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CD R. STRAUSS Symphonia Domestica, RIMSKY-KORSAKOV Scheherazade, ZUBIN MEHTA dirigiert das LONDON PHILHARMONIC ORCHESTRA – BBC Recording, LPO

18.09.2020 | cd

CD R. STRAUSS Symphonia Domestica, RIMSKY-KORSAKOV Scheherazade, ZUBIN MEHTA dirigiert das LONDON PHILHARMONIC ORCHESTRA – BBC Recording, LPO

Die BBC ordnet ihre Archive. Dabei kommt so mancher Schatz zum Vorschein. Aufgenommen in der Royal Festival Hall 1988 und 1992 unter der Stabführung von Zubin Mehta, erweisen sich die beiden Live-Rundfunkmitschnitte mit dem London Philharmonic Orchestra als opulente Klangtheateraufführungen erster Güte. Obwohl nicht gesungen wird, offenbart die große sinfonische Dichtung „Symphonia Domestica“ von Richard Strauss allerlei lautmalerischen Schabernack mit den Bezeichnungen Allegro, Scherzo, Adagio, Finale. Zubin Mehta weiß mit dieser Partitur als handfester musikalischer Reflexion über offenbar typische Strauss‘sche Familiengewohnheiten plastisch und mit Humor umzugehen. Wir werden Zeugen eines tösend schnatternden Verwandtschaftsbesuchs, erleben die kleinen Freuden und größeren Sorgen mit Sohnemann, lauschen amüsiert-betroffen harmlosen, aber umso polternderen Kabbeleien des familiären Dreigestirns und freuen uns am Schluss umso mehr über den endlich eingekehrten häuslichen Frieden. Fast könnte einer ganz im Stile eines Sir Morosus („Die Schweigsame Frau“) auf die Idee kommen, nach 45 Minuten erleichtert aufzuseufzen und sich selbst ironisch zuzwinkernd zu wünschen: „Wie schön ist doch die Musik – aber wie schön erst, wenn sie vorbei ist!“

Die zweite CD mit Nikolai Rimsky Korsakovs „Scheherazade“ Op. 35 bietet nicht weniger Gelegenheit, musikalischen Programmideen – auch wenn sie später vom Komponisten widerrufen worden sind –  im Rahmen des Möglichen mit pastos geschwungener Palette russisch-orientalische Farbkleckse verpassen zu können. Die ursprünglichen Satztitel „Das Meer und Sindbads Schiff, die Geschichte vom Prinzen Kalender, der junge Prinz und die junge Prinzessin sowie Feier in Bagdad – das Meer – das Schiff zerschellt an einer Klippe unter einem bronzenen Reiter“ weisen zwar auf konkrete Begebenheiten aus der Märchensammlung “Tausendundeiner Nacht“ hin, entfalten aber in der orchestralen Fantasie des Schöpfers ein nur den Ohren zugängliches durchaus fantastisches Eigenleben. An der Deutung durch das bestens disponierte London Philharmonic Orchestra in der musikalisch friedensreichen „Hundertwasserei“ von Zubin Mehta werden Kinder und Erwachsene, Klangwühler und deren Gesellen gleichermaßen ihre Freude finden. Blätter Sie doch in diesem bunten und kurzweiligen Hör-Bilderbüchern. Es lohnt sich.

Natürlich nur für in Bezug auf Klangkitsch und musikalisch saftige Braten völlig angstbefreite Genießer….

Dr. Ingobert Waltenberger

 

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