CD: Paul Büttner Sinfonie Nr. 2 G-Dur und weitere Orchesterwerke Brandenburgisches Staatsorchester Frankfurt Jörg-Peter Weigle, musikalische Leitung cpo, 555 482-2
Die Wiederentdeckung eines Romantikers: Paul Büttners Orchesterwerke
Mit der Veröffentlichung einer CD durch das Entdecker-Label cpo wird Paul Büttner, einer der letzten großen romantischen Symphoniker, endlich wieder ins musikalische Bewusstsein gerückt. Dirigent Jörg-Peter Weigle und das Brandenburgische Staatsorchester Frankfurt präsentieren die Heroische Ouvertüre C-Dur, das dreiteilige Werk Präludium, Fuge und Epilog „Eine Vision“ sowie die eindringliche Sinfonie Nr. 2 G-Dur. Diese längst überfällige Aufnahme lädt dazu ein, das schöpferische Genie Büttners und die musikalische Pracht seiner Werke neu zu entdecken.
Paul Büttner (1870–1943) war eine der schillerndsten Figuren des späten romantischen Musiklebens. Als Schüler Felix Draesekes verband er meisterhafte kompositorische Technik mit einer tiefen Verwurzelung in der Tradition, ohne die musikalische Innovation aus den Augen zu verlieren. Seine Tätigkeit als Chorleiter, Musikpädagoge, Konservatoriumsdirektor und Kritiker prägte das kulturelle Leben Dresdens nachhaltig. Büttners Werke, besonders seine Sinfonien, spiegeln nicht nur seinen schöpferischen Idealismus wider, sondern auch sein politisches Engagement und seine Überzeugung, dass Musik eine gesellschaftliche Verantwortung trägt. Dennoch geriet sein Name, insbesondere nach 1933, weitgehend in Vergessenheit. Diese CD bietet somit eine willkommene Rückkehr ins Rampenlicht.
Die Heroische Ouvertüre beeindruckt durch ihre weiträumige Anlage und die feinsinnig ausdifferenzierte Instrumentation. Der Beginn mit grübelnden Holzbläsern entfaltet eine breite sinfonische Erzählung, die sowohl lyrische Wärme als auch dramatische Zuspitzungen umfasst. Büttner zeigt sich hier als Meister des kontrapunktischen Handwerks, während er gleichzeitig eine klare melodische Linie bewahrt. Das Brandenburgische Staatsorchester Frankfurt unter Jörg-Peter Weigle verleiht der Ouvertüre Glanz. Weigles Dirigat zeichnet sich durch ein klares Gespür für die dynamische Balance und eine präzise Tempogestaltung aus, wodurch Büttners Werk eine beeindruckende narrative Geschlossenheit erhält.
Das Werk Präludium, Fuge und Epilog „Eine Vision“ ist ein eindringliches Klanggemälde, das durch seine kontrastreiche Architektur besticht. Das Präludium besticht durch eine geheimnisvolle Atmosphäre, die in sehr lebendige Abschnitte mündet, mit ungewöhnlichen Schlagzeugmomenten. In der folgenden Fuge zeigt sich der wissende Tongestalter Büttner, der es gut verstand, Spannungsmomente aufzubauen und diese dann wieder deutlich zurücknehmen konnte. Der abschließende Epilog schließt das Werk in berührender Ruhe ab. Bewegend, wie hier getragene Akkorde in den Streichern und Bläsern das Werk zu feierlicher Wirkung bringen. Büttner agiert hier souverän zwischen Tradition und moderner Klangsprache, was der Musik eine zeitlose Faszination verleiht. Weigle und sein Orchester meistern die kompositorischen Herausforderungen dieses anspruchsvollen Werks mit Bravour. Besonders die feinen Abstufungen in der dynamischen Gestaltung sowie die beeindruckende Transparenz in der Fuge verdienen höchste Anerkennung.
Die zweite Sinfonie ist Büttners ein Juwel spätromantischer Sinfonik. In ihren drei Sätzen entfaltet sich ein vielschichtiger musikalischer Vortrag, der von pastoralen Klangwelten bis hin zu triumphalen Ausbrüchen reicht. Der erste Satz überzeugt durch majestätische Themen, das Scherzo sprüht vor rhythmischer Energie, während das Finale die sinfonische Reise in einem kraftvollen und erhabenen Schluss mit prachtvollen Bläsermomenten mündet. Das Brandenburgische Staatsorchester Frankfurt und Jörg-Peter Weigle beweisen hier ihr herausragendes Können. Mit viel Feingefühl für die stilistische Authentizität und klangliche Details verleihen sie der Sinfonie eine Leuchtkraft, die Büttners komplexe musikalische Sprache in vielen Facetten erstrahlen lässt.
Das Brandenburgische Staatsorchester Frankfurt zeigt sich auf dieser Aufnahme als ein Ensemble von Präzision und Spielfreude. Unter der inspirierenden Leitung von Jörg-Peter Weigle gelingt es dem Orchester, Büttners Werke mit einer Mischung aus Leidenschaft und stilistischer Sensibilität zu präsentieren.
Diese CD ist ein wichtiger Meilenstein in der Rezeption von Paul Büttners Schaffen und auch ein Plädoyer für die Wiederentdeckung eines zu Unrecht vergessenen Komponisten. Liebhaber romantischer Orchesterliteratur kommen hier auf ihre Kosten!
Dirk Schauß, im November 2024
Paul Büttner
Sinfonie Nr. 2 G-Dur
und weitere Orchesterwerke
Brandenburgisches Staatsorchester Frankfurt
Jörg-Peter Weigle, musikalische Leitung
cpo, 555 482-2