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CD „UN VIAGGIO A ROMA“ – Musik von Händel, Stradella, Muffat, Scarlatti und Corelli – SANDRINE PIAU, SARA MINGARDO – naïve

20.10.2018 | cd

CD „UN VIAGGIO A ROMA“  – Musik von Händel, Stradella, Muffat, Scarlatti und Corelli – SANDRINE PIAU, SARA MINGARDO – naïve

 

Einen kleinen musikalischen Trödelladen haben sie da schon zusammengetragen auf diesem vom Ensemble Concerto Italiano unter der Leitung von Rinaldo Alessandrini so lebendig und vokal atemberaubend schön gelungenen Album. Nach der Absicht der Erfinder sollte damit eine (unvollständige) Fotografie des musikalischen Lebens in Rom während einiger Jahrzehnte gegeben werden: Die zu Gehör kommenden Komponisten sind Alessandro Stradella, der von 1652 bis 1678 in Rom lebte, der einiger Studien wegen durchreisende Franzose Georg Muffat, Schüler von Pasquini 1681 und 1682, der junge Georg Friedrich Händel, der das musikalische Leben Roms von 1707 bis 1709 bereicherte, Alessandro Scarlatti, Vielschreiber und unermüdlicher Reisender in Sachen Musik und schließlich Arcangelo Corelli, apollinischer Geist der musikalischen Kultur Roms, der ab 1675 sein gesamtes Leben in Rom verbrachte. 

 

Instrumentales wie eine „Sonate a otto viole con una tromba“ in D-Dur von Alessandro Stradella, das „Concerto Grosso Op. 6 Nr. 4“ von Arcangelo Corelli, eine „Ciacona“ aus dem zwölften Konzert „Propitia Sydera“ von Georg Muffat ist da mit Arien und Duetten aus Händels „Aci, Galatea e Polifemo“, „La resurrezione“ und „Il trionfo del Tempo e del Disinganno“ sowie aus Stradellas „San Giovanni Battista“ doch eher wild gemixt. Nur die Kantate für Sopran, Trompete und Streicher „Su le sponde del tebro“ von Alessandro Scarlatti wurde in ihrer Gesamtheit aufgenommen. Die vier Arien daraus sowie vor allem das überirdische „Queste lagrime, e sospiri“ aus Stradellas Oratorium „San Giovanni Battista“ mögen wegen der Sanges- und Ausdruckskunst der französischen Sopranistin Sandrine Piau als Höhepunkte der CD gelten. Die legendäre Diva für Barockes mit Ausflügen in das Repertoire der gemäßigten Moderne bringt die jubelnden bis melancholisch weltabwandten Stimmungen mit dem sanften Licht ihres prachtvoll timbrierten und farbenreichen Soprans überzeugend zur Geltung. Ungemein fasziniert, wie die Piau pralle Emotionen in expressive Verzierungen und dichte Spannungsbögen kleidet.  In Wien war sie am 20.4.2016 im Theater an der Wien neben Max Emanuel Cencic in Händels „Armino“ zu hören. Auch Sara Mingardo hat nach wie vor nichts von der Qualität ihres lyrischen Mezzos eingebüßt.

 

Das Originalklangensemble Concerto italiano musiziert comme il faut, jedes Instrument ist in diesem quasi-solistischen Miteinander bestens auszumachen. Rinaldo Alessandrini am Pult und Cembalo weckt die römische Klangkulisse des 17. und 18. Jahrhunderts behutsam zu neuem Leben. Der Mischmasch des Programms sei wegen der betörenden vokalen Leistung von Sandrine Piau verziehen.

 

Dr. Ingobert Waltenberger

 

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