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CD „PAR AMOUR“: VANNINA SANTONI singt Arien von Alfano, Catalani, Gounod, Massenet, Verdi, Puccini und Tomasi; Alpha

13.02.2025 | cd

CD „PAR AMOUR“: VANNINA SANTONI singt Arien von Alfano, Catalani, Gounod, Massenet, Verdi, Puccini und Tomasi; Alpha

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Falls das Claude Debussy-Album – Lieder nach Gedichten von Paul Verlaine „C’est l’Extase“ – noch ein Geheimtipp gewesen sein sollte, ist der Name der Sopranistin Vannina Santoni spätestens seit der Veröffentlichung des CD-Buches von Massenets „Griselidis“ bei Bru Zane jedem eingefleischten Melomanen ein Begriff. Link zu meiner Besprechung: https://onlinemerker.com/cd-buch-jules-massenet-griselidis-conte-lyrique-in-drei-akten-und-einem-prolog-palazzetto-bru-zane/

Nun veröffentlicht die lyrische Sopranistin mit einem korsischen Vater und einer russischen Mutter ihr erstes Arien Solo-Album bei Alpha. Mit Franco Alfanos ‚Guinge il treno… Dio pietoso‘ aus „Risurrezione“ und Henri Tomasis ‚O Ciucciarella‘ aus den „Six Mélodies populaires corses“ in einem Arrangement für Orchester von Théo Cascio steht jeweils eine Rarität zu Beginn und am Ende des Programms. Dazwischen Opernreißer aus Catalanis “La Wally“, Gounods „Romeo et Juliette“ und „Thais“, Massenets „Manon“, Verdis „Otello“ sowie Giacomo Puccinis Einaktern „Le Villi“ und „Gianni Schicchi“.

Das programmatische Thema des Albums ist die Liebe in verschiedenen Stufen der Leidenschaftlichkeit bzw. als Antrieb, sich für den Geliebten in die Waagschale zu werfen. Wie Nicolas d’Estiennes d’Orves zu Protokoll gibt, bedeutet das Thema Liebe für die Sängerin „Offenheit gegenüber anderen, gegenseitige Hilfe, Solidarität, ganz einfach Toleranz und eine gewisse Widerstandsfähigkeit, wie sie auch jene Werte widerspiegelt, die sie in der buddhistischen Philosophie findet.“ Aber das Album will auch einige Bühnenerfolge der Künstlerin der letzten 15 Jahre darstellen (obwohl da ganz bestimmt einige Blitzlichter auf Mozart-Rollen ihren guten Platz gefunden hätten), gibt also ein wenig nostalgisch einen Rückblick auf die bisherige, bislang vor allem auf französische Opernhäuser und Konzertsäle konzentrierten Karriere.

Das Besondere an dieser karamellig gewürzten Stimme sind sowohl das in allen Lagen schillernde, gleichermaßen attraktive Timbre (für mich eines der wunderbarsten seit Angela Gheorghiu) und natürlich die exzeptionelle Vortragskunst, also Santonis persönlich gefärbte, immer glaubhafte wie rollenadäquate Herangehensweise an Text, Phrasierung und Dynamik. Dazu kommt jenes gewisse Extra, jener feminine Glanz an vokaler Be- und Verzauberung sowie an absoluter Immersion in eine Figur, für die Worte, welche auch immer, nicht ausreichen. Auch für so prominente, häufig aufgenommene Titel wie Desdemonas ‚Era più calmo?….Ave Maria‘ aus „Otello“, Laurettas ‚O mio babbino caro‘ oder Wallis Hit ‚Ebben? Ne andrò lontana‘ findet Vannina Santoni einen überzeugend eigenen Zugang und damit das Interesse der Hörerschaft.

Auf klangstarken Händen getragen wird Vannina Santoni vom Orchestre National de Lille unter der einfühlsamen Begleitung von Jean-Marie Zeitouni. Auch diesen Namen sollte man sich unbedingt merken. Von März bis Mai 2025 stehen Cherubinis „Médée“ in Montpellier, Ernest Reyers „Sigurd“ in Marseille und Bizets „Carmen“ in Lausanne auf seinem Terminkalender. Mich beeindrucken Zeitounis Präzision, sein dieses Gespür für differenziert abgestimmte, situationsvertiefende Klangvaleurs. Seine intensive Zusammenarbeit mit Sängerinnen und Sängern, denen er ein idealer Partner zu sein scheint, trägt die saftigsten Früchte. Als Vokalpartner fungieren die Mezzosopranistin Albane Carrère als Emilia in „Otello“ und vor allem der draufgängerische Tenor Julien Dran als Le Chevalier des Grieux im Duett ‚Toi! Vous! – Oui, c‘est moi‘ aus Massenets „Manon“.

Dr. Ingobert Waltenberger

 

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