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Cellokonzerte mit Jan Vogler und dem WDR Sinfonieorchester und Mariinsky Orchestra bei Sony Music erschienen

13.08.2020 | cd

Cellokonzerte mit Jan Vogler und dem WDR Sinfonieorchester und Mariinsky Orchestra bei Sony Music erschienen

CHINESISCHE RÄTSEL
Neue CD: Cellokonzerte von Muhly, Helbig, Long und Schostakowitsch bei Sony erschienen/

Jan Vogler - Three Continents (CD) – jpc

Deutschland, Amerika und China werden auf dieser besonderen CD in merkwürdiger Weise vereint. Nico Muhly (USA), Sven Helbig und Zhou Long präsentieren beim Cellokonzert „Three Continents“ verschiedenartigste Klangwelten in aufregender Weise. Muhlys Satz „Cello Cycles“ besteht aus einer raschen Folge von Variationen auf der Grundlage von sich wiederholenden Akkorden. Fixpunkte und Farben verbinden sich dabei zu einem erregenden Klangkosmos. Die Blechbläser stellen sich dieser Linienführung konsequent entgegen – und auch die Perkussionsklänge unterbrechen fast abrupt das Geschehen. Der Cellist Jan Vogler hat diese komplizierten harmonischen Vorgänge zusammen mit dem expressiv musizierenden WDR Sinfonieorchester unter der Leitung von Christian Mäcelaru voll im Griff. Sven Helbig (Deutschland) steuert dann mit „Aria“ den zweiten, mehr tonalen Satz bei, der auch auffächernde Passagen enthält. Die Melodie besitzt hier einen klanglich feinsinnigen Charakter, zwei Themen korrespondieren in reizvoller Weise miteinander. Nach einer Reprise des ersten Themas mündet der Satz fast automatisch in den dritten Satz „Tipsy Poet“ von Zhou Long (China). Hier werden musikalische Momente aus West und Ost miteinander verbunden. Der Geist des traditionellen chinesischen Instruments Gugin (einer siebensaitigen Zither) soll dabei auf das Cello übertragen werden. „Tipsy Poet“ basiert gleichzeitig auf Du Fus „Lied der acht widerspenstigen beschwipsten Dichter“. Pizzicato- und Glissando-Passagen wechseln sich in elektrisierender Weise ab. Formal ist dieser Satz ein facettenreiches Scherzo, das Jan Vogler in aufwühlender Weise auslotet. Die Musik beschleunigt hier in atemloser Weise ihren Charakter, der Dialog zwischen Cello und Orchester wirkt ausgesprochen rhythmisch. Alles mündet in ein erregendes Fortissimo, das nicht enden will. Und die Akkorde sind durch acht Takte Pausen getrennt. Der tanzähnliche Tutti-Charakter kennzeichnet die volltrunkenen Poeten. Nicht weniger spannungsvoll, aber klanglich fast spröder wirkt Jan Voglers konzentrierte Interpretation  des Cellokonzerts Nr. 2 op. 126 von Dmitri Schostakowitsch, wo er vom ausdrucksvoll musizierenden Mariinsky Orchestra unter der kompetenten Leitung von Valery Gergiev begleitet wird. Fein getönte lyrische Stimmungsbilder wechseln sich dabei mit wilden slawischen Rhythmen und tänzerisch-ekstatischen Effekten ab. Die eruptiven Ausbrüche kommen enthemmt und überwältigend  zum Vorschein. Jan Vogler gelingt es, seinen Part mit leidenschaftlichen dynamischen Steigerungen auszustatten. Manche Passagen wirken kämpferisch, die anderen geradezu weltabgewandt. Eindrucksvoll gelingt vor allem der Schluss, wenn das Cello in bewegender Weise das Eingangsthema wieder aufgreift. Die Uraufführung des Zweiten Cellokonzerts von Schostakowitsch fand übrigens am 25. September 1966 anlässlich des 60. Geburtstages des Komponisten in Moskau statt. Solist war damals Mstislaw Rostropowitsch, dem das Werk gewidmet ist.     

Alexander Walther

 

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