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CD „THE MOZART/NYMAN CONCERT“ – SEBASTIAN KNAUER; BMG Modern Recordings

08.05.2021 | cd

CD „THE MOZART/NYMAN CONCERT“ – SEBASTIAN KNAUER; BMG Modern Recordings

 

Verschränkung von Sonaten und Variationen Wolfgang Amadeus Mozarts mit Klavierstücken, von Michael Nyman eigens für Sebastian Knauer kreiert

 

Veröffentlichung: 4.6.2021

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Ein lang ersehnter Traum geht in Erfüllung: Der Hamburger Pianist, Mozart-geeicht seit der ersten Stunde künstlerischer Betätigung, hört Michael Nymans „In Re Don Giovanni“. Seither ist Nyman ein fixer Bestandteil seines künstlerischen Wegs. Auf der anderen Seite hat Sebastian Knauer alle 27 Klavierkonzerte von Mozart im Repertoire und führte sie mit den Hamburger Philharmonikern auf. Das Orchester leitete er vom Klavier aus. 

 

Aus Anlass seines 50. Geburtstages hebt Knauer sein ganz persönliches Klavierprojekt aus der Taufe, das Originalkompositionen von Mozart neuen und speziell dafür geschaffenen Werken gegenüber stellt bzw. wie in einem Zopf miteinander verflicht. Sein Verbündeter ist Michael Nyman, der die „Six pieces for Sebastian“ direkt in Bezug zu Mozarts Klaviersonaten in C-Dur KV 545 (Allegro), in C-Dur KV 330 (Andante cantabile), in F-Dur, KV 332 (Allegro assai), in a-Moll, KV 310 (Allegro maestoso) und in D-Dur, KV 311 (Rondeau-Allegro). Dazu kommen Mozarts Fantasie in c-Moll Kv 475 komponiert hat. Als Zugabe spielt Knauer die „12 Variationen“ in C-Dur „Ah, vous dirai-je Mama“, KV 265. 

 

Der Pianist sieht die speziellen Klanglandschaften des 18. und des 21. Jahrhunderts in den Genien Mozarts und Nymans eng miteinander verwoben, die Übergänge zwischen Mozart und Nyman gestaltet er fluide. Nyman wiederum weiß, was er tut, wenn er Themen und Motive Mozarts aufgreift und seine Musik darin spiegeln lässt. Schon als Kind und Musikstudent spielte Nyman Mozart am Klavier. Während Nyman 1977 „In re Don Giovanni“ Mozarts Musik noch verrockte, anverwandte Nyman später Themen aus der „Sinfonia Concertante“ für Violine und Viola KV 364 für seine akustische Untermalung zu Peter Greenaways Film „Drowning by Numbers“ bzw. aus den Streichquartetten und der „Zauberflöte“ für seine TV-Oper „Letters, Riddles and Writs“. 

 

Sebastian Knauer versuchte schon bisher und in zukünftigen Programmen („Ludwig Fun Beethoven“), den Spuren klassischer Musik von der Barocke bis in die Gegenwart zu folgen und Querverweise herzustellen. Das setzt aber – wie im Falle Nymans – voraus, dass dem zeitgenössischen Pendant Elemente wie Melodie, Rhythmus, Harmonie und Puls nicht fremd sind und so eine Verbindung zwischen Mozart und dem Heute nachvollzogen werden kann. Der Musik des vorwiegend Filmmusikschaffenden Nyman, der mit dem Soundtrack zum Film „The Piano“  auch Freunde klassischer Musik zu begeistern verstand, ist eine Art Markensignature und damit auch Wiedererkennungswert nicht abzusprechen. Sie ist atmosphärisch dicht und reizvoll. Reicht das schon für eine interessante Koppelung mit Mozarts Meisterwerken?

 

Das Projekt hat seine konzeptuellen Meriten, wenngleich Nymans Stücke für sich genommen neben Mozart halt doch nur Pausenfüllerrang zukommt. Seine Beiträge sind handwerklich gut gemacht und dürften zu vielen klanglich kulinarischen Gerichten passen, aber ich ertappe mich beim Abhören des Albums dabei, doch wieder nur auf den nächsten Mozart zu warten, zumal Sebastian Knauer ein Mozart-Interpret von Gnaden ist. Das ist die ganz große Überraschung, dass wieder einmal jemand Mozart mit einer vollkommenen Klarheit wie einst Friedrich Gulda spielt und dennoch bei aller Sachlichkeit das apollinische Himmelwärts in verwegen koboldischer Leichtigkeit dazu anstupst. Bei großen Teilen des Publikums dürfte das Album vor allem wegen Nyman eine breite Anhängerschaft finden. Auch gut.

 

Dr. Ingobert Waltenberger

 

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