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CD:  W. A. MOZART / MAX BRUCH – Werke für Klarinette, Viola und Klavier; aparte. atrick Messina (Klarinette), Lise Berthaud (Viola) und Fabrizio Chiovetta (Klavier)

07.03.2025 | cd

CD:  W. A. MOZART / MAX BRUCH – Werke für Klarinette, Viola und Klavier; aparte

Patrick Messina (Klarinette), Lise Berthaud (Viola) und Fabrizio Chiovetta (Klavier) entzücken mit ihrer kammermusikalischen Spritztour

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Es ist noch nicht lange her, dass Daniel Ottensamer, Stephan Koncz und Christoph Traxler in der bei Decca erschienenen „Clarinet Trio Anthology“ eine sehr gute Aufnahme der Acht Stücke für Klarinette, Viola und Klavier, Op. 83 von Max Bruch (1908) vorgelegt haben. Mit der von Bruch autorisierten Modifikation, dass statt einer Viola ein Cello zum Einsatz kommt.

Der Spätromantiker Bruch schrieb seine „Acht Stücke“ für seinen ältesten Sohn Max Felix, der ein exzellenter Klarinettist gewesen sein soll. Nicht zuletzt nach dem Vorbild Robert Schumanns und seiner die Einzelsätze betreffend klein dimensionierte Zyklen verfasste der 72-jährige Komponist, dessen Ruhm heute hauptsächlich auf dem g-Moll-Violinkonzert beruht, acht Sätze von ca. 2 bis ca. 6 Minuten Dauer: 1. Andante, 2. Allegro con moto, 3. Andante con moto – Andante, 4. Allegro agitato, 5. Rumänische Melodie. Andante, 6. Nachtgesang. Andante con moto, 7. Allegro vivace, ma non troppo und 8. Moderato. Die Sätze 3, 5 und 7 sollten der Korrespondenz des Komponisten nach ursprünglich eine Harfe inkludieren, in der publizierten Fassung ist davon allerdings nichts zu finden.

Bruch dürfte als Geschäftsmann nicht unklug gewesen sein. Die Beliebtheit seiner Kompositionen „rechtfertigte“ er mit potentiell besseren „Verkaufszahlen“, denn er müsse ja die Familie durchbringen und die Erziehung seiner Kinder finanzieren. „Ich war deshalb gezwungen, gefällige und leicht verständliche Werke zu schreiben… Ich schrieb immer gute Musik, aber solche, die leicht abzusetzen war.”

Für uns heute ist diese durchaus begreifbare Sichtweise, die sich in die falsche Kehle der musikhistorischen Rezeption eingebrannt haben dürfte, künstlerisch nicht relevant und taugt ergo nicht als Maßstab für Qualität oder Oberfläche. Im Gegenteil: Bruch war ein erstklassiger romantischer Komponist, ein versierter Melodienschmied und Meister der atmosphärischen Nuancierung, grosso modo, jemand, der sein Handwerk versteht, wie dies auch anhand der kaum in einem inneren Zusammenhang stehenden acht Stücke zu Tage tritt.

Nach Bruch macht das Album zeitlich einen Rückwärtssalto zu Wolfgang Amadeus Mozart, der mit seinem „Kegelstatt Trio“ in Es-Dur, KV 498, ein neues Genre begründete. Was Freundschaft und Inspiration durch nahestehende Menschen bewirken kann. Denn das Trio schrieb Mozart für den herausragenden Soloklarinettisten der kaiserlichen Hofkapelle und Freimaurerkollegen Anton Stadler, als Dank an seine vorzügliche Schülerin Franziska von Jacquin und was den Klavierpart anlangt, schlicht für sich selbst. Und das in dem Jahr, als „Le nozze di Figaro“ uraufgeführt wurde. Den Schlussstrich unter die Partitur zog Mozart am 5.8.1786. Dass Mozart das Trio konzipierte, als er mit einer lärmenden Runde kegelte (Billardspielen liebte der Musiker auch), darf wahrscheinlich ins Reich der heroischen Genie-Überhebungen verwiesen werden.  

Der französische Klarinettist Patrick Messina, einer der besten weltweit, tritt hier in die Fußstapfen der von den beiden Komponisten hoch geschätzten, ja geliebten Instrumentalisten. Mit charaktervollem Klang, rund, kräftig, sanglich und erzählerisch pointiert findet er gemeinsam mit der in rotgoldenem Wohllaut schwelgenden Bratschistin Lise Berthaud und dem mit lyrischer Einfühlung die harmonischen Wandel fantasiereich mitflechtenden schweizerischen Pianisten Fabrizio Chiovetta zu einem lebenshymnisch-jubelnden (Nr. 7), rhapsodisch freiem (Nr. 5), dann und wann melancholisch verhangen eingetrübten (Nr. 6) bis tränenperlenden Muszieren (Nr. 8), das organisch zu wogen scheint wie ein reifes Kornfeld im Sommer. Das Spiel des Trios ist stets leidenschaftlich grundiert und pulsiert am Herzschlag der Musik. Da braucht es keinen Vergleich mit oder Bezug zu Mendelssohn oder Brahms, für mich hat Bruch dort und da unerwartete Gänsehautmomente parat.

Bei Mozarts Trio in Es-Dur schlägt die Stunde der Bratsche, die hier besonders strahlend und selbstbewusst in die musikalische Plauderei eingebunden ist. Klassische Form in Verbindung mit ungezwungen ausformuliertem Hin und Her zwischen lichter Heiterkeit und untereinander geteiltem Geheimnis prägt die frei fließende Interpretation von Messina, Berthaud und Chiovetta.

Was für ein schönes Album für einen sich selbst feiernden Frühlingstag!

Dr. Ingobert Waltenberger

 

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