nur was die Wirtschaft betrifft. Ist es da zu verwundern, dass auch das Opernhaus Chemnitz am Tag der Lohengrin Premiere bis auf dem letzten Platz ausverkauft war?

Doch abgesehen von der sehr statischen und nicht gerade sehr einfallsreichen Inszenierung von Joan Anton RECHI bot sich zumindest musikalisch einiges, nämlich ein derart überdimensionaler Klangkörper, der nicht nur der Wagnerschen Musik gerecht, sondern vom orchestralen und auch was die Stimmgewalten der einzelnen Sänger und des Chores betraf und der zu einem absoluten Highlight des Abends wurde. Dank eines gut ausgestatteten Opernensembles kann dieses Opernhaus mit schwierigeren und anspruchsvolleren Opernwerken durchaus konkurrieren, da hier durch Qualität und Leistung ein ausgesprochen gutes Musiktheater entstanden ist. Denn Wagner zu singen stellt an jeden Sänger eine sehr hohe Herausforderung, wobei insbesondere an diesem Premierenabend der aus Dortmund stammende Mirko ROSCHKOWSKI in der Partie des Lohengrin mit einer wahren Bravourleistung sein Publikum überzeugen konnte. Stationen wie die Semperoper Dresden, Staatsoper und Komische Oper Berlin, Staatsoper Stuttgart und Leipzig führten ihnen ebenso nach Wien, Graz und zu den Seefestspielen Mörbisch. Der Schmelz seiner Stimme, sein unvergleichbarer Belcanto, welcher von so einer Ästhetik und einem kultivierten Gesangsstil zeugt, womit er auch in vielen Mozartopern brilliert, sind von so einer unfassbaren Schönheit und das Ergebnis eines Stimmniveaus, welches zur Freude des Hörers unvergessen bleibt. Ebenso als Lied- und Oratoriensänger auf internationalen Konzertpodien, macht er als Tenor nicht nur eine gute Figur, sondern überzeugte an diesem Abend mit voluminöser Vielfalt in Darstellung und Gesang. Weitere Qualitäten sind bei Cornelia PTASSEK als Elsa von Brabant zu beobachten, die in ihrem Sopranfach mit einer gewaltigen Höhe brillierte, aber leider doch  in der Mittellage einige Schwachstellen zeigte. Jedoch war sie sängerisch und darstellerisch durchaus eine Bereicherung in dieser Premierenbesetzung. Ebenso wie die Kollegin Stéphanie MÜTHER als Ortrud, hier mit allen stimmlichen Facetten ausgestattet, in ihrer dämonisch präsenten und stimmlich überragenden Darstellung überaus überzeugend ihr vielseitiges Talent unter Beweis stellen konnte. Die fix zum Ensemble gehörende Sängerriege wie Magnus PIONTEK als Heinrich der Vogler, Martin BÁRTA als Friedrich von Telramund und Andreas BEINHAUER als Heerufer des Königs erwiesen in den schwierigen Partien stimmliche Flexibilität und überzeugten mit metallischem Glanz und präsenter Darstellung. Opulent und beeindruckend ebenso der Chor unter der Leitung von Stefan BILZ, der  zwar durch die Regie eher statisch in Szene gesetzt, aber das machte dem gesamten musikalischen Ablauf keinen Abbruch. Ebenso wie das aus Stahl und Eisen bestehende Bühnenbild (Sebastian ELLRICH), wo nur durch die einzelnen Szenenwechsel durch Einsetzen der Drehbühne ein wenig Bewegung in das Gesamtspiel kam.

Unter dem Dirigat von Guillermo Garcia CALVO entsteht ein fulminanter, beinahe überdimensionaler Klangkörper der Wagnerschen Töne, die in ihrer gesamten musikalischen und geballten Kraft mit einer ungeheueren Spannung geladen, nicht nur die Wagnerianer sondern auch das bestehende Chemnitzer Opernpublikum derart in Atem versetzt, sodass der Applaus zunächst zögernd, dann aber in wenigen Sekunden in euphorische Begeisterungsstürme verfällt. Calvo beweist einen präzisen, transparenten und sinnlichen Klang. Ebenso sängerdienlich achtet er hier auf Tempi und Piano und lässt alles zu einer musikalischen Einheit verschmelzen. In allem musikalischen Genre beweist sich Calvo insbesondere auch für Wagner Opern als zuverlässig, überrascht mit zauberischen Klängen und atemberaubenden Steigerungen.

Zwanzigminütiger Applaus ist auch an diesem Opernhaus relativ selten, aber mit dieser so musikalischen und stimmlich überwältigenden Produktion ergeben sich doch immer wieder glanzvolle Momente die einen Kultstatus erreichen.

Somit kann man auf den Ring-Zyklus Ostern und Pfingsten jetzt schon gespannt sein – und wer freut sich nicht, um weiterhin dem Wagnerfieber zu frönen.

Manuela Miebach

 

 

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