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CD – Werke von Franz Liszt mit der Pianistin Martina Filjak bei „Profil Hänssler“ erschienen

07.01.2020 | cd

Werke von Franz Liszt mit der Pianistin Martina Filjak

Mächtige und hymnische Steigerungen

Bildergebnis für martina filjak cd liszt

Werke von Franz Liszt mit Martina Filjak bei „Profil Hänssler“ erschienen/ Die kroatische Pianistin Martina Filjak liebt prunkvolle Feierlichkeit ebenso wie weitgehend sensible Anschlagskunst. Beim „Miserere“ nach Palestrina werden liturgische Formen und Psalmodien kunstvoll verarbeitet. Gerade diese Sequenzen arbeitet Martina Filjak hier ausdrucksvoll heraus. Zuweilen überrascht sie mit einem herben und sogar harten Anschlag. Dafür entschädigt sie den Hörer mit einer vergeistigten Anschlagskunst, deren harmonische Vielschichtigkeit sich ständig verdichtet. Neben üppiger Klangentfaltung gefällt auch die Ballade Nr. 2 in h-Moll aufgrund ihrer kunstvollen chromatischen Figuren und dem sphärenhaft betonten lyrischen Gedanken in Fis-Dur. Dabei kann sich das Spiel von Martina Filjak sehr schön entfalten. Die Erhöhung beider Themen um eine halbe Tonstufe gelingt der Pianistin hier ausgesprochen klangfarbenreich. Stürmisch kommt das rhythmische Motiv daher, dessen Hauptthema sich in majestätischer Verwandlung sonnt. Vor allem sind bei dieser durchdachten und konsequenten Interpretation die Anklänge an die h-Moll-Sonate nicht zu überhören. Bei den „Deux Legendes“ ist Martina Filjak dann ganz in ihrem Element. Die Vogelpredigt des Franziskus von Assisi hat hier Pate gestanden. Trillerketten, Arpeggien und kunstvolle chromatische Figurationen sprudeln dabei nur so hervor. Der Chor der Vögel überzeugt mit einer geradezu überwältigenden Melodie. Auch die Innigkeit mittelalterlicher Mystik kommt nicht zu kurz. Und das Wunder des heiligen Francesco di Paolo, der auf seinem Mantel die Meeresenge von Messina überquerte und wovon die zweite Legende erzählt, kommt auf dieser CD überzeugend zur Geltung. Tremoli, Arpeggien, chromatische und diatonische Skalen geraten dabei in einen atemlosen harmonischen Strudel, dessen innere Überzeugungskraft den Zuhörer fesselt. Tausend Harfen scheinen bei Martina Filjaks Interpretation von Franz Liszts „Benediction de Dieu dans la solitude“ zu musizieren, wo vor allem die poetische Idee triumphiert. Süßlichen Salonduft sucht man dabei glücklicherweise vergebens. Die sich in Fis-Dur aufschwingende Gesangslinie steigert sich zu vibrierenden Akkordfolgen bis zur höchsten Ekstase, die Martina Filjak gut einfängt. Quarten- und Quintenharmonien  erreichen eine verklärende Wirkungskraft. Es ist eine Interpretation voll philosophischer Inspirationskraft. Die „Reminiszenzen an Lucia di Lammermoor“ nach Gaetano Donizetti erreichen bei dieser Interpretation eine erstaunliche Klarheit und Leuchtkraft. Triller und figurative Läufe entwickeln sich dabei wie von selbst. Giuseppe Donizetti hat dann für Liszts sehr differenziert dargebotene Komposition „La marche pour le Sultan Abdul Medjid-Khan“ Pate gestanden, wobei Martina Filjak die zündenden Rhythmen und explosiven Passagen ausgezeichnet herausarbeitet. Heroisch und höchst virtuos kommt das Werk bei dieser Aufnahme daher, wobei Martina Filjak die gesamte Form nie aus den Augen verliert. Und die Schluss-Apotheose besitzt so wildes Feuer, dass es sich kaum zügeln lässt. Fazit: Die Qualität von Martina Filjaks Spiel würde noch gewinnen, wenn sie ihre Anschlagskunst zuweilen noch mehr sensibilisieren würde. Einige Passagen verblüffen jedoch aufgrund des neuartigen Interpretationsansatzes, was diese CD zu einem Hörgenuss werden lässt. Giuseppe Donizetti wurde übrigens vom Sultan mit einem hohen Jahresgehalt an den türkischen Hof in Instanbul verpflichtet. An Liszt fasziniert Martina Filjak die „unglaubliche Vielfältigkeit dieser Persönlichkeit“. Das ist bei dieser Aufnahme deutlich zu spüren. 

Alexander Walther

 

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