Schmuckstück
Das Schicksal des Komponisten ist fest mit seinen erfolgreichen Konzert Ouvertüren verknüpft. Sein bekanntestes Werk „Leichte Kavallerie“ ist bis heute ein viel gespielter Evergreen. Im Schatten dieser Erfolge stehen seine übrigen Werke, so schrieb er allein vierzig Operetten.
Kaum bekannt ist sein erfolgreiches Wirken in der Komposition diverser Theatermusiken. Umso erfreulicher ist die Welt Ersteinspielung „Die Reise um die Erde in 80 Tagen“, die auf dem weltberühmten Roman von Jules Verne basiert und von NAXOS in bewährter Qualität produziert wurde.
Suppé schrieb diese Musik nur zwei Jahre nach der Roman Veröffentlichung im Jahr 1874 und beleuchtet damit eindrücklich verschiedene Szenen des Romans. Zu jedem Zeitpunkt ist die große Erfahrung des Theatermusikers Suppés zu erleben.
Suppés Musik ist farbenreich instrumentiert und durch verschiedene Leitmotive eingängig gegliedert. Mitreißende Marschrhythmen und allerlei fremdländische Farben lassen die Musik schillern und funkeln, wie etwa am „Kanal des Suez“. Ruhige Bläserakkorde bei sanften Streicherwogen geben der „Witwe von Rajah“ markante Gestalt, ehe die Musik „Auf dem Scheiterhaufen“ zu kulminierender Größe anwächst. Extreme dynamische Effekte bei exotischer Instrumentierung kennzeichnet „Die Schlangengrotte in Borneo“. Hier dürfte sich der Schlagzeuger am Tamtam besonders über seine häufigen Einsätze gefreut haben!
Manche Musiknummern sind in ihrem mitreißenden Elan besonders gelungen, so z.B. das Portrait der „Goldgräber von San Francisco“. Franz von Suppé dürfte bei der sehr naturalistisch komponierten Szene „Der Überfall auf die Pacific-Bahn“ viel Spaß empfunden haben. Selten rattert und schnattert eine Eisenbahn derart klar vernehmbar durch die Musikgeschichte.
Der Dirigent dieser Aufnahme, der Italo-Schotte Dario Salvi ist ein passionierter Musikwissenschaftler und -forscher. Seine Begeisterung für unbekannte Schätze ist dieser Aufnahme jederzeit anzumerken.
Im Verein mit dem Janáček Philharmonic Orchestra zeichnet Salvi die Weltreise erlebnisreich nach. Das Orchester fremdelt zu keinem Zeitpunkt mit dieser unbekannten Musik. Mit feiner Spielkultur gefällt der Klangkörper vor allem im durchsichtigen Tuttiklang. Hier fallen vor allem die vorzüglich ausbalancierten Bläser auf, die in den vielen wirkungsvollen Steigerungen für edle Grundierungen sorgen. Die zahlreichen Soli in den Holzbläsern gelingen vortrefflich und sorgen für besondere Ruhepunkte, so etwa in dem innigen Klarinettensolo beim „Fest der Königin Nakahira“, welches dann vom fein intonierenden Solo-Cello übernommen wird.
Die Aufnahmequalität dieser CD überzeugt durch ein betont natürliches und weit geöffnetes Klangpanorama, dazu gibt es ein informatives Beiheft.
Diese CD ist ein musikalisches Schmuckstück, die Freude garantiert und die Fantasie des Zuhörers stimuliert. Eine hörenswerte Neuerscheinung!
Dirk Schauß, September 2022