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CD „SHADES OF LOVE“ – Musik für Flöte und Klavier mit SOFIA DE SALIS und IRYNA KRASNOVSKA, Ars Production

Gefällig, allzu gefällig!

02.04.2019 | cd

CD „SHADES OF LOVE“ – Musik für Flöte und Klavier mit SOFIA DE SALIS und IRYNA KRASNOVSKA, Ars Production

Gefällig, allzu gefällig!

Die russisch-schweizerische Flötistin Sofia de Salis legt auf ihrem neuen Album Bearbeitungen von Werken vor, die ursprünglich für Arpeggione („Bogen-Gitarre“), Violine, Oboe jeweils mit Klavier oder nur für Piano (beim ‚Ständchen‘ aus dem „Schwanengesang“ zudem mit Stimme) geschrieben wurden. Dass die Musikerin  ihr Instrument beherrscht, hat sie schon mehrfach auch auf CD bewiesen.

Allerdings ist die Flöte grundsätzlich im direkten Vergleich zur Violine  weniger modulationsfähig und in ihren dynamischen Möglichkeiten eingeschränkter. Da kann auch die Bearbeitung der großen Sonate in A-Dur von César Franck Op. 120 durch Douglas Woodfull-Harris nichts daran ändern, dass die Aufmerksamkeit des Hörers trotz der erstaunlichen pianistischen Leistung der famosen Iryna Krasnovska (besonders im Allegro 2. Satz) grosso modo durch die relative Eindimensionalität des Vortrags der Flöte ermüdet.

Sicherlich klingen die träumerischen Passagen gepflegt und innig empfunden, das romantische Gefühlskarussell dreht sich bisweilen jedoch nur in Zeitlupe. Lediglich brav streift die Sonate in A-Moll für Arpeggione und Klavier von Franz Schubert, bearbeitet durch Konrad Hünteler für Flöte, unser Ohr. Hier erweisen sich die Einspielungen mit Bratsche oder Cello als symphonisch flächiger, klanglich und dramaturgisch abwechslungsreicher.

Robert Schumanns drei Romanzen für Oboe und Klavier Op. 94 halte ich persönlich für am gelungensten. Die zwei kleinen Walzer für Klavier von Franz Schubert (Atzenbrugger Tanz, in D-Dur und Valse sentimentale in A-Dur) sowie die erwähnte Lied-Bearbeitung ergeben reizvolle Encores.

Die Programmierung im Zeichen der Liebe empfinde ich als weit hergeholt. Wobei überhaupt zu hinterfragen ist, was mit dem Titel der CD gemeint sein kann? Sollen Assoziationen zu der durch eine Verfilmung zu Ruhm gekommenen erotischen Roman-Trilogie der britischen Autorin E. L. James „Shades of Grey“ geweckt werden? Dann könnte sich jeder Musikfreund von Sinnen fragen, was die „Arpeggione-Sonate“ von Schubert oder die drei Romanzen Op. 94 von Schumann mit solchen „Shades“ zu tun haben? Unter dem Signum „Shades of Love“ finden sich bei Google eine Münchner Hilfsorganisation, die sich mit an Blindheit oder anderen Augenkrankheiten erkrankten Einwohnern des Himalayas und der Anden befasst, eine kanadische Fernsehserie oder eine US-Band. Wir wollen hier nicht weiter forschen, der Titel ist und bleibt eine unnötige PR-Nummer.

Fazit: Die CD ist hübsch anzuhören und wird auch ihre begeisterten Abnehmer und Anhänger finden. Mich haben weder Konzept noch Inhalt überzeugen können. Keine Empfehlung.

Dr. Ingobert Waltenberger

 

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