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CD „OUT OF ITALY“ – Barocke Kammermusik für Cello von Antoniotto, Cervetto, Geminiani, Boccherini, Lanzetti, Cirri und Vivaldi – Cavi music

22.10.2019 | cd

CD „OUT OF ITALY“ – Barocke Kammermusik für Cello von Antoniotto, Cervetto, Geminiani, Boccherini, Lanzetti, Cirri und Vivaldi – Cavi music

Die Idee dieses ausgewogen und klassisch zurückhaltend musizierten Konzeptalbums ist clever: Im 18. Jahrhundert in der Ära nach Arcangelo Corelli verließen viele der begabtesten Künstler, nicht zuletzt erfolgreiche Komponisten von Instrumentalmusik, ihre ausschließlich operntrunkene Heimat Italien. Das Album zeigt eine kleine repräsentative Leistungsschau von solcherart fern dem Lande, wo die Zitronen blühen, entstandenen Kompositionen.

Die aus Italien exilierten Musiker sind Legende und Legion zugleich: Geminiani ging nach London, Boccherini nach Madrid, Domenico Scarlatti nach Lissabon, Locatelli nach Amsterdam, Nardini nach Stuttgart, Caldara nach Wien, Bononcini nach Berlin. Antonio Vivaldi verließ Venedig mit Ü60 in Richtung Dresden, kam aber nicht weiter als bis Wien, wo er 1741 starb. Reinhard Goebel kommt zu folgendem Schluss: „Kamen aus Mailand und Neapel noch wesentliche Beiträge zum Galanten Stil (1730-80), so tendierten diese hinsichtlich des klassischen Stils (1780-1810) zu Null. Paris, London und Wien hatten die Führung übernommen. Italien war und blieb bis heute musikalische Provinz. Um 1800 eine Haydn-Sinfonie mit einem italienischen Orchester aufzuführen, war schlicht nicht möglich, denn auch das allgemeine Niveau der Musiker muss desaströs gewesen sein.“

Soweit die Geschichte, nun zum Heute: Vier amerikanische Musiker haben 2017 in Norfolk, Connecticut, Kammermusik solcherart nach Nordeuropa gelangter, das sinkende Musikschiff Italien hinter sich gelassener Tonsetzer in unterschiedlicher Zusammensetzung aufgenommen: Phoebe Carrai und Beiliang Zhu (Barockcello), Charles Weaver (Laute) und Avi Stein (Cembalo) haben dabei insbesondere Stücke gewählt, die wegen einer Lehrer-Schüler Beziehung der Nachwelt erhalten geblieben sind. Viele italienische Komponisten wirkten nämlich auch als Privatlehrer beispielsweise für Londons reiche und musikbegeisterte Oberschicht. Verlagsdrucker veröffentlichten sodann diese Sonaten, Divertimenti und Duette mit einer entsprechenden Widmung an den Mäzen.

Gespielt werden die melancholisch elegischen bis virtuosen Stücke für Cello und Continuo  volltönend, akzentreich und in gediegener Eleganz. Ein barocker Reißer ist das Album allerdings nicht, was vor allem an der gleichförmigen Machart und der Erwartbarkeit der Kompositionen liegt. 

Dr. Ingobert Waltenberger

 

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