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CD SCHUMANN/GRIEG Klavierkonzerte ELISABETH LEONSKAJA – Michael Sanderling dirigiert das Luzerner Sinfonieorchester; Warner Classics

13.02.2024 | cd

CD SCHUMANN/GRIEG Klavierkonzerte ELISABETH LEONSKAJA – Michael Sanderling dirigiert das Luzerner Sinfonieorchester; Warner Classics

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Vom 22. Februar bis 3. März 2024 feiert das Konzerthaus Berlin die große in Tiflis gebürtige, seit Jahrzehnten in Wien beheimatete Pianistin mit einem breit angelegten Programm: Das Konzerthausorchester Berlin unter Joana Mallwitz (u.a. mit dem Klavierkonzert in a-Moll von Edvard Grieg) und mit Michael Sanderling (die beiden Brahms Klavierkonzerte) sowie das Konzerthaus Quartett werden u.a. ihre Partner sein. Daneben gibt es Solo-Rezitals der Künstlerin, ein „Espresso-Konzert“ sowie am 26. Februar einen öffentlichen Meisterkurs mit Studierenden der Hochschule für Musik Hanns Eisler Berlin.

Wer das neue, bei Warner erschienene Album mit der beliebten Kombination der beiden in a-Moll stehenden Klavierkonzerte von Robert Schumann Op. 54 und Edvard Grieg Op. 16 anhört, kann einen wunderbaren Vorgeschmack auf das Festival gewinnen.

Resolut virtuos und voller innerer Anteilnahme würde ich Leonskajas Spiel im ersten Eindruck charakterisieren. Der Anschlag ist stets dezidiert klar, im Piano wie aus dem Nichts ins Licht und unfassbar schwebend klingend, liebt sie Kontraste ehrfurchtgebietend auszuformen. Deklamation und Ausdruckswillen, Präzision und poetischer Zauber gehen bei Leonskaja eine individuell reizvolle Symbiose ein. 2016 in Georgien als „Priesterin der Kunst“ ausgezeichnet, ist ihr Musik heilig und die Zusammenarbeit mit anderen Musikern Elixier, Inspiration und Quelle an Erfahrung zugleich.

Manchmal konnte bei Leonskaja die Form, die Technik ein wenig über den Inhalt prävalieren, wie bei den Aufnahmen der frühen Klaviersonaten von Franz Schubert (2019 bei eaSonus erschienen). Anders bei ihrer jüngsten Einspielung der beiden Klavierkonzerte von Schumann und Grieg, wo die russische Schule zwar Leitfaden und Gradmesser der Interpretation bleibt, aber die so überaus sensitiv gesetzten Rubati, das tiefe Empfinden der Musik aus einem geheimnisvollen Inneren heraus, ein untrügliches Gespür für Stil und Klang, eine organische Freiheit in der dynamischen Gestaltung dieser so romantischen Musik neue Impulse verleihen, sie so nah erleben lassen, dass sich das berühmte Hofmannsthal/Elektra Zitat passgenau anfühlt: „Ob ich nicht höre? Ob ich die Musik nicht höre? Sie kommt doch aus mir.“

Das Miteinander der Pianistin mit Michael Sanderling, seit 2021/22 Chefdirigent des Luzerner Sinfonieorchesters, ist von einer künstlerischen Kongruenz ohnegleichen. Das Stürmische (Florestan) und Träumerische (Eusebius) im ‚Allegro affettuoso‘ (1. Satz) des Schumann-Konzerts werden beim Wort genommen und expressiv verdichtet. Die Sehnsucht und Ambivalenz auf der Suche nach Liebe und im Anderen Aufgehen, die zwar Schumann eigenes Erleben mit Clara spiegeln, werden der Natur des Stücks einer Phantasie gemäß in erzählerischer Lust, versponnenen Wunschgebilden und drängendem Ungestüm (‚Allegro vivace‘) fabuliert.

Grieg, wiederum vom Schumanns Konzert fasziniert und angeregt, schrieb sein Klavierkonzert 1868 in familiärer Urlaubsidylle. Vielfach, u.a. nach Vorschlägen von Franz Liszt überarbeitet, erfreuen virtuos und rhythmisch Spielerisches, harmonische Feinzeichnung, melodiöses Ranken und Umschlingen, tänzerisch folkloristische Stickereien, durchwirkt von nordisch irrlichternder Melancholie. Wieder legt das Duo Leonskaja-Sanderling eine bewusst ausgekostete Leidenschaft an den Tag, sie folgen dem lyrischen Gehalt der Musik wie auf spontan sich öffnenden Traumpfaden. Wie bei Schumann, gefällt das Ausschöpfen kontrastierender Stimmungen, ist die simultan-komplexe Agogik zu bewundern.

TIPP: HOMMAGE AN ELISABETH LEONSKAJA: Berliner Konzerte mit Elisabeth Leonskaja – 22. Februar bis 3. März 2024

22.2., 18.30 Uhr Großer Saal 8zehn30 – Kurzkonzert mit dem Konzerthausorchester Berlin, Joana Mallwitz

23.2. und 24.2., jeweils 20.00 Uhr Großer Saal, Konzerthausorchester, Joana Mallwitz

25.2., 18.00 Uhr, Großer Saal, Klavier-Rezital Elisabeth Leonskaja

26.2., 14.00 Uhr Werner-Otto-Saal, öffentlicher Klavier-Meisterkurs mit Elisabeth Leonskaja

27.2., 20.00 Uhr Werner-Otto-Saal, Elisabeth Leonskaja im Porträt

28.2., 14.00 Uhr, Kleiner Saal, Espresso-Konzert

28.2., 20.00 Uhr, Werner-Otto-Saal, Klavier Rezital Elisabeth Leonskaja

29.2., 20.00 Uhr Kleiner Saal, Kammermusik des Konzerthausorchesters

1.3., 20.00 Uhr, Kleiner Saal, Klavier-Rezital

2.3. und 3.3., jeweils 20.00 Uhr, Großer Saal, Konzerthausorchester Berlin, Michael Sanderling

Dr. Ingobert Waltenberger

 

 

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