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CD RICHARD WAGNER: DAS RHEINGOLD – Livemitschnitt der Deutschen Oper am Rhein Mai/November 2019

28.03.2020 | cd

CD RICHARD WAGNER: DAS RHEINGOLD – Livemitschnitt der Deutschen Oper am Rhein Mai/November 2019

Viel Gold am Rhein

Axel Kober, Generalmusikdirektor der Deutschen Oper am Rhein, hat mit den Duisburger Philharmonikern Wagners „Ring des Nibelungen“ erarbeitet. Das „Rheingold“ liegt als Stream (iTunes, Quobus, Spotify) und nun auch auf CD vor. Auf der Website der Oper am sind die Streams für „Die Walküre“ für den März 2020, für „Siegfried“ und „Götterdämmerung“ für April 2020 angekündigt.

Dabei ist dieser Ring aufgrund eines Wasserschadens alles andere als glatt verlaufen. Die Inszenierung von Dietrich W. Hilsdorf sollte Ende der Saison 2018/19 jeweils komplett an beiden Spielstätten (Düsseldorf, Duisburg) aufgeführt werden. Daraus wurde aber nichts, weil einige Wochen vor der Premiere der „Götterdämmerung“ eine defekte Sprinkleranlage das Theater Duisburg flutete. Das war das Aus für die szenische Vollendung des Duisburger Rings. Die Mercatorhalle Duisburg (aus der auch der vorliegende Mitschnitt stammt) diente kurzerhand als Ausweichquartier für konzertante Wiedergaben.

Axel Kober notiert, dass „sich die vermeintliche Notlösung schon nach wenigen Proben als Glücksfall erwies. In der brillanten Akustik des Konzertsaals fügten sich Gesangstimmen und Orchesterklang zu einem aufregenden Hörerlebnis, welche das Publikum mit stehenden Ovationen belohnte.“ Tatsächlich ist das Klangbild herrlich tiefen gestaffelt und plastisch, außerdem stimmt die Abmischung von Orchester zu den sehr präsent und natürlich abgebildeten Stimmen (Tonmeister Holger Urbach). 

An der Spitze der Besetzung steht der Engländer James Rutherford als Wotan. Wie schon bei der von Simon Rattle mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks dirigierten, jüngst auf CD publizierten „Walküre“ gelingt Rutherford mit seinem nobel timbrierten, muskulös sehnigen Heldenbariton ein eindringliches musikalisches Porträt des Göttervaters. Rutherford vereint alle guten Eigenschaften eines Kavaliers- und Heldenbaritons. Exzeptionell.  

Der erfahrene und Bayreuth-geeichte  Jochen Schmeckenbecher ist ein von der Diktion und Düsternis der Figur her dämonischer Alberich. Ebenso dramatisch zugespitzt und stimmlich souverän agieren der Amerikaner Raymond Very als Loge und der bestens fokussierte und stimmschöne Charaktertenor des Florian Simson als Mime. Beide würden mit ihren klug gestalteten Rollenporträts jedem Festival und Opernhaus Ehre machen.  

Die Fricka der Katarina Kuncio überzeugt mit jugendlicher Frische und vokal femininen Reizen. Sylvia Hamvasi leiht Freia, der Göttin des Frühlings des Glücks und der Liebe, ihre frisch blühenden Höhen. Thorsten Grümbel (Fasolt) und Lukasz Konieczny (Fafner) singen als Riesen sehr gepflegt, aber nicht gewichtig. Wenig glaubwürdig in seinem Drohen ist David Jerusalem als Donner. Stimmlich schwingt er nur ein Hämmerchen. Das “Heda! Heda! Hedo!” ist eine der wenigen Schwachstellen der Aufführung.

Die Rheintöchter (Heidi Elisabeth Meier als Woglinde, Roswitha Christina Müller als Wellgunde und Anna Harvey als Flosshilde) singen sowohl im Ensemble aus auch einzeln hervorragend. Als besonders leuchtkräftig und souverän in den Höhen erweist sich Heidi Elisabeth Meier. Die rumänische Altistin Ramona Zaharia ist eine in ihrer existenziellen Mahnung berührende und ungemein klangvolle Erda.

In allen Instrumentengruppen begeisternd agieren die Duisburger Philharmoniker. Axel Kober, geringfügig rascher als Karajan, holt aus dem Orchester alles heraus, was zu einer erstklassigen Wagner-Aufführung gehört. Der Blick auf alle konzise gestalteten Details dient immer einem dramaturgisch theatralischen Gesamtkonzept. Kober erzählt mit allen musikalischen Mitteln die Geschichte so spannend wie nur möglich. Kober lässt sich Zeit wo nötig, Steigerungen wachsen organisch, die hochdramatischen Höhepunkte erreichen den Hörer mit voller Wucht. Das Ensemble hat er gleichermaßen auf höchste Textverständlichkeit und qualitätsvolles Singen eingeschworen. Kober ist zudem ein vorbildlich rücksichtsvoller Sängerbegleiter. Karikiert wird hier nicht.

Rein musikalisch ist dieses Rheingold bis auf die genannten kleinen Einschränkungen ganz große Klasse.

Dr. Ingobert Waltenberger

 

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