Online Merker Logo

Die internationale Kulturplattform

HAMBURG/ Elbphilharmonie: Philippe Jaroussky, Le Concert de la Loge, Julien Chauvin: »Forgotten Arias« •

14.11.2023 | Konzert/Liederabende

Philippe Jaroussky, Le Concert de la Loge, Julien Chauvin: »Forgotten Arias« • Elbphilharmonie Hamburg • Konzert: 13.11.2023

Feinste Sangeskunst

Auf der Tournee mit seiner neuen CD «Forgotten Arias» macht Philippe Jaroussky in der Hamburger Elbphilharmonie Station. Zu erleben ist ein höchst sympathischer Künstler im Zenit seines Schaffens, begleitet von Le Concert de la Loge, eine der führenden, jüngeren Formationen für Alte Musik.

jart
Foto © Simon Fowler / Erato Warner Classics

Le Concert de la Loge beginnt den Abend mit der Sinfonia (I. Allegro, II. Andantino, III. Presto) aus Johann Adolph Hasses (1699-1783) «Demofoonte» (Fassung von 1748). Bereits hier werden alle Vorzüge des 2015 vom ersten Geiger gegründeten Orchesters offenbar: ein wunderbar warmer Klang der Streicher, perfekte Bläser, virtuose Flöten und deutlich konturierter, aber nie überzeichneter Klang. Ohne Pause beginnt Jaroussky gleich mit seinem ersten Beitrag: «Ma che vi fece, o stelle» – «Sperai vicino il lido», ebenfalls aus Hasses «Demofoonte». Hier kommt nun Jarousskys zum Zuge: eine ausgesprochen lebendige Stimme mit funkelnden Höhen, besten Tiefen, einer unerhörten Technik und von atemberaubender Virtuosität. «Misero pargoletto», ebenfalls aus Hasses «Demofoonte» wird dann zum Meisterstück lyrischer Kontemplation. In «Se mai senti spirarti sul volto» aus Michelangelo Valentinis (um 1720-1768) «La clemenza di Tito» überzeugt Jaroussky mit schier endlosem Atem und die Bläser mit perfekt austariertem Spiel (markant, aber nie dominant). In «Dove son? Che m’avenne?- Gemo in un punto e fremo» aus Tommaso Traettas (1727-1779) «L’Olimpiade» lässt Jaroussky die Furien in bester barocker Manier schalten und walten.

Nach der Pause geht es mit gesteigerter Intensität weiter, das Publikum taut auf und geht mit. In der Gleichnisarie «Siam navi all’onde algenti» aus Andrea Bernasconis (1706–1784) «L’Olimpiade» gelingt es Jaroussky mit seiner enormen Musikalität grossartig das Bild in Musik umsetzen. Giovanni Battista Ferrandini (um 1710–1791) «Gelido in ogni vena» beginnt mit düsteren Akkorden, deren Färbung Jaroussky dann in seine Stimme übernimmt. Höchst lebendig, «rassig» wie der Schweizer sagen würde, gelingt die Sinfonia periodica Es-Dur Niccolò Jommellis (1714–1774). «Per quel paterno amplesso» aus Johann Christian Bachs (1735–1782) «Artaserse» hebt sich durch eine kühle Schlichtheit von den anderen Beiträgen des Abends ab. Bach ist kein Italiener, kann aber trotzdem italienische Oper und wurde mit dieser bekannt: auf seine ganz spezielle Art. «Fra cento affanni» aus Niccolò Jommellis «Artaserse» wird zum Höhepunkt des Abends: Hier kann Jaroussky nochmal sein ganzes virtuoses Repertoire musikalisch-technischer Rafinessen, inklusive Messa di voce und traumhafter Piani präsentieren. Mit einem schlicht mustergültig vorgetragenen «Che faro senz’ Euridice» bedankt sich Jaroussky beim begeisterten Publikum.

Feinste Sangeskunst!

14.11.2023, Jan Krobot/Zürich

 

Diese Seite drucken