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CD/Vinyl: SIENA TAPES – JULIUS ASAL mit Musik von Ravel, Badzura und Asal; Deutsche Grammophon

21.09.2025 | cd

CD/Vinyl: SIENA TAPES – JULIUS ASAL mit Musik von Ravel, Badzura und Asal; Deutsche Grammophon

Maurice Ravel zum 150. Geburtstag

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Es war 2024 in der Toskana auf dem Anwesen des US-Produzenten Rick Rubin in der Nähe von Siena, in einer kleinen Kapelle: Da setzte sich der junge deutsche Pianist Julius Asal an den Flügel, spielte Ravel und verknüpfte dessen Musik mit eigenen Improvisationen und musikalischen Eingebungen. Mit „Petites Vagues“ des Produzenten und Vizepräsidenten A&R Neues Repertoire bei der Deutschen Grammophon Christian Badzura setzte Asal noch einen drauf, stets die klangliche Aura des Komponisten respektierend.  

Das Ergebnis ist eine zart-melancholische, aus der Vergangenheit erlauschte Hommage an einen großen französischen Komponisten, der die Musikgeschichte der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts prägte wie kaum ein anderer seiner Landsmänner.

Das akustische Ergebnis gestaltet sich vollgesogen mit pulsierendem Eigenleben, dem kopfüber Eintauchen in und Empfinden mit diesen/m Interpreten, der weit über das Interpretieren hinaus aus spezifischen Stücken des Komponisten schöpft und erschafft. Letzteres findet in den Grenzen statt, die Ravel selbst auslotete. So spielt Asal das „Prelude in a-moll“, das „Menuet sur le nom de Haydn“, die „Jeux d’eau“ sowie „A la maniere de Borodine“ von Maurice Ravel träumerisch verhangen bis klassizistisch tänzerisch.

Asal lässt die Hörerschaft am individuellen Prozess des Weiteratmens, Erweiterns und Abwandelns teilhaben. Den Dialog, den er beschwört, führt Asal mit sich selbst. Er formuliert so als persönliches Geburtstagsständchen seine musikalischen Assoziationen in „Cascade I bis III“, sowie „Prélude 3190.“

Dass Asal dabei in eine musikalische Trance zu verfallen scheint, beschwört einen Ewigkeitsmoment in seiner Entwicklung. In der Intimität des Mitgeteilten, der rauschhaft aufblitzenden, die umgebende Natur poetisch miteinbeziehenden Klänge bietet das Album in seiner Subjektivität etwas rar Wahrhaftiges fern von jeglicher Sentimentalität oder musealer Firnis.

Der Nachhall und das Echo, von denen der Pianist erzählt, übertragen sich unmittelbar auf sein Spiel. Asal deutet visionär und doch ganz selbstverständlich die musikalischen Welten eines Ravel, anverwandelt sie und führt sie fort, die Improvisationen auf „seinen“ Ravel rückbeziehend, zu etwas unverwechselbarem Eigenem.  

Wunderbar!  

Dr. Ingobert Waltenberger

 

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