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CD: SALIERI & BEETHOVEN IN DIALOGUE – Heidelberger Sinfoniker, Timo Jouko Herrmann

18.01.2021 | cd

CD: SALIERI & BEETHOVEN IN DIALOGUE – Heidelberger Sinfoniker, Timo Jouko Herrmann

Salieri & Beethoven in Dialogue | HIGHRESAUDIO

 

Der Salieri-Forscher Timo Jouko Herrmann legt beim Label «hänssler Classic» ein kurzes Album (6 Tracks mit einer Gesamtspielzeit: 47’40) zum noch weitgehend unerforschten Lehrer-Schüler-Verhältnis von Antoni Salieri und Ludwig van Beethoven vor. Leider wird der erste positive Eindruck von der Tatsache getrübt, dass die Reihenfolge der Tracks auf der Silberscheibe nicht mit der Reihenfolge im Einführungstext übereinstimmt. Da eine eigene Aufnahme für die CD erfolgte (März 2020 im Martin-Luther-Haus in Dossenheim), hätte sich das vermeiden lassen.

Ein erster Kontakt der beiden Musiker dürfte im Sommer des Jahres 1790 erfolgt sein. Als sich im März 1795 Beethoven erstmals als Solist mit einem eigenen Klavierkonzert dem Wiener Publikum präsentierte, leitete Salieri das Konzert. Beethoven war zu dieser Zeit als Solist und Komponist von Instrumentalstücken eine feste Grösse. Auf dem Gebiet des Musiktheaters, wo Salieri in Wien seit seinem Debut als Opernkomponist die unangefochtene Autorität war – einige seiner Werke galten schon als Klassiker -, hatte Beethoven noch nichts vorzuweisen. Das wollte er ändern und so nutzte Beethoven ausgiebig Salieris Angewohnheit, Schüler stets unentgeltlich zu unterrichten. Beethoven bedankte sich mit der Widmung der Violinsonaten op. 12 sowie mit der Komposition eines Variationszyklus über ein Duettino aus Salieris Oper «Falstaff ossia Le tre burle».

In Beethovens Wiener Vokalkompositionen, so dem Terzett op. 116 (1802/03) auf eine Textvorlage aus Giovanni de Gamerras Libretto «Medonte» von 1774 (erstmals vertont von Giovanni de Gamerra), ist Salieris Einfluss deutlich spürbar. Noch deutlicher gilt dies für die Introduktion zu «Vestas Feuer», die Beethoven 1803 zu komponieren begonnen hatte. Der Schlussteil könnte Beethoven zu «O namenlose Freude» aus «Fidelio» inspiriert haben

Der Unterricht Beethovens blieb auch für seinen Lehrer Salieri nicht ohne Folgen: Das Finale zu La riedificazione di Gerusalemme (1805) und die Ouvertüre zu L‘oracolo muto (1802) zeigen, dass Salieri begann, seinen Orchestersatz differenzierter zu betrachten und fantasievoller auszugestalten. Eindeutig von Beethoven inspiriert wirkt die imperiale Klangpracht der Ouvertüre zu seiner Kantate «Habsburg».

Die Heidelberger Sinfoniker unter Timo Jouko Herrmann spielen kernig auf. Die Solisten Diana Tomsche, Joshua Whitener, Kai Preussker, Thomas Jakobs, Thomas Dorn, Matthias Eschli und Stefan Müller-Ruppert absolvieren ihre Einsätze wohlklingend und absolut textverständlich.

Eine tiefschürfenderes Konzept wäre wünschenswert gewesen.

17.01.2021, Jan Krobot/Zürich

 

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