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CD: „Zingarissimo“ -Neuerscheinung bei GLM. Mit viel Paprika im Blut

09.01.2024 | cd

Zingarissimo“ – CD-Neuerscheinung bei GLM

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Mit viel Paprika im Blut

Zwischen 1869 und 1880 veröffentlichte Johannes Brahms seine 21 Ungarischen Tänze. Früh beeinflusst durch seinen ehemaligen Tournee-Partner, den ungarischen Geiger Eduard Remenyi, eignete er sich Motive und Passagen an, um diese in seinem eigenen Stil zu bearbeiten. Dabei entstanden dann überwältigende neue Melodien. Der Musik der ungarischen Sinti und Roma begegnete er Anfang der 1850er Jahre. Brahms schrieb auch Variationen darüber, von denen diese CD-Aufnahme einen interessanten Einblick gibt. Man weiß bei diesen Bearbeitungen allerdings nicht, wie viel davon originaler Brahms ist. Schon die russisch-ungarische Volksmelodie „Two Guitars“ gleich zu Beginn erinnert stark an Brahms. Und auch die „Romance“ von Sandor Lakatos wird von Matthias Well (Violine), Maria Well (Cello) und Vladislav Cojocaru (Akkordeon) mit elektrisierender Leuchtkraft interpretiert. Beim Ungarischen Tanz Nr. 1 von Johannes Brahms herrscht dann schwelende Glut und glimmendes Feuer, das sich immer weiter auffächert. „Schön Rosmarin“  von Fritz Kreisler zeigt in der Wiedergabe dieses gut aufeinander abgestimmten Trios ebenfalls facettenreiche Klangfarben. Bei den Ungarischen Tänzen Nr. 5 und Nr. 7 von Johannes Brahms blitzen auch die improvisatorischen Momente in reizvoller Weise hervor. Schwelende Wildheit zeichnet die schnellen Rhythmen des Csardas und die rasant-atemlosen Tempowechsel aus. Im Arrangement von Vladislav Cojocaru und Matthias Well blüht der thematische Reichtum immer wieder auf. Auch der Ungarische Tanz Nr. 2 von Johannes Brahms besticht durch bewegende Melodien. Bekannte Komponisten wie der aus Tschechien stammende Antonin Dvorak mit seinen 16 Slawischen Tänzen, der rumänische Violinist Grigoras Dinicu, der ungarische Pianist Rezso Seress und viele andere ließen sich von dieser faszinierenden Musik ebenfalls stark inspirieren. Beim Walzer Nr. 15 op. 39 von Johannes Brahms wird die Musizierweise von einer vielfältigen und bunten harmonischen Wildheit erfüllt. Eine weitere Überraschung bietet das mit knisterndem Feuer interpretierte Rondo all Zingarese (Presto) aus dem Klavierquartett Nr. 1 in g-Moll op. 25 von Johannes Brahms. Leidenschaftliche chromatische Passagen stechen hier hervor, die dann in eine überaus temperamentvoll gespielte Stretta münden. Auch der C-Dur-Mittelteil wirkt strahlend hell. Beim Csardas von Vladislav Cojocaru ist der Komponist auch als hochvirtuoser Solist ganz in seinem Element. „Gloomy Sunday“ von Reszö Seress und „Hora martisorului“ von Grigoras Dinicu sind hier weitere Perlen folkloristischen Musizierens. Die Aufnahme bietet einen interessanten Einblick in die besondere Tradition der ungarischen Volksmusik.

Alexander Walther

 

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