CD: VENICE’S FRAGRANCE – Ensemble Artemandoline, Nuria Rial
Auf seiner neuesten CD spürt das Ensemble Artemandoline zusammen mit der Sopranistin Nuria Rial dem Duft Venedigs nach und entführt den Zuhörer mit einer Zusammenstellung von Arien mit Mandolinenbegleitung und Konzerten mit Mandoline in die barocke Lagunenstadt. Den Duft der Stadt kann die CD natürlich nicht vermitteln: das Kopfkino startet aber sofort.
Nuria Rial überzeugt in ihren Arien „Bella armonia vieni“ „ aus „Le feste d’Imeneo“ (1760, Tommaso Traetta 1727–1779), „Rosa et Lilio“ aus „Jahel“ (1770, Baldassare Galuppi 1706–1785), „Se un core annodi“ aus „Achille in Sciro“ (1745, Gennaro Manna 1715–1779), „Dei colli nostri“ aus „Il trionfo dell’amicizia e dell’amore“ (1711, Francesco Bartolomeo Conti 1681–1732), „Finché spera che le rieda“ aus „L’Astarto“ (1718, Francesco Bartolomeo Conti 1681–1732) und „Lascia che nel suo viso aus „Teofane (1719, Antonio Lotti 1667–1740) mit einer technisch höchst versiert eingesetzten, kühlen Stimme mit nur wenig Emotionen.
Venedig war im Barock lang Zeit das Zentrum der Oper: von 1700 bis 1750 gab es in den gut vierzig Theatern der Stadt über 400 Uraufführungen. Musiker kamen von weither, um sich in Venedig weiterzubilden, und verließen die Stadt, um ihre Laufbahn anderswo fortzusetzen. Eine Besonderheit der Serenissima trug zu dieser Vorrangstellung bei: Vier „barmherzige Anstalten“ („Pii Ospedali“) nahmen junge Mädchen auf, um sie zu Musikerinnen auszubilden, und boten den Komponisten damit ein fantastisches Experimentierfeld. Führender Komponist der Zeit war Antonio Vivaldi (1678–1741): Impresario und Intendant von Opernhäusern, Priester und Geigenlehrer am Ospedale della Pietà, Virtuose, Chorleiter und Konzertmeister; komponierte er Opern, Instrumental- und geistliche Musik und vereinte so alle Formen der Musikkunst des frühen 18. Jahrhunderts.
Das Ensemble Artemandoline interpretiert aus seiner Feder Concerto C-Dur für Mandoline RV 425. Die mit grösster Leidenschaft und superbem Klang dargebrachten Instrumentalstücke werden durch Sonata für Mandoline und Violine e-Moll von Carlo Arrigoni (1697–1744) und die „Folias“ eines Anonymus des 18. Jahrhunderts ergänzt.
Nur Venedig ist noch schöner!
08.06.2020, Jan Krobot/Zürich