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CD: Tarmo Peltokoski und die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen mit drei Mozart-Sinfonien. Deutsche Grammophon, 486 5744

31.05.2024 | cd

Tarmo Peltokoski und die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen mit drei Mozart-Sinfonien

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Mit seinem Debütalbum bei der Deutschen Grammophon liefert der junge finnische Dirigent Tarmo Peltokoski eine beeindruckende Interpretation von drei bedeutenden Mozart-Sinfonien. Diese Aufnahme mit der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen, deren erster Principal Guest Conductor er seit 2022 ist, zeigt deutlich das außergewöhnliche Talent des im Jahr 2000 geborenen Dirigenten, der bereits als eines der größten Talente der finnischen Dirigentenschule gefeiert wird.

Die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen, die 2023 den Gramophone Award als „Orchester des Jahres“ gewann, bildet das perfekte Ensemble für Peltokoskis dynamische und feinsinnige Interpretation. Auf dem Cover der CD, das die individuellen Porträts der Orchestermusiker zeigt, wird die Bedeutung der Teamarbeit und des gemeinschaftlichen Austauschs betont – ein zentraler Aspekt in Peltokoskis Ansatz. „Es ist ein wahres Geschenk, Mozart mit der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen aufzuführen und einzuspielen“, sagt Peltokoski, und diese Begeisterung ist in jeder Note der Aufnahme spürbar.

Peltokoski, ein Schüler des legendären Jorma Panula, ist bekannt für sein starkes Rhythmusgefühl und seine Fähigkeit, Musik auf natürliche Weise zum Sprechen zu bringen. Sein Charisma auf dem Podium, das Musiker und Publikum gleichermaßen bannt, hat ihm bereits weltweite Anerkennung eingebracht. Mit nur 22 Jahren dirigierte er seinen ersten „Ring-Zyklus“ und wurde in kurzer Zeit zum designierten Musikdirektor des Orchestre National du Capitole de Toulouse, zum musikalischen und künstlerischen Leiter des Latvian National Symphony Orchestra und zum ersten Gastdirigenten des Rotterdam Philharmonic Orchestra sowie der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen ernannt.

Sinfonie Nr. 35 in D-Dur „Haffner“

Mozarts „Haffner“-Sinfonie, ursprünglich als Serenade für die Familie Haffner komponiert, wurde 1782 überarbeitet und als Sinfonie in Wien uraufgeführt. Sie ist ein heiteres und festliches Werk, das durch seine Lebendigkeit und seinen fröhlichen Charakter besticht.

Peltokoski eröffnet das Album mit einem energischen und spritzigen Allegro. Die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen präsentiert sich hier in bester Form, mit präzisen Einsätzen und einem federnden Rhythmus, der die Lebendigkeit des Satzes unterstreicht. Peltokoskis feines Gespür für Dynamik und Tempo sorgt für eine mitreißende Interpretation. Im Andante zeigt Peltokoski seine Fähigkeit, zarte und lyrische Passagen nuanciert zum Ausdruck zu bringen. Die Streicher der Kammerphilharmonie Bremen spielen mit einem warmen, vollen Klang, der den lyrischen Charakter des Satzes betont. Peltokoski inspiriert hier die Musiker zu einem innigen Dialog. Das Menuetto wird von Peltokoski mit einem leichten, tänzerischen Charakter interpretiert. Die Eleganz und Grazie dieses Satzes kommen in der feinen Artikulation der Musiker hervorragend zur Geltung. Peltokoski bewahrt hier eine perfekte Balance zwischen Rhythmus und Melodie, wodurch das Menuetto zu einem charmanten Zwischenspiel wird. Der abschließende Presto-Satz sprüht vor Vitalität und Energie. Peltokoski und die Kammerphilharmonie Bremen liefern eine temporeiche und brillante Darbietung, die den festlichen Abschluss der Sinfonie perfekt einfängt. Das Zusammenspiel ist präzise und lebendig, was die Virtuosität und das technische Können des Ensembles unterstreicht.

Sinfonie Nr. 40 in g-Moll

Die Sinfonie Nr. 40 in g-Moll, eine von Mozarts wenigen Moll-Sinfonien, gehört zu seinen letzten drei Sinfonien, die 1788 komponiert wurden. Sie ist ein Werk voller Dramatik und emotionaler Tiefe. Peltokoski eröffnet den berühmten Satz mit einem packenden und leidenschaftlichen Molto allegro. Die Dunkelheit und Dramatik der Musik werden durch die präzise Artikulation und die dynamische Spannweite der Kammerphilharmonie Bremen intensiviert. Peltokoskis Interpretation bringt die innere Zerrissenheit und die aufwühlenden Emotionen dieses Satzes beeindruckend zum Ausdruck. Im Andante zeigt Peltokoski eine beeindruckende Fähigkeit, die melancholischen und zarten Passagen mit großer Sensibilität zu gestalten. Die Musiker der Kammerphilharmonie Bremen spielen mit einem tiefen Verständnis für die emotionalen Nuancen, wodurch eine atmosphärische und berührende Interpretation entsteht. Das Menuetto, obwohl tänzerisch, trägt bei Peltokoski eine Schwere und Intensität, die den dramatischen Charakter der Sinfonie weiterführt. Die kontrastreichen Dynamiken und die klar strukturierten Phrasierungen lassen die komplexe emotionale Landschaft dieses Satzes lebendig werden. Der finale Allegro assai wird von Peltokoski und der Kammerphilharmonie mit einer unerbittlichen Energie und Dramatik dargeboten. Die fieberhafte Intensität und die kraftvollen Akzente machen diesen Satz zu einem packenden Abschluss der Sinfonie. Peltokoskis präzise Leitung und sein starkes rhythmisches Gefühl tragen wesentlich zur Spannung und Dramatik bei.

Sinfonie Nr. 36 in C-Dur „Linzer“

Die „Linzer“-Sinfonie wurde von Mozart innerhalb von nur vier Tagen für ein Konzert in Linz geschrieben. Sie strahlt eine festliche und fröhliche Stimmung aus, die in dieser Aufnahme meisterhaft eingefangen wird. Peltokoski beginnt das Adagio mit einem majestätischen und feierlichen Charakter, bevor er in das lebhafte Allegro spiritoso übergeht. Die Kammerphilharmonie Bremen spielt mit einer sprudelnden Energie und Klarheit, die die heitere Stimmung des Satzes treffend widerspiegelt. Im Andante zeigt Peltokoski erneut seine Fähigkeit, lyrische und sanfte Passagen einfühlsam zu gestalten. Die Musiker der Kammerphilharmonie Bremen spielen mit einem weichen und warmen Klang, der die innige und friedvolle Atmosphäre des Satzes unterstreicht. Peltokoskis subtile Leitung und sein Sinn für die feinen Nuancen der Musik kommen hier voll zur Geltung. Das Menuetto wird von Peltokoski mit einem eleganten und beschwingten Charakter interpretiert. Die rhythmische Präzision und die klare Artikulation der Musiker machen diesen Satz zu einem charmanten und tänzerischen Erlebnis. Peltokoski bewahrt eine gute Balance zwischen Leichtigkeit und formaler Strenge. Der abschließende Presto-Satz ist ein rauschhaftes Finale, das von Peltokoski und der Kammerphilharmonie mit brillanter Virtuosität und sprühender Energie dargeboten wird. Das Tempo ist rasch, doch niemals überstürzt, und die Musiker spielen mit einer beeindruckenden Präzision und Vitalität. Peltokoskis starke rhythmische Empfindung und seine Fähigkeit, die Musik sprechen zu lassen, kommen in diesem furiosen Abschluss besonders zur Geltung.

Mit dieser Aufnahme beweist Tarmo Peltokoski einmal mehr, dass er zu den aufregendsten Dirigenten seiner Generation gehört. Die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen zeigt sich in Bestform und überzeugt durch ihr technisches Können und ihre musikalische Feinfühligkeit. Gemeinsam schaffen sie eine lebendige, nuancenreiche und packende Interpretation dieser drei großartigen Sinfonien, die sowohl Kenner als auch neue Hörer begeistern wird.

 

Dirk Schauß, im Mai 2024

Mozart – Symphonies

Deutsche Kammerphilharmonie Bremen

Tarmo Peltokoski

Deutsche Grammophon, 486 5744

 

 

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