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CD: PAUL WRANITZKY: Orchestral Works • 1 – Czech Chamber Philharmonic Orchestra Pardubice, Marek Štilec

Jan Krobot/ Zürich

09.04.2021 | cd

CD: PAUL WRANITZKY: Orchestral Works • 1 – Czech Chamber Philharmonic Orchestra Pardubice, Marek Štilec

WRANITZKY, P.: Orchestral Works, Vol. 1 (Czech Chamber Philharmonic  Orchestra, Pardubice, Štilec) - 8.574227

 

Ein mährischer Meister in Wien

Der am 30. Dezember 1756 im mährischen Neureisch (heute: Nová Říše) geborene Komponist und Dirigent Paul Wranitzky und sein jüngerer Halbbruder Anton (1761-1820) spielten im Musikleben Wiens im ausklingenden 18. Jahrhundert eine bedeutende Rolle. Nach seiner ersten musikalischen Ausbildung im Prämonstratenserkloster seiner Heimatstadt und Studien in Iglau (heute: Jihlava) und Olmütz (heute: Olomouc) kam Wranitzky 1776 nach Wien, um auf Wunsch seiner Eltern Theologie zu studieren. Hier fasste er rasch Fuss und wurde Musikdirektor am theologischen Seminar und 1783 Musikdirektor beim Grafen Johann Baptist Esterházy de Galántha, einem Verwandten der in Eisenstadt residierenden Esterházys. Auf Fürspruch des Grafen hin wurde Wranitzky Mitglied der Loge «Zur gekrönten Hoffnung» und mit der Zusammenlegung von drei Wiener Logen im Jahre 1785 Logenbruder Mozarts. Im Rahmen der Loge lernte Wranitzky 1783 auch Joseph Martin Kraus (1756-1792) kennen, als sich dieser in Wien aufhielt. Ob der bereits arrivierte Komponist ihn nur ermunterte oder auch Unterricht erteilte, ist nicht überliefert. 1785 wurde Wranitzky Musikdirektor am Kärntnertortheater, 1787 dann auch am Burgtheater. Beide Positionen behielt er bis zu seinem Tod. Wranitzkys erstes Bühnenwerk, das Singspiel in drei Akten «Oberon, König der Elfen» wurde am 7. November 1789 im Freihaustheater von der Truppe Emanuel Schikaneders uraufgeführt. Der Erfolg war so gross, dass Schikaneder in der Folge mehrere Märchenoper produzierte, unter denen Mozarts Zauberflöte wohl die Bekannteste ist. Die Popularität von Wranitzkys Singspiel war bis Carl Maria von Webers Oberon von 1826 ungebrochen. Von 1794 bis 1807 war Wranitzky Sekretär der Tonkünstler-Societät, er feierte Erfolge als Dirigent und war der bevorzugte Komponist der Kaiserin Maria Theresia. Am 26. September 1808 starb Wranitzky in Wien. Sein Schaffen, mit 45 überlieferten Sinfonien war er in den 1790ern der auf diesem Gebiet führende Komponist, stand bald im Schatten jenes seiner Freunde Mozart, Haydn und Beethoven.

Für die vorliegende Aufnahme hat das Czech Chamber Philharmonic Orchestra Pardubice unter Leitung von Marek Štilec zwei Oper-Ouvertüren, die Serenade aus einer Oper und zwei Sinfonien eingespielt. Wranitzkys zweiaktige Oper «Die Poststation, oder Die unerwartete Zusammenkunft» wurde am 17. Juni 1794 in Frankfurt am Main uraufgeführt. Das «Fest der Lazzaroni» erlebte seine Uraufführung bereits am 4. Februar 1794 im Leopoldstädter Theater. Hier ist auch die Serenade, mit der der junge Adlige Cassandri seine Angebetete Rosaura zu gewinnen versucht eingespielt. Bis 1797 wurde das zweiaktige Singspiel 31mal in Wien gezeigt. Die «Sinfonie in C-Dur» Op. 19 «Grosse Sinfonie bei Gelegenheit der Erhebung Franzens zum Deutschen Kaiser» (1792) ist dem Anlass entsprechend pompös und nutzt ausgiebig Blechbläser und Schlagwerk. Die «Sinfonie in B-Dur» Op. 33 Nr. 1 aus dem Opus 33 «Drei grosse Sinfonien» steht für Wranitzkys Spätwerk und die ihm eigene meisterliche Instrumentation.

Das Czech Chamber Philharmonic Orchestra Pardubice unter Leitung von Marek Štilec musiziert höchst aufmerksam, farbig und spielfreudig und bringt die Perlen der Wiener Klassik zum Strahlen.

09.04.2021, Jan Krobot/Zürich

 

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