Online Merker Logo

Die internationale Kulturplattform

CD „THE CLARINET ANTHOLOGY“ – Stephan Koncz Cello, Daniel Ottensamer Klarinette, Christoph Traxler Klavier; DECCA

08.07.2022 | cd

CD „THE CLARINET ANTHOLOGY“ – Stephan Koncz Cello, Daniel Ottensamer Klarinette, Christoph Traxler Klavier; DECCA

Sensationelle Aufnahmen für Klarinettentrio – Maßstabsetzende universale Kammermusikbox: klassisch bis romantisch, impressionistisch bis experimentell und jazzig

0028948573752

Seit 15 Jahren musizieren sie nun schon miteinander, die drei gloriosen Musiker. Neben ihrer beruflichen Hauptbeschäftigung als Soloklarinettist bei den Wiener Philharmonikern bzw. als Cellist bei den Berliner Philharmonikern widmen sich beide ebenso leidenschaftlich der Kammermusik, wie ihre Arbeit bei den Ensembles „12 Cellisten der Berliner Philharmoniker“, „Brahms Ensemble Berlin“ oder „Philharmonix“ belegen. Bei letzterem, mit „The Vienna Berlin Music Club“ untertitelt, ist auch der oberösterreichische Pianist Christoph Traxler mit einem breiten Spektrum an musikalischen Stilen engagiert.

Eine so prächtige Edition mit 27 Werken auf 7 CDs, wie sie Decca nun vorlegt, ist normalerweise besonderen Jubiläen verdienstvoller Labelkünstler vorbehalten, wo in vielen Jahren aufgenommene Alben in einem Schuber kompiliert nochmals dem Publikum angeboten werden. Ganz anders hier: Alle Aufnahmen mit insgesamt weit mehr als sieben Stunden Spielzeit entstanden infolge des ersten Lockdowns im Juli 2020, aber vor allem während des dritten Lockdowns im Jänner, Februar 2021 und im September 2021 im Loreley Saal in Wien.

Die Kombination Klarinette, Klavier und Cello ist eine klanglich überaus reizvolle. Ludwig van Beethoven hat sie mit seinem Klarinettentrio B-Dur op. 11 „Gassenhauer“; dem Klarinettentrio Es-Dur op. 38 erfunden und Johannes Brahms im Klarinettentrio a-moll op. 114 aufgegriffen und zur Vollendung gebracht. Damit dürfte auch das Wissen vieler kammermusikalisch Interessierter erschöpft sein. Zur Freude der Klarinettentrio-Community und aller, die noch dazu stoßen wollen, haben sich D. Ottensamer, Koncz und Traxler nicht damit begnügt, bei einer Neuaufnahme der drei berühmten Werke Halt zu machen, sondern sich auf einen Erkundungs- und Aufnahmetrip der Sonderklasse begeben.

Nur Originalkompositionen fanden am Ende Aufnahme in das Riesenprojekt. Neben den schon erwähnten Klassikern wurde das Trio bei Ferdinand Ries, Max Bruch, Carl Frühling und Robert Kahn, in Frankreich (Louise Farrenc, Gabriel Fauré, Vincent d’Indy), in Russland (Mikhail Glinka), in England (John Ireland, Marc-Anthony Turnage) und in Skandinavien (Per Nørgård, Magnus Lindberg) fündig. Aber auch die Wiener Spätromantik mit Alexander Zemlinsky, der Koreaner Isang Yun oder Nino Rota schufen anregende Partituren für das rare Genre. Die deutsche Moderne, mit Jörg Widmann und Wolfgang Rihm auf der Box präsent, reizen die Möglichkeiten der Instrumente bis an ihre Grenzen aus. Das Gleiche gilt für „A Friday Night in August“ des Schweizer Saxophonisten Daniel Schnyder.

Was D. Ottensamer, Traxler und Koncz musikalisch bieten, ist sowohl von der technischen Beherrschung, dem dialektischen Diskurs der drei Instrumente untereinander, von der Expressivität, aber auch der Bandbreite an musikalischen Finessen, der Phrasierungskunst sowie von der dynamischen Spannweite der einzelnen Musiker her beispiellos. Daniel Ottensamer wandelt auf Traumpfaden an differenzierten Abschattierung in mitreißender Spiellaune, er beherrscht samtige Piani wie den großen dramatischen Exzess wie kaum einer. Christoph Traxler quirl tänzerisch flott und mit rasant perlenden Läufen durch die Jahrhunderte an Musikgeschichte, Stephan Koncz unterlegt mit sattem Ton das Geplänkel und die Eskapaden der oberen Register, verführt schmeichlerisch oder mischt sich elegant kokett mit gelüfteter Miene in das intime Miteinander.

Fazit: Ein vergnüglich abwechslungsreicher musikalischer Marathonlauf. Juwelengarnierte Schatztruhe der Kammermusik.

Werke der Anthologie

Ludwig van Beethoven: Klarinettentrio B-Dur op. 11 „Gassenhauer“; Klarinettentrio Es-Dur op. 38 (nach dem Septett op. 20)

Arvo Pärt: Mozart-Adagio

Johannes Brahms: Klarinettentrio a-moll op. 114

Robert Kahn: Serenade f-moll op. 73 für Klarinettentrio; Klarinettentrio g-moll op. 45

Wolfgang Rihm: Chiffre IV für Klarinettentrio

Arnold Schönberg: Fragment d-moll für Klarinettentrio

Alexander Zemlinsky: Klarinettentrio d-moll op. 3

Friedrich Cerha: 5 Stücke für Klarinettentrio

Carl Frühling: Klarinettentrio a-moll op. 40

Louise Farrenc: Klarinettentrio Es-Dur op. 44

Gabriel Faure: Klarinettentrio d-moll op. 120

Vincent d’Indy: Klarinettentrio B-Dur op. 29

Ferdinand Ries: Klarinettentrio B-Dur op. 28

Jörg Widmann: Nachtstück für Klarinettentrio

Max Bruch: 8 Stücke op. 83 für Klarinettentrio

Michael Glinka: Klarinettentrio d-moll „Trio pathetique“

Paul Juon: Trio-Miniaturen für Klarinettentrio

Daniel Schnyder: „A Friday Night in August“ für Klarinettentrio

Isang Yun: Rencontre für Klarinettentrio

Nino Rota: Klarinettentrio

John Ireland: Klarinettentrio d-moll

Mark-Anthony Turnage: Cortege for Chris für Klarinettentrio

Robert Muczynski: Klarinettentrio op. 26 „Fantasy Trio“

Per Nörgard: Spell für Klarinettentrio

Magnus Lindberg: Clarinet Trio

Dr. Ingobert Waltenberger

 

Diese Seite drucken