CD: SOLFEGGIO – Hélène Brunet, L’Harmonie des saisons, Eric Milnes
Ein persönliches Album
Mit «Solfeggio» legt die kanadische Sopranistin Hélène Brunet ein ganz persönliches Album vor. Sie hat dazu Musik ihrer Lieblingskomponisten, Händel, Vivaldi, Vinci (zwei Arien aus der Oper «L’Elpidia» als Weltersteinspielung), Bach und Mozart, ausgesucht und konnte sich mit der Aufnahme einen lang gehegten Traum erfüllen.
Als Teenager sei sie zutiefst von der Arie «Nulla in mundo pax sincera» aus Vivaldis gleichnamiger Motette (RV 630) fasziniert. Brunet interpretiert die Arie mit ruhiger Stimme und perfekter Diktion. Die Hoffnung auf den Erlöser Jesus bringt sie höchst glaubwürdig zum Ausdruck. In ihrer Studienzeit habe sie dann intensiv Bachs Kantate «Ich habe genug» (BWV 82a) gehört. Mit zarter Flötenbegleitung beginnt ihre Stimme hier zu leuchten. Die Diktion lässt nichts zu wünschen übrig. Händels «Scoglio d’immota fronte» (Scipione, HWV 20) oder Vivaldis «Armatae face et anguibus» (Juditha triumphans, RV 644) hätten sie dann endgültig überzeugt, dass Barockmusik auch in der Gegenwart noch etwas zu sagen habe. Im Finalsatz «Alleluja» aus Mozarts Kantate «Exsultate, Jubilate» (KV 165) kommen alle Vorzüge von Brunets prachtvoller Stimme und wohlüberlegter Interpretation nocheinmal voll zur Geltung.
L’Harmonie des saisons unter Eric Milnes ist Brunet die perfekte Begleitung. Milnes führt sein Ensemble absolut sängerfreundlich, lässt es prunken, wo gefordert, und kostet die lyrischen Stellen sensibel aus.
Die intensive Beziehung der Sängerin zur Musik ist in jedem Moment spürbar und so dürfte diese Soloalbum zu den interessantesten Veröffentlichungen des noch jungen Jahres gehören.
11.01.2021, Jan Krobot/Zürich