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CD: Vítězslav Novák: ORCHESTRAL WORKS • 2 • Janáček Philharmonic Ostrava, Marek Štilec

03.05.2023 | cd

CD: Vítězslav Novák: ORCHESTRAL WORKS • 2 • Janáček Philharmonic Ostrava, Marek Štilec

Ein Komponist mit faszinierend individuellem Tonfall

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Vítězslav Augustín Rudolf Novák wurde am 5. Dezember 1870 im böhmischen Kamnitz an der Linde (heute: Kamenice nad Lipou) geboren. Am Gymnasium in Neuhaus (heute: Jindřichův Hradec) lernte Novák das Klavierspiel und begann zu komponieren. An der Karls-Universität zu Prag studierte er Jurisprudenz und ging parallel als Schüler von Josef Jiránek, Karel Stecker und Antonín Dvořák, Studien am Konservatorium nach, das er 1892 mit seiner Violin-Sonate abschloss. Der Kontakt mit Dvořák brachte Novák ein Stipendium ein und so konnte er bis 1896 am Konservatorium bleiben. Ein Darlehen vom Konservatorium kam hinzu: das Wichtigste dürfte aber der Kontakt mit Musikverlegern gewesen sein. Nováks Stil war anfänglich durch Programmmusik im Sinne von Mendelssohn, Schumann und Grieg. Bleibenden Einfluss hatte dann ein Aufenthalt Nováks in der Mährischen Walachei (Region im Nordosten Mährens) und der Kontakt mit deren Volksmusik. Er begann die entsprechenden Volkslieder zu sammeln und analysieren. Von 1909 bis 1939 hatte Novák eine Professor für Kompositionslehre am Prager Konservatorium inne und war von 1920 bis 1922 und 1927/1928 dessen Rektor. In der Zwischenkriegszeit begann Nováks Stern zu sinken. Ein wichtiger Grund dafür, war das durch die Polemiken von Zdeněk Nejedlý (1878-1962) ausgelöste Schisma von «wahrer tschechischer Musik» (Smetana) und «deutschen Kompromissen» (Dvořák). Am 18. Juli 1949 starb Novák im ostböhmischen Skuteč (Skutsch).

Novaks Mährisch-Slowakische Suite für kleines Orchester op. 32 entstand zwischen Januar und April 1903. Wenn die Suite in fünf Teilen (In der Kirche, Unter den Kindern, Die Liebenden, Der Ball, Die Nacht) die Stimmung eines Sommertags einfängt, kombiniert sie Programmmusik und Nováks Begeisterung für mährische Volksmusik.

Die beiden wallachischen Tänze op. 34 stammen aus einer Gruppe böhmischer Tänze, die 1897 entstand. 1904 wurden sie vom Komponisten für Piano arrangiert und zwei Jahre später richtete er sie für Orchester ein. Aufgeführt wurde die Orchester-Fassung aber nicht.

Das De profundis op. 67 von 1941 ist die letzte sinfonische Dichtung Nováks und «Geweiht dem Leiden der tschechischen Nation während der deutschen Terrorherrschaft 1939–45». Bei der Uraufführung am 20. November 1941 in Brünn, einer Stadt mit je zur Hälfte deutscher und tschechischer Einwohnerschaft, wurde das Wagnis eingegangen dies auch öffentlich zu bekunden.

Die Janáček Philharmonic Ostrava unter Marek Štilec setzt die Musik stilistisch bestens bewandert mit prächtigem Klang um.

Es ist ein Komponist mit faszinierend individuellem Tonfall zu entdecken.

01.05.2023, Jan Krobot/Zürich

 

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