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CHEMNITZ: EMIL UND DIE DETEKTIVE- Musical nach Erich Kästner

Ein Musical für die ganze Familie

26.03.2018 | Operette/Musical

Chemnitz: „EMIL UND DIE DETEKTIVE“ – 25. 3. 2018

Mit einem „Musical für die ganze Familie“ wartet das Chemnitzer Opernhaus seit Oktober vergangenen Jahres auf. Auf der Basis von Erich Kästners Bestseller wird die Geschichte von Emil und den Detektiven erzählt. Angerichtet haben die leicht verdauliche Kost der zwischen Berlin und New York von Erfolg zu Erfolg eilende Komponist Marc Schubring und der gleichfalls im unterhaltsamen Genre versierte Texter Wolfgang Adenberg, der getreulich dem Original verbunden bleibt, den Zauber und die Fährnisse einer Großstadt auf die Bühne bringt und brauchbare Liedtexte beisteuert. Schubring orientiert sich am Klang der zwanziger Jahre, dem damals auch in deutschen Landen Fuß fassenden Jazz. Da „weillt“ es mitunter gewaltig, auch Spoliansky lässt grüßen. Das besitzt durchaus rhythmischen Pfiff und wird von der für diese Produktion eigens zusammengestellten „Emil-Combo“ (Leitung: Jakob Brenner) mit spürbarem Spaß an der Freud in lustvoll swingende Töne umgesetzt. Freilich fielen Spoliansky oder Weill zu solcherart Rhythmen auch die entsprechenden Ohrwürmer ein, und in dieser Hinsicht hapert es bei Schubring denn doch einigermaßen. Lediglich „Parole Emil“ könnte da unter Umständen mithalten.

Für die hiesige Aufführung gewann Generalintendant Christoph Dittrich eine Künstlerschar, die das Musical 2015 am Next Liberty Kinder- und Jugendtheater der Grazer Oper herausgebracht hatte. Mithin waren in Chemnitz Michael Schilhan, Regisseur und Intendant von Next Liberty, und Ausstatterin Alexia Redl zu  Gast, denen zudem Bernd Ertl (Illustrationen), Andreas Grininger (Animationen) und der Choreograph Ferdinando Chefalo assistierten. Wie gesagt, das Stück ist für die ganze Familie gedacht, und eine solche betrat auch die Bühne, indem sich „Profis“ und Laien (der von Pietro Numico einstudierte Kinder- und Jugendchor und Mitglieder der Kinderstatisterie der Chemnitzer Oper) gegenseitig die Bälle zuwarfen und darüber hinaus tänzerisch ihren Mann bzw. Frau stehen mussten. Die Amateure legten sich dabei derart gewaltig ins Zeug, dass manch einer von den „Beruflern“ achtgeben sollte, sich nicht von dem kleinen Dienstag (Rosalie Nötzold) die Butter vom Brot nehmen zu lassen. Michael Schilhans in Graz gewonnenen Erfahrungen bildeten eine nützliche Grundlage für diese Projekt, bei dem er auf temporeiches Agieren setzte, aber auch retardierenden Momenten (Emils Begegnung mit den Obdachlosen) gebührenden Platz einräumte. Dass die uniformierten Ordnungshüter wieder einmal als „Deppen vom Dienst“ herhalten mussten, kam allerdings einem Griff in die Klamottenkiste gleich. Alexia Redls Bühne konnte im Fluge die unterschiedlichen Handlungsorte ins Bild setzen. Bei den von ihr geschmackssicher entworfenen Kostümen feierten die „Golden Twenties“ glorreiche Auferstehung. Aus dem spielfreudigen Ensemble möchte ich lediglich André Eckert (Erzähler) hervorheben, der als ehemaliges Mitglied der Dresdner Semperoper, die herausragenden vokalen Akzente setzte.

Joachim Weise

 

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