CD: PERGOLESI: STABAT MATER – Les Talens Lyriques, Christophe Rousset
Sakralmusik dreier Meister der neapolitanischen Schule
Der Komponist Giovanni Battista Pergolesi aus Jesi in den Marken gehört zu jenen Künstlern, die (auch) wegen ihres frühen Tods bekannt sind. Im Badeort Pozzuoli bei Neapel, wo Pergolesi sich zur Erholung aufhielt, entstand, vermutlich im Auftrag der „Confraternità dei Cavalieri di S. Luigi di Palazzo“, das Stabat mater, das als seine letzte vollendete Komposition gilt. Pergolesi starb am 16. März 1736 an Tuberkulose und wurde am 17. März im Franziskanerkloster in Pozzuoli beigesetzt. Die kurze Schaffenszeit einerseits, und die Erfolge seiner Oper „La Serva Padrona“ und des Stabat Mater“, mit dem Pergolesi den „galanten Stil“ in die Kirchenmusik einführte, faszinierten seine Zeitgenossen und dann vor allem die Romantiker und sorgten für einen sofort einsetzenden Nachruhm ähnlich wie bei Johann Sebastian Bach und Wolfgang Amadeus Mozart. Mit dem galanten Stil konnte Pergolesi im Bereich der Oper vollumfänglich reüssieren, wohingegen opernhafte Melodik in der Kirchenmusik weniger Billigung fand. Das Stabat Mater wurde erstmals
von Padre Martini in seiner Kompositionslehre von 1774 bemängelt und stieß besonders im deutschsprachigen Raum bis ins 19. Jahrhundert auf Kritik. Gleichzeitig wurde das Werk aber breit rezipiert, zählte im 18. Jahrhundert zu den am häufigsten gedruckten Musikstücken und wurde vielfach bearbeitet, so von Johann Sebastian Bach (Tilge, Höchster, meine Sünden, BWV 1083), Georg Joseph Vogler, Antonio Salieri, Franz Xaver Süssmayr und Otto Nicolai.
Auf der CD finden sich neben Pergolesis Stabat Mater zusätzlich noch zwei Werke von bedeutenden Protagonisten der neapolitanischen Musik der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts: das „Salve Regina“ in G-Dur von Nicola Porpora (1686-1768) und das „Beatus Vir qui timet“ vom Leonardo Leo (16941744).
Die Musiker von Les Talens Lyriques musizieren unter Leitung von Christophe Rousset wie so häufig absolut spannend und energiegeladen. Sandrine Piau ist bestens bei Stimme und macht auch hier klar, warum sie durch ihre Interpretationen barocker Werke bekannt geworden ist. Christopher Lowrey überrascht mit stupender Technik und einem höchst wohlklingenden Countertenor.
Eine phantastische Gelegenheit Kostproben der Sakralmusik der neapolitanischen Schule kennenzulernen.
06.04.2020, Jan Krobot/Zürich