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CHEMNITZ: DER GRAF VON LUXEMBURG mit Leonora del Rio

16.11.2015 | Operette/Musical

Chemnitz: Gastspiel Leonora del Rio in DER GRAF VON LUXEMBURG- 15. 11.2015

 Als die Chemnitzer Oper am 30. Mai eine Neuinszenierung des „Grafen von Luxemburg“ herausbrachte (s. Bericht vom 7. Juni), war der Theaterleitung bereits bekannt, dass Maraike Schröter, die Darstellerin der Angèle Didier, für die Aufführung am 15. November nicht zur Verfügung stehen würde. Aus diesem Grunde gewann man beizeiten die Argentinierin Leonora del Rio für ein Gastspiel, eine lyrisch-jugendliche Sopranistin, die nicht nur bei Gustav Kuhn in Erl erste Erfahrungen im Wagner-Fach sammelte, sondern auch als Operettensängerin auf Erfolge z. B. beim Lehár-Festival in Bad Ischl verweisen kann. Da ich der Künstlerin bislang nur außergewöhnliche Leistungen auf der Opernbühne (Marschallin und Lisa am Mittelsächsischen Theater) attestieren konnte, brachte ich ihrem neuerlichen Rendezvous mit Meister Lehár natürlich besonderes Interesse entgegen.

Und wiederum wurde ich nicht enttäuscht. Denn schon das fein dahingetupfte Auftrittslied, dessen Höhen ihr zauberhaft erblühender Sopran mit Wonne auskostete, zog  das Publikum in seinen Bann. Damit war ihr bereits die erste Hälfte der Miete gewiss, deren noch ausstehenden Teil sie im weiteren Verlauf der  Vorstellung ebenso souverän, weil mühelos und mit dem rechten Gespür für darstellerische und vokale Nuancen, kassierte. Eine Operettendiva von solchem Format dürfte in Chemnitz seit langem nicht mehr auf der Bühne gestanden haben. Hier gehen eine jederzeit abrufbare fundierte Technik und ein Timbre ganz eigenen Reizes, sekundiert von darstellerischer Noblesse, eine überaus beglückende Mischung ein. Kein Wunder also, wenn sie ihrem Partner Michael Heim einige zusätzliche Pianonuancen abtrotzte, die ich dankbar vermerkte, ohne meinen Gesamteindruck vom 7. Juni zu revidieren. Matthias Winter gefiel wiederum als seinen Humor in dezenten Dosierungen verabreichender Basil Basilowitsch, und als Fürstin Kokozow imponierte mir nunmehr die Originalbesetzung Sylvia Schramm, deren komisch melancholisches Couplet durchaus seine Meriten besaß. Die von Felix Bender animierend geleitete Robert-Schumann-Philharmonie bot auch diesmal ein formidables Klangbild. Der Schlussapplaus ließ keinen Zweifel daran: Der Star der Aufführung hieß Leonora del Rio!

  Joachim Weise

 

 

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