CD RICHARD WAGNER „TRISTAN UND ISOLDE“ – Paraphrase für Streichseptett von Martina Trumpp; Coviello Classics
Lorin Maazels famoser „Ring ohne Worte“ mit den Berliner Philharmonikern – auch Hansjörg Albrecht hat sich mit seiner Weimarer Staatskapelle erfolgreich an einem rein instrumentalen Zusammenschnitt eingängiger Ring-Themen erfolgreich versucht – aber auch zuvor beispielsweise die symphonischen Synthesen von Leopold Stokowski (Tristan, Parsifal, Ring) zeigen uns, dass Wagners Opernwelt auch ohne Gesang funktionieren kann. Was andere instrumentale Adaptionen der Musik Wagners anlangt, so kennen wir Fassungen für Blechbläser vom Quintett Canadian Brass generiert, verstärkt von Blechbläsern und Schlagzeugern der Berliner Philharmonikern und des Bayreuther Festspielorchesters musiziert (Dirigent Edo de Waart).
Dass eine kammermusikalische Bühnenfassung von „Tristan und Isolde“ auch ihre Meriten haben kann, hat die Wiener Kammeroper für das Theater an der Wien bewiesen. In der Fassung für Kammerorchester von Matthias Wegele, inszeniert von Günther Groissböck, gab es nur 20 Musiker im Graben, fünf Solisten sangen das Werk auf gut drei Stunden inklusive einer Pause verkürzt.
Nun stellt das Streichseptett des Solistenensembles D’Accord eine fantastisch arrangierte und gespielte kammermusikalisch instrumentale Streicherversion von Wagners „Tristan und Isolde“ vor. Der symphonische Duktus von Wagners Musik, das sehnsuchtsvolle Flirren ihre unendlichen Melodien, das erotisch verwegene harmonische Glühen, nichts geht in dieser ca. einstündigen Paraphrase ab, zumal die Übergänge ohne Unterbrechung nicht nur reibungslos ablaufen, sondern – wenn man es nicht besser wüsste – so erklingen, als wären sie genauso erfunden.
Die von einer tollen Geigerin inszenierte große Wagner-Symphonie mit Szenen aus allen drei Akten von „Tristan und Isolde“, von einem Kennerensemble stimmungsvoll und feinsinnig dargeboten, was will das Wagner-Herz mehr? Zudem entzückt die Balance zwischen den silbrig mystischen Violinen (Martina Trumpp, Franzisca Baur), den charaktervollen Violen (Daniel Schwartz, Stephan Knies), den sinnlich verführerischen Celli (Guillaume Artus, Ncola Pfeffer) und dem virilen Kontrabasssound des Benedikt Büscher. Der innig nur von den Streichern gesungene „Liebestod“ sorgt für Gänsehaut. Die Tonqualität wird den höchsten audiophilen Wünschen gerecht. Welch aufregendes Experiment, bei dem es nicht um die Frage „Entweder-oder“ geht, sondern und eine Bereicherung des Kataloges und eine zusätzliche Möglichkeit, unsere Wahrnehmung dieser epochalen Musik zu schärfen und neu zu kalibrieren.
Heiße Empfehlung!
Dr. Ingobert Waltenberger